Vom Monster zum Pole-Auto: Das Geheimnis der Verstappen-Runde

Vom Monster zum Pole-Auto
Das Geheimnis der Verstappen-Runde

GP Italien 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 06.09.2025
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Vor einem Jahr war Monza für Red Bull der Tiefpunkt. Max Verstappen qualifizierte sich mit sieben Zehnteln Rückstand auf die Pole-Position nur für den siebten Startplatz. Und das waren seine Kommentare nach der Monza-Pleite von 2024: "Untersteuern am Kurveneingang, Übersteuern danach. Korrigieren wir an einem Ende, wird es am anderen noch schlimmer."

Der Red Bull widersetzte sich jedem Eingriff. Am Samstag kostete das Speed, am Sonntag Reifengummi. Verstappen fasste zusammen: "Wir hatten einmal das dominanteste Rennauto der Geschichte und haben ein Monster daraus gemacht."

Zwölf Monate später steht der Weltmeister auf der Pole-Position. Red Bull präsentierte sich auf seiner Angststrecke wie verwandelt. Max Verstappen zählte schon am Freitag zum Favoritenkreis für den besten Startplatz. Spätestens nach seiner Q2-Bestzeit wusste McLaren, dass ihr stärkster Gegner Verstappen heißt. Dann gelangen dem Holländer im Q3 zwei Super-Runden. Die erste hätte immer noch für den zweiten Startplatz gereicht. Die zweite stieß Lando Norris mit 77 Tausendstel Vorsprung vom Thron.

Verstappens Rekord für die Ewigkeit?

Es war die schnellste Runde der Formel 1-Geschichte. Vorher gehörte sie Lewis Hamilton im Mercedes W11. Halten wir es in Zahlen fest. 1.18,792 Minuten bedeuten einen Schnitt von 264,681 km/h. Es ist ein Rekord, der lange halten könnte. Die nächstjährigen Autos sollen zwei Sekunden langsamer werden. Verstappen relativierte. "Viel liegt am neuen Asphalt, den es seit letztem Jahr gibt. Der hat viel mehr Grip. Mit einem Mercedes von 2020 hätte man auf diesem Asphalt schneller fahren können."

Red Bull-Sportchef Helmut Marko hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. "Es hat sich schon am Freitag abgezeichnet, dass wir unser Katastrophen-Rennen vom Vorjahr abschütteln können. Verstappen brachte die überraschende Wende auf den Punkt: "Das Auto ist besser geworden. Wir haben beim Setup dazugelernt. Und ich hatte zwei saubere Runden."

Die McLaren-Fahrer zeigten sich nicht überrascht, dass ihnen ihr Erzfeind die Sicht nach vorne verstellt. "Wir sind auf gewissen Strecken verwundbar. Wenn die Konkurrenz näher an uns heranrückt, dann ist es meistens Max. Überraschend ist nur, wie sich Red Bull im Vergleich zum letzten Jahr gesteigert hat", urteilte Oscar Piastri.

Verstappen steigert sich um 1,4 Sekunden

Das belegen auch die Rundenzeiten. Verstappen war mit seiner Pole-Runde um 1,428 Sekunden schneller als seine Q3-Zeit von 2024. Lando Norris und Oscar Piastri konnten sich nur um 0,458 und 0,454 Sekunden steigern. Gleiches Bild bei Charles Leclerc. Noch geringer fiel der Unterschied bei George Russell aus. Der Mercedes-Pilot war in diesem Jahr nur um 0,283 Sekunden schneller als im letzten.

Das Geheimnis der plötzlichen Monza-Stärke von Red Bull hat viele Gründe. Da ist zunächst das Auto. Seit dem GP Österreich wird der RB21 bei jedem Rennen mit neuen Teilen bestückt. Meistens im Bereich Frontflügel und Unterboden. Auch in Monza legte das Technikteam um Pierre Waché nach. Das gibt dem Red Bull eine bessere Stabilität, reduziert das Untersteuern und macht das Auto berechenbarer.

Beim Setup geht man neuerdings andere Wege. Für Monza opferte Red Bull für das Auto mit der Startnummer 1 eine Spur Abtrieb für mehr Topspeed. Verstappen platzierte sich an allen Messstellen im vorderen Mittelfeld. Die McLaren rangierten jedes Mal ganz hinten. Dafür waren die Papaya-Renner in allen Kurven das Maß aller Dinge.

Neue Arbeitsmethodik bei Red Bull

Monza kam in diesem Jahr Red Bull entgegen. Der RB21 zeigt seine beste Effizienz bei tendenziell weniger Abtrieb. Die McLaren spielen ihre Stärke aus, wenn wie in Budapest und Zandvoort mit mehr Anpressdruck gefahren wird. Mit einem Volllastanteil von 83 Prozent ist Monza ein ganz anderes Pflaster als Zandvoort, wo die Fahrer nur zu 65 Prozent der Strecke voll auf dem Gas stehen.

Red Bull hat auch bei der Arbeitsmethodik viel geändert, verrät Marko. Die Vorbereitung im Simulator lehnt sich näher an der Realität an. "So gehen wir schon mal besser vorbereitet in das erste Training", sagt Marko. Am ersten Trainingstag wird ab sofort mit mehr Motorleistung gefahren. "Früher haben wir immer die Power runtergedreht und dann hochgerechnet, wo wir mit mehr Leistung stehen würden. Dabei lernst du aber auf der Strecke viele Effekte gar nicht kennen." Auch bei der Arbeit am Auto wird jetzt besser strukturiert vorgegangen. "Wir setzen einen Fuß vor den anderen und versuchen nicht mehr von einem Extrem ins andere zu springen." Das Resultat spricht für sich.

Letzte Setup-Änderung macht den Unterschied

Wenn man die schnellsten Runden analysiert, dann geht der erste Sektor wegen des besseren Topspeeds an Verstappen, der zweite wegen des besseren Autos an McLaren und der dritte endet unentschieden. "Und es kommt der Max-Faktor noch hinzu", fügt Marko an.

Oscar Piastri hatte das Gefühl, ein bisschen zu viel Zeit in der ersten Schikane verschenkt zu haben. Lando Noris beklagte, dass er zu spät seinen Rhythmus fand und erst zum Schluss das Maximum aus seinem Auto herausholen konnte. Verstappen schrieb die entscheidenden Hundertstelsekunden einer letzten Setup-Änderung zu. "Die hat mir erlaubt, ein bisschen mehr zu attackieren, und das hat den Unterschied ausgemacht."

Doch der Titelverteidiger will nicht zu früh den Tag vor dem Abend loben. "Wir haben ein besseres Auto als noch vor ein paar Rennen, aber das hat uns meistens nur in der Qualifikation geholfen. Im Rennen blieb es schwierig für uns." Darauf setzen auch die McLaren-Fahrer. "Unsere Stärke ist der Sonntag, und wir hoffen, dass wir sie ausspielen können." McLaren-Teamchef Andrea Stella warnt: "Max lag bei den Longruns am Freitag in unserem Bereich."

Fazit