So unterschiedlich ihre Außenfarben, so unterschiedlich sind auch die Ausrichtungen von MG ZS EV und Mazda MX-30. Um herauszufinden, ob Schwarz oder Weiß die Nase vorn hat, suchen wir im Grau, das beide Stromer trennt und eint.
So unterschiedlich ihre Außenfarben, so unterschiedlich sind auch die Ausrichtungen von MG ZS EV und Mazda MX-30. Um herauszufinden, ob Schwarz oder Weiß die Nase vorn hat, suchen wir im Grau, das beide Stromer trennt und eint.
Man soll ja nicht nur in Schwarz und Weiß denken. Schließlich gibt es im Leben neben Extremen auch zahlreiche Zwischentöne und Nuancen. Allerdings sind MG ZS EV und Mazda MX-30 dafür kein passendes Beispiel. Nicht nur wegen der Außenfarben der Testwagen, sondern weil sie auch in verschiedene Richtungen tendieren: auf der einen Seite der dandyhafte Mazda, auf der anderen der nutzwertige MG aus dem chinesischen SAIC-Konzern, der ja auch eine enge Bindung zum Volkswagen-Konzern pflegt.
Und die spürt man schnell im Innenraum des MG. Klar, die Materialien sind zum Teil sehr einfach und schlicht gehalten, aber alles wirkt sauber zusammengesetzt. Die geringe Innenraumbreite vorn rückt Fahrer und Beifahrer recht eng zusammen. Das stört aber weniger als die nur in der Höhe verstellbare Lenksäule, die zusammen mit den sehr hoch montierten, seitenhaltlosen Sitzen zu einer Sitzposition ähnlich wie in einem Lieferwagen zwingt.
Die Bedienung fällt – mit etwas Eingewöhnung – leicht, wenn man verstanden hat, dass die Taste mit der Aufschrift "KERS" nicht als Überholhilfe gegen Hamilton und Verstappen dient, sondern nur zum Anpassen der Rekuperation. Erfreulicherweise liegen Fahrmodus- und Klimaeinstellung auf haptischen Tasten. Auch die Lenkradbedienung mitsamt Tempomatsteuerung auf einem Bediensatelliten hinterm Lenkrad ist klassisch und funktional ausgeführt. Der Touchscreen reagiert im Vergleich zu dem des kürzlich getesteten MG Marvel R ruckfrei und schnell. Die Menüstruktur ist flach, nur die Schrift und manche Bedienflächen sind zum Teil zu klein. Im Fond bietet der ZS ausreichend Kniefreiheit, legt mit dem Glasdach aber schon Personen ab 1,80 Meter den Dachhimmel auf den Kopf. Der geräumige Kofferraum bietet unter dem verstellbaren Ladeboden noch ein Fach für das Ladekabel – top!
Seine nutzwertige Ausrichtung kann der ZS beim Fahren leider kaum verbergen. Lenkbefehle provozieren nur kleine Reaktionen der Vorderräder, so indirekt ist die Lenkung übersetzt. Gleichzeitig fühlt sie sich dabei äußerst taub an, was viel Vertrauen raubt. Über Bodenwellen aller Art rumpelt und hoppelt der MG lautstark hinweg und schaukelt sich geringfügig auf. Für Fahrdynamik und Fahrspaß sind andere zuständig.
An seinem Antrieb soll es jedoch nicht liegen, denn der gefällt mit kräftigem Antritt und passabler Höchstgeschwindigkeit. Zwar muss das ESP dem forschen Treiben des E-Motors mit laut sirrenden Eingriffen regelmäßig Einhalt gebieten, aber mit 7,9 Sekunden von null auf hundert ist er wahrlich keine Trantüte. Auffällig: Während drei Rekuperationsmodi zur Verfügung stehen, kann der MG nicht über Betätigung des Bremspedals rekuperieren. Es empfiehlt sich also, stets in der höchsten Stufe zu fahren, auch wenn das vor allem auf der Autobahn schnell unharmonisch wird.
