Fernando Alonso ist ein Zandvoort-Spezialist. 2023 wurde der Spanier Zweiter. Damals war der Aston Martin noch ein gutes Auto. Das wird er jetzt langsam wieder. Schon beim GP Ungarn zeigten die in drei großen Upgrades aufgerüsteten grünen Autos eine starke Form. Und am ersten Trainingstag zum GP der Niederlande lief es noch besser.
Alonso drehte im McLaren-Sandwich die zweitschnellste Runde und verfehlte die Freitags-Pole nur um 87 Tausendstel. Und auch im Longrun zeigte Alonso mit Platz 2 auf den Medium-Reifen seine Zähne. Allerdings legte der Aston Martin nur die Hälfte der Runden zurück wie der Tagesschnellste Lando Norris. Und war trotzdem im Schnitt um vier Zehntel langsamer.
Wenn alles normal läuft, dann sind die McLaren nach Ansicht von Red Bull-Sportchef Helmut Marko unbesiegbar. Der Mix aus allen Kurventypen kommt dem MCL39 entgegen. Lando Norris machte gleich am ersten Trainingstag deutlich, dass er seinen Vorjahressig wiederholen will. Oscar Piastri kam nie richtig in Fahrt. Auf eine Runde verlor er zwar nur 0,089 Sekunden, doch im Longrun war er durchschnittlich eine halbe Sekunde langsamer.
Zandvoort ähnlich wie Hungaroring
Zandvoort verlangt wie der Hungaroring vor der Sommerpause maximalen Abtrieb. Deshalb verwunderte es nicht, dass die Autos, die in Ungarn stark waren, auch in Zandvoort glänzen konnten. Nur Ferrari konnte die gute Form nicht konservieren. Die roten Autos stürzten in die Bedeutungslosigkeit ab. Die Fahrer klagten über Balanceprobleme. Lewis Hamilton drehte sich zwei Mal, war aber schneller als Charles Leclerc, der keine freie Runde fand.
Der ersten Trainingstag in Zandvoort war geprägt von der Angst vor Regen. Weil der Wetterbericht ein nasses zweites Training voraussagte, spulten viele Fahrer ihre Longruns schon in der ersten Trainingssitzung ab. Am Ende blieb es trocken. Dafür kosteten drei rote Flaggen insgesamt 24 Minuten Fahrzeit.
Zandvoort zeigte wieder seine Zähne. Schon nach elf Minuten gab es die erste rote Flagge. Andrea Kimi Antonelli hatte sich im Kiesbett von Kurve 9 eingegraben. Nach Ablauf des Trainings rutschte Max Verstappen bei seiner Startübung in der Tarzan-Kurve in die Falle. Die erste Kurve wurde auch für Alexander Albon zum Verhängnis. Den größten Crash aber fabrizierte Lance Stroll. Der Kanadier zimmerte seinen Aston Martin in die Mauer der ersten Steilkurve. Das grüne Auto verlor auf der rechten Seite beide Räder.

Lance Stroll machte aus dem Aston Martin Schrott.
Sechs Dinge, die Sie wissen müssen:
1) Wer schlägt die McLaren?
Solange es trocken bleibt, hat keiner eine Chance gegen die Papaya-Renner. Auch wenn sich Fernando Alonso zwischen die beiden McLaren schob. Im ersten Training hängten Lando Norris und Oscar Piastri die Konkurrenz um eine halbe Sekunde ab. Im zweiten ging es enger zu. Alonso verfehlte die Bestzeit nur um 87 Tausendstelsekunden. Bei McLaren machte Vorjahressieger Norris die bessere Figur. Er baute weniger Fehler als Piastri in seine Fahrt ein. Der Australier muss obendrein noch 5.000 Euro in die FIA-Kasse zahlen, weil er beim Einbiegen in die McLaren-Box zu früh dran war, in die Fahrspur zurückzog und damit George Russell zu einer Vollbremsung zwang.
2) Warum landete Verstappen im Kiesbett?
Das passiert Max Verstappen ganz selten. Der Weltmeister landete von seiner Startübung am Ende des ersten Trainings 170 Meter später direkt im Kiesbett der Tarzan-Kurve. Bremsen und Reifen waren nicht auf Idealtemperatur. "Übermotiviert", urteilte Red Bull-Sportchef Helmut Marko. Zum Glück hatte der Unterboden beim Ritt über den Kies keinen Schaden genommen. Zufrieden war man bei Red Bull auch so nicht. "Auf den härteren Reifenmischungen lief es ganz ordentlich. Aber auf den Soft-Gummis haben wir die Balance verloren", rätselte Marko. Sein Hoffnung: Das Rennen wird auf den harten Reifen und den Medium-Gummis bestritten. Der Red Bull fiel wie so oft vom Untersteuern ins Übersteuern.
Nach Berechnungen des Teams liegt Verstappen in der Rennsimulation im Bereich von Alonso und der Mercedes. Von McLaren redet man gar nicht mehr. Verstappen absolvierte zwei Dauerläufe. Den am Mittag auf Medium-Reifen, im zweiten Training auf Pirellis weichsten Sohlen. Verstappen hatte schon vor seinem Heimspiel den leisen Verdacht, dass Zandvoort für ihn ein schwieriges Pflaster sein könnte. "Unser Auto funktioniert besser in schnellen Kurven." Was in langsamen und mittelschnellen Kurven passiert, hat der Titelverteidiger beim GP Ungarn erfahren. Doch Marko differenziert. "Die Probleme von Ungarn hatten einen anderen Ursprung. Das haben wir gelöst."
