105 Tage musste Nico Hülkenberg auf diesen Moment warten: In Austin gab es im Rennen des US-Grand-Prix endlich wieder Punkte auf das Konto. Der Deutsche steuerte seinen Sauber auf den achten Platz. Es waren die ersten Zähler seit seinem Husarenritt Anfang Juli in Silverstone. Damals feierte der 38-Jährige mit Rang drei den ersten Podiumsplatz seiner langen Formel-1-Karriere.
Anschließend gab es fünf Nuller in Serie. Immer waren es Kleinigkeiten, die ihm den Sprung unter die ersten Zehn verwehrten. Mal war es die Strategie im Rennen, der falsche Zeitpunkt für die Outlap im Qualifying, Fehler des Fahrers oder die Technik streikte, wie in Monza.
Sein Rookie-Teamkollege Gabriel Bortoleto trumpfte in dieser Zeit mächtig auf. Der Brasilianer schaffte es drei Mal in die Top 10 und schnappte sich zwischenzeitlich sieben Siege im Qualifying-Duell in Serie. Die Zeitenjagd gilt eigentlich als Paradedisziplin von Hülkenberg. In Texas war der Routinier hingegen auf Anhieb flott. Der anspruchsvolle Circuit of The Americas liegt ihm. "Wir haben ab dem ersten Training eine super Pace gezeigt", freute sich der zukünftige Audi-Werkspilot.
Gala im Sprint-Qualifying
Das erste Training am Freitag (17.10.) schloss Hülkenberg auf Rang zwei zwischen den McLaren-Fahrern ab. Als es das erste Mal ernst wurde, war er im Sprint-Qualifying zur Stelle und fuhr sensationell in die zweite Startreihe. Schon in SQ1 und SQ2 war er zwei Mal Fünfter. Mit dieser Leistung hatte man bei Sauber vor dem Wochenende nicht gerechnet: "Es gibt viele Bodenwellen. Das heißt, dass man sein Auto höher fahren muss. Wir verlieren dann im Vergleich zu unseren Gegnern", fürchtete Einsatzleiter Iñaki Rueda.
Selbst Hülkenberg rätselte nach der Gala im Shootout: "Das Auto ist das gleiche wie bei den anderen Rennen. Wir haben nichts anders gemacht. Vielleicht leiden wir weniger unter den Bodenwellen als die Konkurrenz."
Mit der Hoffnung auf Punkte ging es in den Sprint, der war aber nach wenigen Metern beendet. Hülkenberg wurde Opfer einer Kettenreaktion, die Lando Norris und Oscar Piastri im Zweikampf ausgelöst hatten. In Kurve 1 wurden er und Fernando Alonso mit ins Verderben gerissen. Zunächst beschuldigte McLaren-CEO Zak Brown den Deutschen, ruderte später jedoch zurück. Der Fahrer wiederum wertete es als normalen Rennunfall, zum selben Urteil kamen die Stewards.

Der Weg zeigt nach oben: Platz acht in Austin war der verdiente Lohn für Nico Hülkenberg.
Comeback im Rennen
Das Qualifying wenige Stunden später schloss Hülkenberg auf Rang elf ab. Damit ließ er sich alle Chancen auf Punkte im Grand Prix. Dort profitierte er nach einem soliden Start von der Kollision zwischen Carlos Sainz und Andrea Kimi Antonelli. Sainz hatte in seinem Williams den Mercedes von Antonelli in Kurve 15 getroffen, eliminierte sich selbst und warf den Italiener weit zurück.
So rückte Hülkenberg auf Rang neun vor, den er lange hielt. Seinen einzigen Stopp absolvierte er in Runde 33, als er auf den Soft-Reifen wechselte. Wiederum auf P9 liegend schnappte er sich einen Umlauf später Oliver Bearman, der in seinem Haas von Yuki Tsunoda (Red Bull) in einen Dreher gezwungen wurde. Schlussendlich rollte er mehrere Sekunden hinter Tsunoda und mit Sicherheitsabstand zu Bearman als Achter über die Ziellinie.
"Ich bin wirklich glücklich, gepunktet zu haben. Durch den Zwischenfall im Sprint hatten wir nicht die Gelegenheit zu zeigen, was wir können, also war es ein tolles Gefühl", jubelte Hülkenberg. Nach der Zieldurchfahrt äußerte sich der Pilot am Funk richtig euphorisch: "Gib mir die Punkte! Jaaa! Endlich, verdammt nochmal!"
Wheatley sieht Sauber als fünfte Kraft
Auch Teamchef Jonathan Wheatley strahlte: "Das war Nico-Hülkenberg-Style! Er war absolute Spitzenklasse — ruhig, schnell und fehlerlos unter sehr schwierigen Bedingungen." Eine interessante Erkenntnis hatte der Engländer den Journalisten mitzuteilen. "Wenn wir freie Fahrt haben, ist der C45 das fünftschnellste Auto im Feld. Aber wenn wir im Verkehr stecken, leiden wir mehr als unsere Gegner."
Dabei hätte es im Rennen vielleicht noch besser laufen können. Der frühe Sprint-Crash hatte einen unangenehmen Nebeneffekt. "Es lässt einen darüber nachdenken, wie die Geschichte wohl ausgesehen hätte, wenn Kurve 1 im Sprint reibungslos verlaufen wäre", grübelte Wheatley. Dem Team fehlten wichtige Daten, um herauszufinden, wie nahe man beim Setup ans Limit hätte gehen können.
In Mexiko wollen Hülkenberg und Sauber wiederum in die Punkte fahren. Dabei muss der Deutsche aber auf seinen Austin-Glücksbringer verzichten. In Texas besuchte ihn Freund Leo Neugebauer. Der Zehnkämpfer hatte sich in Tokio vor wenigen Wochen zum Weltmeister gekrönt. Vielleicht lässt sich noch ein anderer Glücksbringer bis zum Grand Prix in der Mega-City finden.












