McLaren fuhr in vielen Rennen dieser Saison in einer ganz eigenen Welt. So auch beim vergangenen Grand Prix in Zandvoort. Hätte bei Lando Norris nicht der Defektteufel zugeschlagen, wäre es einmal mehr ein Doppelsieg geworden. Oscar Piastri hatte an der Spitze alles unter Kontrolle.
Doch in der Qualifikation zum GP Italien in Monza war McLaren eben nicht überlegen. Zwar redete man ein Wörtchen um die Pole-Position mit, doch schon vor dem Kampf um die erste Startreihe stand fest, dass Red Bull und Ferrari ebenfalls im Mix sein könnten. Im ersten Training hatte Lewis Hamilton im Ferrari die Nase vorn, im zweiten nahm Norris dem Ferrari-Ass Charles Leclerc nur 0,083 Sekunden ab und im dritten nur 0,021 Sekunden. Kein Vergleich zu den Abständen von mehreren Zehnteln in Zandvoort.
Kurven in Monza sind kurz
In der Qualifikation selbst schaffte es Norris nur auf den letzten Drücker in Q2, weil er beim ersten Versuch einen Patzer hatte und diesen abbrechen musste, im zweiten gelang ihm immerhin Platz fünf. In Q3 sah es nicht viel besser aus. Zunächst war er nur Neunter, dann im zweiten Anlauf auf Pole-Kurs, ehe Verstappen zuschlug. Der war in jedem Quali-Abschnitt schneller als Norris und Piastri.

Die McLaren-Piloten wirkten nicht happy bei der Pressekonferenz.
McLaren-Teamchef Andrea Stella erklärt, woran es liegen könnte, dass es in Zandvoort und Budapest so viel einfacher für die Papaya-Renner schien. "Unser Auto ist in den Kurven sehr konkurrenzfähig. Selbst hier sind wir in fast jeder Kurve die Schnellsten. Aber die Kurven sind relativ kurz." Man bremst spät und beschleunigt sehr früh wieder.
McLaren verliert viel auf den Geraden
Zudem gibt es nur sechs Kurven. Auf den Geraden ist der MCL39 nicht der Schnellste. Das belegt auch die Tabelle der Höchstgeschwindigkeiten, wo McLaren nur auf Platz 16 und 18 liegt. Der Vollastanteil liegt gesehen auf die Rundendistanz bei 83 Prozent. "Wir gewinnen also ein wenig in den Kurven und verlieren ziemlich viel Zeit auf den Geraden", führt Stella weiter aus. "Insgesamt können wir also nicht so dominant sein wie auf einigen anderen Strecken."
Ein weiterer Faktor: In Monza wird extrem wenig Abtrieb gefahren. Die Teams packen hier die flachen Flügel aus. Und das scheint dem MCL39 ebenfalls nicht zu schmecken, sondern man verliert laut Stella an aerodynamischer Effizienz. Zudem spielt ein weiterer Fakt in die Karten der Konkurrenz. Die Strecke bietet von Haus aus relativ viel Grip – schließlich wurde sie im Jahr 2024 neu asphaltiert. Sprich: Die Stärke von McLaren auch bei schwierigeren Grip-Verhältnissen schnell zu sein, kommt hier nicht so intensiv zum Tragen.
"Die Tatsache, dass der Grip sehr hoch ist und die Streckencharakteristik im Vergleich zu Zandvoort und Ungarn genau das Gegenteil ist, erklärt meiner Meinung nach ziemlich genau, warum wir hier keinen nennenswerten Vorteil haben", sagt Stella. Im Rennen wird das wohl nur minimal anders sein. Wobei sich hier wieder eine Änderungen ergibt. "Die Kurven werden etwas länger, weil man früher bremst und später Gas gibt, was unser Auto dann wettbewerbsfähiger macht", sagt er. Wenn man aber die Longrun-Zeiten der Konkurrenz anschaut, stellt er sich auf keine leichte Aufgabe ein. "Verstappens Zeiten waren vergleichbar mit unseren", sagt er.