3) Warum ist Ferrari so schlecht ?
Die Ergebnisse sprachen eigentlich für sich. Platz 6 und 8 sind kein Ruhmesblatt. Schlimmer noch ist der Rückstand von acht Zehntel auf die McLaren. Das überrascht nach der starken Vorstellung auf einer ähnlichen Strecke von Budapest. Doch wenn es einen Beweis für die Probleme von Ferrari brauchte, dann lieferte ihn Lewis Hamilton gleich zwei Mal. Der Engländer legte zwei Highspeed-Dreher auf die Bahn. Im ersten Training ausgangs Kurve 3, am Nachmittag beim Beschleunigen aus Kurve 9.
Den Ferrari fehlt Abtrieb im Heck, wenn die Fahrer in langsamen Kurven aufs Gas gehen. Das war im ersten Training mit einem zweistelligen Resultat noch schlimmer als in der zweiten Sitzung. Da konnten die Ingenieure das Problem lindern, aber nicht kurieren. Darauf will Hamilton aufbauen. "Auf eine Runde haben wir noch Probleme. Dafür sieht es in den Dauerläufen schon ganz gut aus." Auf George Russell fehlte ein Zehntel. Leclerc ließ durchblicken. "Uns fehlt noch viel. Da muss uns über Nacht schon noch etwas Geniales einfallen. Wenigstens wissen wir, wo wir ansetzen müssen. Wir verlieren hauptsächlich in zwei Kurven an Boden."
Uns fehlt noch viel. Da muss uns über Nacht schon noch etwas Geniales einfallen.
4) Hat Aston Martin geblufft?
Bei Aston Martin wurde verhalten gejubelt. Fernando Alonso fuhr im ersten Training die viertschnellste Zeit und war im zweiten Abschnitt sogar Zweitschnellster. Lance Stroll unterstrich als Dritter im ersten Training, dass die Aston Martin Zandvoort mindestens so stark sein werden wie in Ungarn. Alonso war der einzige, der auf eine Runde mit den McLaren mithalten konnte und darf sich Hoffnungen auf einem Podestplatz machen.
Doch wie echt ist seine Zeit? Schon in Ungarn ging Aston Martin mit etwas weniger Sprit in den Freitag, um den Faherr ein repräsentatives Gefühl für die Qualifikation zu geben. Aber Alonso war auch in den Longruns auf den Medium-Reifen schnell. Im ersten Training schaffte er einen Schnitt von 1.15,622 Minuten, im zweiten verbesserte er sich auf 1.15,363 Minuten.
Lance Stroll geriet beim Versuch Alonsos Zeiten zu egalisieren in der ersten Steilkurve auf die schiefe Bahn. Der Kanadier fuhr sie deutlich zu hoch an. Stroll lieferte in der Hugenholtzbocht einen Totalschaden ab. Es war der vierte materialintensive Crash nach Alonso in Melbourne und Miami und Stroll in Monte Carlo. Doch am Ende überwog der positive Eindruck. Aston Martin ist diesmal sogar für Red Bull, Mercedes und Ferrari ein Gegner.
5) Ist Sauber ein Geheimtipp?
Das Wochenende begann gut für Sauber. Gabriel Bortoleto und Nico Hülkenberg rangierten im ersten Training ohne Mühe auf den Plätzen 9 und 13. Hülkenberg überraschte wie in Budapest mit exzellenten Longruns auf Medium-Reifen. "Es war ein routinemäßiger Freitag. Nichts, was uns beunruhigen müsste." Sauber fand schnell ein gutes Setup für die anspruchsvolle Strecke. Dem Topspeed zuliebe opferte man minimal Abtrieb. Gabriel Bortoleto sieht noch Raum zur Verbesserung. "Wir haben schon zwischen erstem und zweiten Training einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ich hoffe, dass uns das bis morgen noch einmal gelingt.
6) Was kann Mercedes?
Die neue Hinterradaufhängung ist endgültig Geschichte. Beide Silberpfeile waren mit der alten Hinterachse bestückt. In der Aufarbeitung der Fehlentwicklung kam heraus, dass es in der Entwicklungsphase auf dem Aufhängungsprüfstand zu einem Problem mit dem Getriebeträger gab. Deshalb konnten nicht alle Tests planmäßig durchgeführt werden. Und so blieben einige Eigenschaften der Hinterachse verborgen, die dann auch nicht den Weg in die Simulationen und den Fahrsimulator fanden. Konsequenz: Die Fahrer wurden im Simulator in die Irre geführt. Die Nebenwirkungen spürten sie erst auf der Strecke. Die machten das Auto im Heck so instabil, dass George Russell und Andrea Kimi Antonelli das Vertrauen in ihre Autos verloren.
Das aber ist jetzt Schnee von gestern. Doch auch mit der alten Hinterradaufhängung lief es am ersten Trainingstag noch nicht wie gewünscht. Der Tag begann mit einem Ausrutscher von Antonelli in Kurve 9. Bis dahin war der 18-jähige Italiener erst sechs Runden gefahren. Bitter an einem Tag, an dem wegen des launischen Wetters jede Runde zählte. Antonelli arbeitete sich noch auf Platz 12 vor. Besser lief es für Russell. Mit dem vierten Platz und 0,384 Sekunden Rückstand auf Norris konnte der Engländer fürs erste leben. McLaren und Aston Martin sind aber noch außer Reichweite.