Gemessen an der geringen Rekuperation geht der Stromverbrauch in Ordnung und reicht dank des stattlichen 70-Kilowattstunden-Akkus für fast 300 Kilometer Testreichweite. Kein Spaß: Unter 10 Prozent drosselt der MG die Leistung auf ein Minimum. Selbst kleinere Autobahn-Steigungen werden dann zur echten Herausforderung und auch zur Gefahr, denn im Test gelang es zum Teil nicht mehr, schneller als 60 km/h – die Mindestgeschwindigkeit auf der Autobahn – zu fahren. MG rät zwar, den Akku nicht unter 10 Prozent fallen zu lassen, aber hier muss dringend nachgebessert werden. Dennoch: Mehr Akkukapazität für unter 40.000 Euro bietet aktuell niemand.
Und damit kann der MG seinem japanischen Konkurrenten gleich den Schwarzen Peter zuschieben, denn der MX-30 bietet gerade einmal die Hälfte der Kapazität. Wo der arg dröge MG ganz auf den grundlegenden Zweck der Automobilität gepolt ist, nimmt sich der Mazda Zeit und Raum für die schönen Dinge. Dazu gehört sein Interieur, das mit feiner Machart überzeugt, aber vor allem hinten nur wenig Raum für Mitreisende und deren Einstieg durch die gegenläufig öffnenden Fondtüren offeriert.
Vorn hingegen wirkt er mit mehr Innenbreite und Höhe trotz der hohen Fensterlinie weniger beengt als der MG. Leder, feine Stoffe und Korkeinlagen schaffen ein hochwertiges wie eigenständiges Ambiente. Dank des Dreh-Drück-Stellers und vieler klar beschrifteter Tasten fällt die Bedienung sehr leicht. Gute Sitze und ein weiter Lenkradverstellbereich helfen der Ergonomie. Zwar wirkt das Infotainment mit seiner etwas antiken Kartendarstellung nicht mehr ganz frisch, aber funktional kann man dem System – abgesehen von der langwierigen Sprachsteuerung – wenig vorwerfen. Der Kofferraum ist nicht ganz so praktisch wie der des MG, dabei aber kaum kleiner.
Deutlich lockerer als der MG schwingt sich der Mazda durch Kurven und über Bodenwellen. Die Lenkung wirkt nicht sonderlich sportlich, dafür aber angenehm harmonisch und ausreichend direkt. Ein bisschen mehr Power würde dem MX-30 guttun, denn das elektrotypisch kräftige Beschleunigungsgefühl geht ihm eher ab. Trotz fünfstufig einstellbarer Rekuperation bleibt die Reichweite ein Thema. Mehr als 170 Kilometer sind selbst bei ökonomischer Fahrweise kaum drin. Immerhin hilft der kleine Akku, die Produktionsemissionen niedrig zu halten.
Günstig ist elektrotypisch keiner von beiden. Der MG bietet viel Reichweite fürs Geld, der Mazda viel Klasse. Eine weiße Weste kann am Ende keiner vorweisen. Zu sehr tendieren beide in ihre jeweiligen Extreme, die eine gewisse Kompromissbereitschaft einfordern. Und so steht am Ende neben der Erkenntnis, dass Extreme nur in seltenen Fällen ein gutes Auto ergeben, der Sieg des Mazda – schwarz auf weiß, natürlich.
Mazda MX-30 EV Makoto | MG ZS EV 70 kWh Luxury | |
Grundpreis | 39.990 € | 39.990 € |
Außenmaße | 4395 x 1848 x 1555 mm | 4323 x 1809 x 1649 mm |
Kofferraumvolumen | 350 bis 1155 l | 470 bis 1100 l |
Höchstgeschwindigkeit | 140 km/h | 175 km/h |
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km |