Der Trend stimmt bei Aston Martin. Sieben Rennen, sechs Mal in den Punkten. Lange befand sich der britische Rennstall diese Saison auf der Verliererstraße. Doch seit dem GP Spanien hat Aston Martin 22 WM-Zähler auf Williams aufgeholt. Der fünfte Platz in der Konstrukteurs-WM ist wieder ein realistisches Ziel.
Die Wende wurde mit dem ersten großen Upgrade in Imola eingeläutet. Auch wenn der siebte WM-Lauf noch eine Nullrunde war. Aber beide Fahrer schafften es hier immerhin ins Q3. Ein Rennen zuvor in Miami fuhren die Aston Martin noch am Ende des Feldes herum. Die Ausbaustufe mit einem neuem Unterboden und modifizierten Seitenkästen brachte zwei Zehntel. Die Fahrer fanden wieder Vertrauen in ihre grünen Autos.
Der Lohn beim GP Emilia Romagna wurde durch die falsche Taktik verspielt. Die war das Resultat der Sorge um die Reifen. Der starke Verschleiß konnte mit dem ersten Entwicklungsschritt noch nicht wirkungsvoll eingedämmt werden. Das besserte sich erst, nachdem die Ingenieure weitere Änderungen am Unterboden vornahmen und ein neuer Frontflügel den Abtrieb stabilisierte. Mittlerweile kann Aston Martin bei Bedarf sogar ein Einstopp-Rennen fahren, wo andere auf zwei Reifenwechsel ausweichen. Das ist eine völlig neue Qualität.
Platz fünf ist das Ziel
So richtig vorwärts ging es erst mit dem GP Spanien. Möglicherweise weil andere Teams mehr Zeit durch die strengeren Verbiege-Regeln für den Frontflügel verloren. Barcelona war immer eine Angststrecke für Aston Martin. Selbst in besseren Zeiten. Dieses Jahr qualifizierte sich Alonso für die fünfte Startreihe und kam als Neunter ins Ziel.
Dem folgten zwei siebte, ein weiterer neunter, ein fünfter Platz und ein achter Platz in Budapest. Teamkollege Lance Stroll schaufelte weitere 18 Punkte auf das Konto. Und plötzlich war Aston Martin wieder Sechster in der WM. Mit guter Aussicht Williams noch einzuholen.
Fernando Alonso bestätigt, dass der fünfte Platz das Ziel für die zweite Saisonhälfte sein muss. "Am Anfang war es noch weit weg. Jetzt erscheint es klarer am Horizont. Wir waren die letzten beiden Jahre Fünfter und wollen es wieder werden."
Aston Martin hat jetzt auch das Auto dazu. Startplätze in den Top Ten sind zur Routine geworden. Nur in Spa stockte der Aufwärtstrend. Das Team weiß bis heute nicht so genau, was auf der Ardennenpiste schiefgelaufen ist. "Das Layout kam unserem Auto nicht entgegen. Und wir haben das Setup nicht richtig getroffen", vermutet Alonso.

In Zandvoort wäre mit etwas mehr Glück mehr drin gewesen.
Verpasste Chancen in Zandvoort
Mittlerweile überrascht der AMR25 seine Fahrer öfter positiv als negativ. Vor allem auf ehemaligen Problemstrecken. "In Ungarn dachte ich, dass es ein Kampf wird aus dem Q1 rauszukommen. Dann fehlen mir auf die Pole Position nur eineinhalb Zehntel, und ich werde im Rennen Fünfter", wunderte sich Alonso.
Auch in Zandvoort lag der dienstälteste Formel-1-Pilot lange auf Überraschungs-Kurs. Am ersten Trainingstag konnte er als einziger den übermächtigen McLaren folgen. Dann wurde er in der Qualifikation vom Winde verweht. Zwei Böen in Kurve 9 und 12 kosteten drei Zehntel. "Der siebte Startplatz wäre möglich gewesen", rechnete Chefingenieur Mike Krack hoch.
