Laut der DVW sind die Unfälle mit Leichtkrafträdern seit Einführung von B196 um 59 Prozent gestiegen. Grundlage ist ein Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), der die Entwicklung von 2015 bis 2022 untersucht hat. In den Jahren vor 2019 war die Zahl der Unfälle demnach noch um rund ein Drittel zurückgegangen. DVW-Präsidentin Kirsten Lühmann sieht darin den Beweis, dass das Modell im Sinne der Verkehrssicherheit gescheitert sei.
Bericht zeigt Trendwende bei Unfallentwicklung
Auch bei den getöteten und schwerverletzten Fahrerinnen und Fahrern von Leichtkrafträdern registrierte die BASt eine gegenläufige Entwicklung. Zwischen 2015 und 2019 ging deren Zahl um 37 Prozent zurück, im Zeitraum von 2019 bis 2022 stieg sie wieder um denselben Wert an. Laut DVW waren B196-Fahrer zudem häufiger Hauptverursacher der Unfälle.
Die Organisation sieht den Hauptgrund in der vereinfachten Ausbildung. Für die Erweiterung genügt eine Schulung mit neun Unterrichtseinheiten zu je 90 Minuten, aufgeteilt in Theorie und Praxis. Eine unabhängige Prüfung ist nicht vorgesehen. Voraussetzung sind ein Mindestalter von 25 Jahren und mindestens fünf Jahre Besitz der Fahrerlaubnis Klasse B. Die Berechtigung wird im Führerschein mit der Schlüsselzahl 196 eingetragen.
Kritik an zu leichtem Zugang
DVW-Präsidentin Lühmann warnt, der vereinfachte Zugang öffne eine Hochrisikogruppe: "Motorradfahrende sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Für ihre aktive Sicherheit ist eine intensive und hochwertige Fahrausbildung unbedingt erforderlich. Das erreichen wir nicht mit einem Wochenendkurs." Nach Angaben der Verkehrswacht haben Motorräder eine mehr als 20x höhere fahrleistungsbezogene Unfallwahrscheinlichkeit als Pkw. Zudem seien die Folgen schwerer, da Zweiradfahrer ungeschützt unterwegs seien.
Der Verband hatte bereits bei Einführung der Regelung auf diese Risiken hingewiesen. Dennoch blieb die Ausbildungspraxis unverändert, was laut DVW nun zu der beobachteten Zunahme geführt habe. Parallel wird darauf verwiesen, dass Fahrerlaubnisinhaberinnen und -inhaber, die ihren Pkw-Führerschein vor dem ersten April 1980 erhalten haben, weiterhin ohne zusätzliche Schulung Motorräder bis 125 Kubikzentimeter fahren dürfen.
Rolle und Aufgaben der Deutschen Verkehrswacht
Die Deutsche Verkehrswacht ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1924 für Verkehrssicherheit, Mobilitätsbildung und Aufklärung einsetzt. Sie arbeitet bundesweit mit über 500 regionalen Verkehrswachten zusammen und kooperiert mit Polizei, Versicherungen und Verkehrsbehörden. Ziel ist es, Verkehrsunfälle zu verhindern und das Bewusstsein für sicheres Verhalten zu stärken – unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Interessen.
Zu ihren Aufgaben gehören Programme für Schulen, Senioren und Fahranfänger ebenso wie Kampagnen zu Radverkehr, Ablenkung oder Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Mit ihren Positionen nimmt die DVW regelmäßig Einfluss auf die öffentliche Debatte über verkehrspolitische Maßnahmen.












