Platzt die Blase? Ein Kommentar zu den Gefahren für die neue Formel-1-Ära

Kommentar zu den Gefahren für die Formel 1
Platzt die Blase?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.12.2025
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Wir nehmen Sie, liebe Leser, ja gerne mit auf eine Reise in die Vergangenheit. An dieser Stelle soll es gar nicht so weit zurückgehen. Fünf Jahre ist es gerade einmal her, als die Formel 1 in einer der größten Krisen ihrer Geschichte steckte. Corona hatte einen großen Anteil, war aber nicht alleine schuld, dass plötzlich mehrere Rennställe von der Pleite bedroht waren.

Doch dann entwickelte sich eine der größten Erfolgsgeschichten der Sporthistorie. Abzulesen ist der rasante Aufwärtstrend gut an den Liberty-Media-Aktien, die unter dem Kürzel "FWONK" an der New Yorker NASDAQ-Börse gehandelt werden. Im März 2020 war der Kurs auf einen Wert von 17,70 US-Dollar abgestürzt. Wer damals einstieg, konnte richtig Kasse machen. Im Juni 2025 erreichten die Anteile bei 106,26 US-Dollar ihren aktuellen Höchststand.

Parallel zum Kurs schoss auch alles andere nach oben. Die Zahl der Rennen, die Zahl der Sponsoren, die Einnahmen aus TV-Rechten und die globale Reichweite. Für 2024 vermeldete die Serie einen Rekordgewinn von 3,65 Milliarden Dollar. Davon wurden 1,266 Milliarden an die Teams ausgeschüttet. Das entsprach einer Steigerung von 14 Prozent gegenüber 2023. Nach drei Quartalen 2025 lässt sich für dieses Jahr bereits ein weiteres Wachstum um neun Prozent erwarten.

Wert der F1-Teams steigt weiter

Nicht nur die Serie, sondern auch die Teams steigerten ihren Wert. Unternehmen, vor allem aus der Technologie- und Finanzbranche, stritten sich zuletzt darum, wer die besten Werbeplätze auf den Autos bekommt. "Früher ging es uns darum, die anderen Teams auszuinvestieren. Heute werden zusätzliche Einnahmen nicht mehr in die Entwicklung gesteckt, sondern bleiben als Gewinn übrig", freut sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Die Frage lautet, ob der Boom so weiter geht oder ob die Blase irgendwann platzt. Anzeichen für ein paar graue Wolken am rosa Horizont gibt es schon jetzt. Die Einnahmen der Formel 1 steigen nicht mehr ganz so rasant wie noch in den letzten Jahren. Mit 24 Rennen pro Saison ist ein Limit erreicht. Auch bei der Vermarktung wird die Luft nach oben immer dünner. Die kriselnde Weltwirtschaft gibt dem globalen Sport auch nicht gerade Rückenwind. Und die Show auf der Strecke konnte zuletzt auch nicht immer überzeugen.

Dass Wolff jetzt einen Teil seiner Mercedes-Anteile verkauft hat, könnte von den Skeptikern bereits als Zeichen gewertet werden, dass der Gipfel erreicht ist. Allerdings wechselten hier lediglich fünf Prozent des Teams den Besitzer – für angeblich 300 Millionen Euro. Als ein großes Misstrauensvotum gegenüber der Formel 1 sollte der Deal also nicht interpretiert werden. In der Boomphase traute sich kaum einer, Kritik am Kurs von Liberty Media zu äußern. Ausgerechnet die Fahrer waren es, die zuletzt aber auf einige Missstände aufmerksam gemacht haben. Max Verstappen wagte es sogar, das Prestigeprojekt der Rechteinhaber, den Las-Vegas-Grand-Prix, anzugreifen. Für Kritik sorgten der hohe Showanteil, die fahrerisch wenig herausfordernde Strecke und ein für alle Beteiligten strapaziöser Zeitplan.

Promis statt Racern

Dass Liberty mehr Wert auf Entertainment als auf den sportlichen Anspruch lege, hört man immer wieder als Vorwurf. Vor wenigen Wochen schimpfte Carlos Sainz, dass man in den TV-Bildern zu oft Promis und Fahrerfrauen sieht statt der Action auf der Strecke. Andauernde Diskussionen über künstliche Spannungsmacher kommen bei vielen Fans auch nicht gut an.

Das leise Grummeln könnte sich schnell in einen lauten Widerstand verwandeln, sollten die neuen Autos nicht den erhofften Fortschritt bringen. Die Erhöhung des Elektroanteils auf 50 Prozent hat bereits Skepsis an der Basis ausgelöst. Der Sound wird sich wohl nicht groß verbessern, so viel ist jetzt schon klar.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - Test - Bahrain - 28. Februar 2025
xpb

Erster F1-Test ohne Medien

Um den Status "Königsklasse" zu erhalten, darf die Formel 1 auf keinen Fall zur zweiten Formel E werden. Langes Segeln am Ende der Geraden oder Micky-Maus-Überholmanöver wie beim Elektropendant darf es nicht geben. Der Öko-Kurs sollte auch nicht zu Lasten der Performance gehen. Die versprochenen Leistungswerte klingen auf dem Papier gut. Doch auf der Strecke muss das Konzept überzeugen.

Dass die 2026er-Rennwagen Ende Januar in Barcelona zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Runden drehen, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Die Fans wollen wissen, wie die neue Formel 1 aussieht, wie sie klingt und wie sie auf der Strecke performt. Dazu gibt es mit Audi und Cadillac zwei neue Schwergewichte im Sport. Die Spannung ist entsprechend riesig. Und dann werden die Zuschauer vertröstet, weil sich Bahrain die Exklusivrechte für den ersten Auftritt der neuen Autos gekauft hatte und Barcelona erst nachträglich in den Testplan eingefügt wurde? Bleibt nur zu hoffen, dass dem Frustauftakt kein kompletter Fehlstart folgt.

Fazit