Die große Regelreform in der Winterpause sorgt dieses Jahr für klare Verhältnisse auf dem Transfermarkt. Die meisten Teams haben langfristige Verträge mit ihren Piloten unterschrieben, um 2026 neben der neuen Technik nicht auch noch einen neuen Fahrer integrieren zu müssen. Das hat zur Folge, dass es nun, acht Rennen vor Saisonende, kaum noch offene Plätze gibt.
Bei Red Bull streiten sich fünf Fahrer um vier Cockpits. Piloten von außerhalb haben keine Chance auf einen Platz bei den beiden Schwesterteams. Auch Mercedes hat aktuell nur einen Fahrer für 2026 unter Vertrag. Der Poker mit George Russell zieht sich länger hin als erwartet. Doch weil keine der beiden Parteien gute Alternativoptionen hat, wird man irgendwann zu einem Deal kommen müssen.
Einen echten freien Platz, der noch verfügbar ist, gibt es somit nur noch bei Alpine. Die französische Equipe, die im britischen Enstone ihre Fabrik hat und 2026 mit Mercedes-Motoren fährt, sucht noch nach einem zweiten Piloten für die kommende Saison. Aktuell hat Franco Colapinto den Platz inne. Doch wegen durchwachsener Leistungen in dieser Saison ist seine Zukunft noch ungewiss.
Wer wird Teamkollege von Pierre Gasly?
In Sachen Personalplanung lag der Fokus von Teamberater Flavio Briatore zuletzt aber nicht auf dem zweiten Fahrer: "Priorität Nummer eins war, den Vertrag mit Pierre Gasly bis 2028 zu verlängern. Das haben wir geschafft. Pierre ist für uns ein immens wichtiger Aktivposten in einer Zeit, die nicht einfach ist. Gib ihm ein Auto, in das er Vertrauen hat, und er ist so schnell wie die Besten", lobt der Italiener im Gespräch mit auto motor und sport.
Für Briatore ist Gasly auch wichtig, um eine konstante Messlatte für die Ingenieure zu haben: "Ich bin von seinem Talent, seinem Einsatz und seiner Einstellung beeindruckt. Er weiß, was er vom Auto verlangt, er ist intelligent und hat viel Erfahrung. Das wird nächstes Jahr noch wichtiger. Da wird Talent nicht ausreichen. Ganz entscheidend wird sein, wie der Fahrer die Energie verwaltet, wie er das Rennen gestaltet."
Nachdem der Gasly-Deal eingetütet wurde, kann man sich nun nach einem passenden Teamkollegen für den Franzosen umschauen: "Für das zweite Cockpit bin ich noch offen", verrät Briatore. "Vielleicht sollte ich einen Formel-E-Fahrer verpflichten? Aber im Ernst. Wir sind da noch offen. Die beiden Fahrer mit Erfahrung gehen zu Cadillac. Mal schauen, wie sich unsere jungen Fahrer im Rest der Saison schlagen. Wir haben Colapinto, wir haben (Paul) Aron, und wir werden auch nochmal mit (Jack) Doohan testen."
Cadillac schnappt sich Bottas und Perez
In den vergangenen Monaten hatte es immer mal wieder Gerüchte gegeben, dass Valtteri Bottas auf der Liste von Alpine stand, bevor er sich jetzt für Cadillac entschieden hat. Die Spekulationen hatten laut Briatore aber keine Substanz: "Mit Bottas habe ich nie über 2026 gesprochen. Ich glaube, die Gerüchte, dass er für Alpine fahren könnte, haben ihm geholfen, einen Vertrag mit Cadillac zu unterschreiben."
Und was ist mit Sergio Perez, der sich zusammen mit Bottas ebenfalls für Cadillac entschieden hat? War er ein ernsthafter Kandidat für Alpine? "Perez hat mich angerufen. Er hat mich gefragt, was unsere Pläne sind, hat aber gleichzeitig erzählt, dass er nah dran ist, sich mit Cadillac zu einigen. Ich konnte ihm zu dem Zeitpunkt nichts anbieten", enthüllt Briatore.
Damit stehen eigentlich nur noch jüngere Piloten zur Auswahl. Erste Kandidaten sind hier natürlich die eigenen Junioren. Doch Jack Doohan konnte bei seinen Einsätzen zu Beginn der Saison keine große Eigenwerbung betreiben. Und auch Franco Colapinto hat noch nicht bewiesen, dass er das Cockpit verdient. "Doohan hatte zu viele Unfälle. Auch Colapinto war am Anfang enttäuschend. Wir dachten, dass er besser abschneidet. Jetzt kommt er langsam in Fahrt. Er kennt das Auto besser und fühlt sich wohler", gibt sich Briatore zuversichtlich.

Nach der erfolgreichen Zeit mit Michael Schumacher könnte sich der Kreis für Flavio Briatore mit Sohn Mick schließen.
Briatore-Absage an Mick Schumacher
Bei den Fahrerentscheidungen agierte die Teamleitung zuletzt nicht immer glücklich. Der heimliche Chef beim Rennstall gibt diesbezüglich auch Fehler zu: "Rückblickend haben wir den Druck unterschätzt, dem diese jungen Fahrer ausgesetzt sind. Alpine ist ein Werksteam. Da ist der Druck noch einmal größer. Der multipliziert sich in einer schwierigen Saison. In einem kleinen Team tun sich Rookies leichter. Schauen Sie sich (Isack) Hadjar und (Gabriel) Bortoleto an."
Sollte Colapinto den leichten Aufwärtstrend aus den letzten Rennen nicht fortsetzen können, gibt es vielleicht eine Chance, dass sich die Alpine-Tür für einen Fahrer öffnet, der nicht aus dem eigenen Stall kommt. Mit Mick Schumacher gäbe es eine Alternative, die sogar schon Verbindungen zu Alpine geknüpft hat. Der Deutsche fährt bekanntlich im Langstreckenprogramm der Renault-Tochter und hinterließ in der WEC zuletzt eine gute Figur.
Noch hat der Deutsche keinen Vertrag für die Saison 2026 unterschrieben. Dass er zurück in die Formel 1 will, ist kein Geheimnis. Nachdem schon Vater Michael erfolgreich mit Briatore zusammengearbeitet hat, wäre ein Deal mit dem Sohnemann fast schon naheliegend. Doch Briatore schiebt bei der Frage nach den Chancen von Mick Schumacher bei Alpine unmissverständlich einen Riegel vor: "Er steht nicht auf unserer Liste."












