Piaggio hat Produktion und Vertrieb der legendären Ape nach fast 80 Jahren Bauzeit in Europa eingestellt. Das kultige Dreirad konnte die EU-Umweltvorschriften nicht mehr erfüllen. Eine andere italienische Traditionsfirma will in die Ape-Fußstapfen treten: Fiat hat den Tris (italienisch für "Dreier") vorgestellt, der künftig mit einer modernen Interpretation des Ape-Designs deren Job übernehmen will – als Multifunktions-Transporter mit Sympathie-Garantie.
Tris in drei Versionen
Der Tris wird in drei verschiedenen Ausführungen angeboten: als reines Fahrgestell, mit Plattform oder mit Ladepritsche. Die Kabine ohne Türen lässt sich schnell und bequem betreten; gleichzeitig sorgen Dach, Frontscheibe und Scheibenwischer für eine gewisse Wetterfestigkeit. Je nach Modellvariante lassen sich bis zu 540 Kilogramm Nutzlast und ein Ladevolumen von maximal drei Kubikmetern transportieren – und das bei einer kompakten Gesamtlänge von nur 3,17 Metern. Die durchdachte Bauweise ermöglicht sogar den Transport einer Euro-Palette und sorgt gleichzeitig für eine hohe Wendigkeit im Stadtverkehr.
Angetrieben wird der Tris von einem 48-Volt-Elektromotor mit einer Spitzenleistung von 9 kW (12 PS) und einem maximalen Drehmoment von 45 Nm. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 km/h. Die verbaute Lithium-Batterie mit einer Kapazität von 6,9 kWh erlaubt eine Reichweite von bis zu 90 Kilometern und lässt sich an einer normalen Haushaltssteckdose in weniger als fünf Stunden vollständig aufladen. Das liest sich von den technischen Daten wenig spektakulär, trifft aber für die meisten Anwendungen genau ins Schwarze. Denn in vielen Weltregionen ist das völlig ausreichend, um die Arbeit aufzunehmen.
Produktion in Afrika
Beispiel Marokko: In Kenitra, nördlich der Hauptstadt Rabat an der marokkanischen Küste gelegen, betreibt Stellantis ein großes Werk. Dort wird künftig auch der Fiat Tris gebaut, mit Technik-Bausteinen aus den Kleinstwagen der Gruppe wie dem Opel Rocks E. Der wird ebenfalls in Kenitra produziert. Seine Markteinführung wird der Fiat Tris vor Ort feiern; er geht zunächst in Afrika und dem Mittleren Osten an den Start. Dort ist der Bedarf an einfachen und robusten Kleintransportern gewaltig. Aktuell ist dieses Segment fest in chinesischer Hand, die zum Lasten-Dreirad umgebauten Motorräder sind beispielsweise in Nordafrika allgegenwärtig.

Der Bedarf an robusten Kleinst-Transportern ist in vielen Schwellenländern riesig, der Markt aktuell fest in der Hand chinesischer Hersteller mit zum Lasten-Dreirad umgebauten Motorrädern.
Das könnte sich künftig ändern, denn der Tris kann vieles besser als diese Vehikel mit lärmenden und abgasstarken Benzinmotoren. Die Nutzlast von bis zu einer halben Tonne zum Beispiel, aber auch den Wetterschutz, den sich China-Dreirad-Nutzer vor Ort oft selbst basteln. Die Reichweite ist völlig ausreichend, um die üblichen Transportjobs zum Beispiel in der Altstadt von Marrakesch zu bewältigen, ohne in den engen Gassen die Luft zu verpesten.
Extrem günstige Betriebskosten
Der wichtigste Punkt aber sind die Betriebskosten, abermals am Beispiel Marokko: Dort kostet die Kilowattstunde Strom umgerechnet rund 12 Cent, während ein Liter Benzin aktuell rund 1,30 Euro kostet. Man muss kein Mathe-Genie sein, um den erheblichen Betriebskostenvorteil des Tris zu erkennen. Und "tanken" lässt er sich eben an jeder beliebigen Steckdose.
Doch der Tris wird nicht nur in Schwellenländern antreten. Olivier Francois, CEO von Fiat, bei der Präsentation des Tris: "Wir glauben, dass sein Potenzial weit darüber hinausgeht: Europa könnte der nächste Schritt sein, denn diese intelligente und nachhaltige Lösung spricht eine universelle Sprache." Das darf man als Bestätigung eines Starts auch in der EU sehen. Und hier könnte der Tris ebenfalls viele Punkte sammeln. Etwa die elektrischen Lastenfahrräder ersetzen, mit denen in vielen Großstädten Lieferfahrer um die Wette treten. Auch der klassische Ape-Einsatz als kultiges Verkaufsmobil, etwa als mobile Café-Bar, lässt sich mit dem Tris perfekt erledigen.
Und nicht zuletzt lockt ein solches E-Mobil auch Jugendliche, denn der Tris lässt sich (bei einer Leistungsdrosselung auf 6 kW) mit der Führerscheinklasse AM ab 15 Jahren fahren. Preislich wird der Tris voraussichtlich in der Liga des Citroën Ami oder Opel Rocks E mitspielen. Wir tippen auf einen Basispreis von 7.000 bis 8.000 Euro.