Renault Trafic E-Tech Weltpremiere: Elektro-Transporter-Revolution aus Frankreich

Renault Trafic E-Tech Weltpremiere
Elektro-Transporter-Revolution aus Frankreich

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.11.2025
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Der bereits im Frühjahr angekündigte Renault Trafic E-Tech hat im November auf der wichtigsten französischen Nutzfahrzeugmesse Solutrans in Lyon seine Publikumspremiere gefeiert. Damit bringt Renault erstmals einen von Grund auf für den Elektroantrieb entwickelten Transporter. Während viele Wettbewerber nach wie vor elektrifizierte Verbrenner-Plattformen für ihre E-Vans verwenden, ist der Trafic E-Tech damit technisch klar im Vorteil.

Der Renault Trafic E-Tech wurde vom Joint Venture Flexis, das von der Renault Group, der Volvo Group und dem Logistikunternehmen CMA CGM gemeinsam betrieben wird, entwickelt; ganz alleine musste Renault die Entwicklungskosten also nicht stemmen. Die Produktion des Trafic E-Tech erfolgt im Renault-Werk Sandouville in Frankreich, wo auch die konventionellen Dieselvarianten des Modells gefertigt werden. Denn der aktuelle Trafic mit Verbrenner-Motoren soll parallel zum E-Tech weitergebaut werden.

Batterien und Antrieb

Der Trafic E-Tech ist mit einer sogenannten Skateboard-Plattform mit Unterflurbatterie und Heckantrieb konzipiert, was einen sehr variablen Aufbau ermöglicht. Passend dazu soll auf dieser Plattform in naher Zukunft auch ein hoch aufbauender Transporter für den Paketlieferdienst (Estafette) und eine Fahrgestellvariante für individuelle Heckaufbauten entstehen. Der ursprüngliche Plan, diese Variante "Goelette" zu taufen, wurde verworfen, auch das Fahrgestell wird als Trafic E-Tech vermarktet.

Renault bietet den Trafic E-Tech mit zwei Batterievarianten an. Die Standardreichweite nutzt eine LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) mit 60 kWh, die rund 350 Kilometer nach WLTP ermöglichen soll. Für Nutzer mit Langstrecken-Einsätzen gibt es eine Variante mit NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Kobalt) mit 81 kWh, die eine Reichweite von rund 450 Kilometern erreichen soll. Beide Batterien sind im Fahrzeugboden integriert, was den Innenraum maximiert und den Schwerpunkt senkt. Der neue Elektromotor leistet 150 kW und 345 Nm Drehmoment, den Wirkungsgrad gibt Renault mit 95 Prozent an. Neben dem Bordlader, der 11 kW AC-Ladung ermöglicht, sind an Schnellladern bis zu 240 kW Ladeleistung erreichbar.

Spezielle Software

Mit dem Trafic E-Tech führt Renault ein Software-Konzept ein, das deutlich über klassische Fahrzeugsteuerungen hinausgeht. Statt vieler einzelner Steuergeräte für spezielle Aufgaben arbeitet der Transporter als sogenanntes Software-definiertes Fahrzeug (Software Defined Vehicle, SDV): Die Software bildet das Zentrum des gesamten Systems und lässt sich während der kompletten Lebensdauer des Fahrzeugs aktualisieren, vergleichbar zu einem Smartphone.

Herzstück ist eine zentralisierte Computerarchitektur, die in zwei Funktionsbereiche gegliedert ist. Die "rechte Hemisphäre" kümmert sich um alles, was den Fahrer direkt betrifft, etwa Infotainment, Sprachsteuerung, Apps oder die grafische Bedienoberfläche. Die "linke Hemisphäre" übernimmt die technische Kontrolle des Fahrzeugs, steuert Bremsen, Verriegelung und weitere Aktuatoren und verarbeitet kontinuierlich die Daten der Sensoren.

04/2025 Renault Goelette E-Tech Elektro-Transporter
Renault

Dadurch können Unternehmen das Multimediasystem an ihren Einsatzzweck anpassen – etwa indem Lieferdienste Tourdaten, Kontakte und Kommentare direkt in die Benutzeroberfläche ihrer Fahrer integrieren. Auch Spezialfahrzeuge profitieren von der SDV-Plattform. Kühltransporter können beispielsweise automatisch planen, ob aufgrund hoher Außentemperaturen und des Stromverbrauchs ein zusätzlicher Ladestopp nötig ist, um die Kühlkette stabil zu halten.

Zusätzlich werden V2L-Funktionen angeboten, über die externe Geräte wie zum Beispiel Handwerker-Werkzeuge direkt aus der Fahrzeugbatterie mit Strom versorgt werden können.

Mit 800-Volt-Technik

Beim Laden setzt Renault erstmals in einem Transportermodell auf 800-Volt-Technologie. An geeigneten DC-Schnellladestationen lässt sich die Batterie dadurch in weniger als 20 Minuten von 15 auf 80 Prozent bringen – ein wesentlicher Vorteil im gewerblichen Dauereinsatz. Dieser Ansatz reduziert Standzeiten und erleichtert die Planung im Liefer- und Servicebetrieb. Alternativ stehen AC-Ladeoptionen für planbare Ladevorgänge etwa auf dem Betriebshof zur Verfügung.

Die Abmessungen

Der Wendekreis soll laut Renault dem eines Kleinwagens entsprechen. Vorerst geplant sind zwei Längen: Der L1 Kastenwagen bietet ein Ladevolumen von 5,1 Kubikmeter bei einer Außenlänge von 4,87 Meter. Der L2 kommt bei einem um 40 Zentimeter verlängerten Radstand auf 5,27 Meter und ein Ladevolumen von 5,8 Kubikmeter. Die Breite von 1,92 Meter ist bei beiden Modellen identisch. Die Gesamthöhe von 1,9 Meter erlaubt dabei das Befahren der meisten Tiefgaragen. Die Anhängelast beträgt 2.000 kg.

Marktstart und Preis

Wann genau der Trafic E-Tech im Handel steht, hat Renault noch nicht bekannt gegeben. Angekündigt ist er für "Ende 2026". Auch Preise gibt es zur Premierenfeier noch keine. Und auch hier wagen wir eine Schätzung: Die Basis wird sich voraussichtlich nahe an einem Nettopreis von 35.000 Euro bewegen.

Fazit