Im Rennen verspielte Alonso eine bessere Platzierung durch eine schlechte Startrunde, die ihn vier Positionen kostete. Aston Martin setzte auf zwei Boxenstopps mit frühen Reifenwechseln, eine Taktik, die durch das Timing der ersten Safety-Car-Phase zerschossen wurde. Die zweite half dann bei der Schadensbegrenzung. So wie das Rennen lief, kam Aston Martin mit zehn Punkten mit einem blauen Auge davon. Alonso ist überzeugt: "Es war ein Tag der verpassten Chancen. Wir hatten einen besseren Rennspeed als viele Autos vor uns."
Ein Geschenk von mehr Windkanalzeit
Aston Martin hat sein Auto mit den drei großen Upgrades in Imola, Silverstone und Spa nicht nur schneller gemacht, sondern hat es mittlerweile auch besser verstanden. So wurde in Ungarn die bessere von zwei Unterboden-Varianten ausgefiltert. Das Team muss jetzt nicht mehr beide Spezifikationen ins Reisegepäck nehmen.
Obwohl das Technikbüro den AMR25 bis weit in die Saison entwickelt hat, läuft der Windkanal seit Juli zu 99 Prozent für das 2026er Auto. Weil Aston Martin am Stichtag Ende Juni nur auf Rang 8 lag, gab es als Geschenk obendrauf extra Windkanalzeit. Die Aerodynamiker dürfen nun im zweiten Halbjahr 336 statt 288 Versuchsreihen fahren. Teamchef Andy Cowell stellte klar. "Die Tür zum Windkanal öffnet sich für das aktuelle Auto nur noch, wenn wir etwas finden, das einen signifikanten Fortschritt bringt und uns auch beim 2026er Auto hilft."
Aston Martin stand in dieser Saison vor einer doppelten Aufgabe. Einerseits musste das Star-Ensemble im Technikbüro beweisen, dass es die Fehler des AMR25-Konzepts verstanden hat und diese auch abstellen kann. Parallel dazu wurden die neuen Werkzeuge kalibriert. Windkanal und Fahrsimulator gingen noch vor Saisonbeginn ans Netz. Die Upgrades sollten helfen, die Datenwelt besser an die Realität anzupassen. Laut Cowell befindet man sich auf einem guten Weg dazu.

Der plötzliche Aufschwung sorgt für viel Optimismus, was die WM-Chancen 2026 angeht.
Rolle von Newey noch unklar
Ob Superhirn Adrian Newey einen Einfluss auf die Fortschritte mit dem aktuellen Auto hatte, und wenn ja, wie viel, wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Newey soll sich über ein paar Mittagsessen hinweg in der Werkskantine ein paar Mal mit der 2025er Eingreiftruppe ausgetauscht haben heißt es, doch sein Fokus lag fast ausschließlich auf dem Auto der Zukunft. Dann soll Aston Martin nicht mehr um Punkte, sondern auch um Siege fahren.
Der britische Rennstall hat auch in den Abläufen an der Strecke einen Sprung gemacht. Immer wieder schwimmt er gegen den Strom, und meistens schwimmt er richtig. In Imola, Monte Carlo und Montreal misstraute man Pirellis neuem Superkleber C6 und qualifizierte sich teilweise auf der Medium-Mischung C5.
In Silverstone disponierte man Stroll für nur vier Runden auf Slicks und brachte den Kanadier trotz eines Extra-Stopps in die Punkteränge. In Budapest gab es für Qualifikation und Rennen eine klare Ansage: Unsere Fahrer brauchen eine freie Bahn, damit die Anströmung nicht gestört wird. Die Autos wurden antizyklisch früh auf die Strecke geschickt.
Das Team belohnt sich mit den Startplätzen fünf und sechs. Krack lobt: "In allen Fällen haben wir uns schon vor dem Wochenende festgelegt und daran festgehalten. Wenn es dann funktioniert, stärkt es das Selbstvertrauen der Ingenieure und Strategen." Dinge wie diese können helfen in einem Fünfkampf um Platz fünf, der immer härter wird. Williams, Aston Martin, Toro Rosso, Sauber und Haas trennen 36 Punkte.












