Angst vor Verstappen lähmt McLaren: Hat Startcrash McLaren doppelt gestraft?

Angst vor Verstappen lähmt McLaren
Hat Startcrash McLaren doppelt gestraft?

GP USA 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.10.2025
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Die Angst vor Max Verstappen fährt bei McLaren mit. Und mit jedem Rennen, mit jedem verlorenen Punkt und jeder verschenkten Startposition wird sie größer. Der GP der USA in Austin läuft für McLaren bis jetzt maximal schlecht und für den Titelverteidiger maximal gut. Verstappen hat im Sprint acht Punkte auf die McLaren-Fahrer aufgeholt und startet von der Pole-Position. Damit steigt der Druck.

Lando Norris betrieb als Zweiter in der Qualifikation Schadensbegrenzung. Doch er muss wenigstens als Zweiter hinter dem WM-Gegner in die erste Kurve einbiegen. Setzt sich einer dazwischen, hat Verstappen einen Freifahrtschein zum nächsten Sieg. Für Oscar Piastri ist die Aufgabe auf dem sechsten Startplatz deutlich schwerer. Der WM-Spitzenreiter wird wohl zum vierten Mal in Folge massiv Punkte verlieren.

Das Unheil begann 215 Meter nach dem Start zum Sprint. Die Kollision, die beide McLaren aus dem Rennen riss, ging von Norris aus, der seinen Bremspunkt verpasste. Das zwang Piastri zum Ausweichen. Der Titelverteidiger entschied sich für die Innenspur, was ihm den Platz gegen Norris gebracht hätte, hätte sein linkes Hinterrad nicht am rechten Vorderrad des Sauber von Nico Hülkenberg eingehakt.

Piastri fehlte das Vertrauen ins Auto

Der Start zum Sprint war ein weiteres Zeichen dafür, wie groß der Druck im Kessel ist und wie das Duell der McLaren-Fahrer den Kampf um die interne Vorherrschaft Verstappen Punkte schenkt. Der Niederländer war nach seinem Bilderbuchstart in der ersten Kurve nicht zu schlagen. Norris richtete daraufhin seinen ganzen Blick auf Piastri und war so spät auf der Bremse, dass er den Scheitelpunkt überschießen musste. Hätte er dem besser gestarteten Teamkollegen den Vortritt gelassen, wäre es nie zu dem Massenunfall gekommen. Doch das ist in dem aufgeheizten Duell keine Option mehr.

Die Reparatur von zwei beschädigten Autos beschäftigte McLaren bis eine Viertelstunde vor der Qualifikation. Bei beiden wurde das komplette Heck getauscht, die Unterböden und bei Piastri auch noch die Vorderachse. Das spricht nicht gerade für eine optimale Vorbereitung. Piastri gab der Notoperation aber nicht die Schuld dafür, dass es McLaren nur auf die Startplätze zwei und sechs schaffte: "Die Autos waren in einem Stück und fühlten sich nicht schlechter an als vorher."

Und doch war die Nullrunde im Sprint ein Nachteil. Speziell für ihn. "Ich fand nie meinen Rhythmus und kein Vertrauen ins Auto. Das ganze Wochenende ist ein Kampf. Dadurch verliere ich in vielen Kurven ein bisschen Zeit, was sich dann zu einem großen Rückstand aufaddiert. Mir hätten die 19 Runden Sprint gutgetan, weil ich mich dann besser auf die Strecke hätte einschießen können."

Oscar Piastri - McLaren - GP USA 2025 - Austin - Formel 1
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McLaren fehlen die Daten

Auch McLaren fehlten die Runden im Sprint. So konnte man keine Daten über die Abnutzung der Bodenplatte, den Reifenverschleiß und den Benzinverbrauch sammeln. Die Fahrer wurden erst in der Qualifikation mit den heiklen Windverhältnissen konfrontiert. "Der Wind war stärker als am Freitag und er blies in den S-Kurven von hinten. Das hat das Auto sehr unruhig gemacht. Deshalb fehlte mir das absolute Vertrauen", erklärte Norris.

So erklärte sich der Engländer den Rückstand von drei Zehntel auf Verstappen, der wahrscheinlich noch größer geworden wäre, wenn der Weltmeister seinen letzten Q3-Versuch wahrnehmen hätte können. Verstappen kam mit einer Sekunde Verspätung über die Ziellinie. Am Vortag betrug sein Vorsprung weniger als eine Zehntelsekunde.

Selbst im Red-Bull-Camp wunderte man sich über den großen Abstand. "Wir haben das Auto eher Richtung Rennen abgestimmt, um die Reifen und die Bodenplatte zu schützen", verrät Helmut Marko. Verstappen hatte sich nach dem Sprint besorgt gezeigt, dass sich die Reifen bei der deutlich längeren Distanz im Rennen möglicherweise zu stark abnutzen.

Oscar Piastri - McLaren - GP USA 2025 - Austin - Formel 1
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Wer geht beim Setup mehr Risiko?

Doch Red Bull hatte einen vollen Datensatz in der Hand, um das Auto für das Hauptrennen neu abzustimmen. Dabei haben die Ingenieure offenbar einen besseren Job gemacht als ihre Kollegen bei McLaren, die nur auf ihre Erfahrungen aus dem ersten Training zurückgreifen konnten.

Daraus wurde ein konservatives Setup geboren. Aus Angst, nicht noch mehr Punkte an Verstappen zu verschenken, musste McLaren für das Rennen auf Nummer sicher gehen. Und das strafte sie in der Qualifikation. Alle Teams korrigierten die Fahrzeughöhe nach oben. Die Frage lautete nur, um wie viel.

Spione wollen gesehen haben, dass McLaren die Bodenfreiheit mehr anhob als viele Konkurrenten. Das Letzte, was McLaren jetzt brauchen kann, wäre eine Disqualifikation, weil sich die Schutzplatten in der Planke unter dem Auto zu stark abschleifen.

Jeder Millimeter nach oben schafft Sicherheit, kostet aber Abtrieb und damit Rundenzeit. Und wenn das Auto als Folge in den Kurven mehr rutscht, bauen auch die Reifen mehr ab. Lando Norris geht mit dem Prinzip Hoffnung in den 19. WM-Lauf. "Auf eine Runde waren wir heute nicht schnell genug. Aber normalerweise sind wir im Rennen besser, speziell, wenn es im Rennen heiß ist." Teamchef Andrea Stella baute schon einer möglichen weiteren Niederlage vor: "Wir haben heute gesehen, dass Verstappen und Red Bull unabhängig von der Strecke das derzeit beste Pakt haben."

Fazit