Feiert Red Bull in Melbourne den dritten Doppelsieg in Folge? Oder kann die Konkurrenz nun endlich den ersten Konter setzen? In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Rennen im Albert Park gesammelt.
Feiert Red Bull in Melbourne den dritten Doppelsieg in Folge? Oder kann die Konkurrenz nun endlich den ersten Konter setzen? In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Rennen im Albert Park gesammelt.
Bei erst zwei von 23 Rennen sind wir in der Formel 1 natürlich noch weit von einer Vorentscheidung entfernt. Man erinnere sich nur an die Ausgangslage vor zwölf Monaten. Damals flog Charles Leclerc nach seinem Melbourne-Sieg mit 46 Punkten Vorsprung im Gepäck zurück nach Europa. Und wie das Ganze am Ende ausgegangen ist, dürften nicht nur die Ferrari-Fans noch gut in Erinnerung haben.
Doch wegen der drückenden Red-Bull-Überlegenheit fällt es aktuell schwer, sich vorzustellen, dass der WM-Kampf in nächster Zeit noch einmal spannend wird. In Bahrain und Saudi-Arabien hinkte die Konkurrenz weit hinterher. Die logische Folge waren zwei Doppelsiege von Max Verstappen und Sergio Perez. Als erster Verfolger komplettierte Fernando Alonso beide Male das Podium.
Der Stadtkurs im Albert Park ist aber keine gewöhnliche Rennstrecke. Hier kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu überraschenden Ergebnissen. So wurden nur drei der letzten zehn Australien-Sieger am Ende der Saison auch Weltmeister. Kuriose Rennverläufe und viel Spektakel sind hier eher die Regel als die Ausnahme.
Um den Action-Faktor noch zu erhöhen, wagt die Formel 1 dieses Jahr einen zweiten Anlauf mit vier DRS-Zonen. Diese Maßnahme hatte man schon im Vorjahr geplant. Doch nach den ersten beiden Trainings-Sessions wurde die Klappflügel-Freigabe für den Abschnitt zwischen den Kurven 8 und 9 aus Sicherheitsgründen wieder zurückgenommen. Wir sind gespannt, ob die Idee nun zu mehr Zweikämpfen führt.
Das Aufstehen zum F1-Frühstücksfernsehen am Sonntag (Rennstart 7.00 Uhr) sollte sich also lohnen. Das Wetter könnte dieses Jahr auch noch für zusätzliche Würze sorgen. Nach aktueller Vorhersage sollen zumindest am Trainingsfreitag Schauer über der Strecke niedergehen, was die Setup-Arbeit behindern könnte. Auch die Melbourne-Neulinge Oscar Piastri, Nyck de Vries und Logan Sargeant würden sicher konstante Bedingungen an allen drei Tagen bevorzugen.
Der 1953 eröffnete Albert Park Circuit bildete früher stets den traditionellen Start in eine neue F1-Saison. Mit ein paar Extra-Millionen für Liberty Media kaufte Bahrain der australischen Konkurrenz dieses Privileg zuletzt jedoch ab. Aber auch ohne den Reiz des Auftaktrennens ist Melbourne immer eine Reise wert. Auch wenn sich Überholen auf den öffentlichen Parkwegen meist schwierig gestaltete, gab es oft viel Spektakel. Fahrfehler werden hier hart bestraft. Die Kiesbetten sind tief, die Mauern stehen gefährlich nahe am Streckenrand. Safety-Car-Einsätze sind eher die Regel als die Ausnahme.
In den letzten Jahren wurde einiges getan, damit es auch mit dem Überholen besser klappt. Parallel zur Einführung der neuen Rennwagen-Generation im Jahr 2022 wurde die Strecke großflächig umgebaut, um Angreifern die Attacke zu erleichtern. In den Kurven T1, T3, T6, T13 und T15 wurde die Piste verbreitert, um mehr Platz für Manöver zu schaffen. Die alte Schikane T9/T10 wurde komplett beseitigt. Der Kurs ist seit der Renovierung insgesamt flüssiger gesteckt und damit deutlich schneller. Die Rundenlänge schrumpfte von 5,303 auf nur noch 5,279 Kilometer, was aber keine Auswirkungen auf die Zahl der Rennrunden (58) hat.
Auf den verlängerten Vollgaspassagen ließ die FIA überall DRS-Zonen einrichten. Doch bei der Premiere mit vier Flügelklapp-Stellen äußerten die Fahrer nach den Proberunden am Freitag Sicherheitsbedenken. So wurde eine der DRS-Passagen wieder einkassiert. Weil das Rennen 2022 nicht gerade als Überhol-Festival in die Geschichte einging, will man es jetzt aber doch noch einmal versuchen. Ein Rennen mit vier DRS-Zonen gab es in der Formel 1 noch nie.
Streckenlänge: 5,279 km
Rundenanzahl: 58
Renndistanz: 305,992 km
Rundenrekord (Rennen): 1:20,260 min (Leclerc, 2022)
Absoluter Rundenrekord: 1:17,868 min. (Leclerc, Q3 2022)
Anzahl Kurven: 14 (5 links / 9 rechts)
Distanz Pole zum Bremspunkt für T1: 261 Meter
Länge Boxengasse: 281 m
DRS-Zonen: T2-T3 / T8-9 / T10-T11 / T14-T1
Reifensorten: C2 (Hard), C3 (Medium), C4 (Soft)
Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 60 % (letzte 5 Australien-GPs)
Wegen der vielen engen Kurven und den harten Beschleunigungsphasen aus langsamen Ecken sind in Melbourne vor allem Traktion und Bremsstabilität gefragt. Der Umbau vor der Saison 2022 hat das Layout etwas flüssiger gemacht. Deshalb ist es auch nicht ganz so schlimm, dass die aktuelle Auto-Generation sehr tief über dem Boden liegt und mit deutlich weniger Federweg auskommen muss als früher.
Das Setup muss wegen des stark steigenden Grips über das Wochenende immer wieder angepasst werden. Haftung ist vor allem auf der Vorderachse gefragt. In den langsamen Ecken muss das Auto dorthin fahren, wo der Pilot hinlenkt. Untersteuern kostet wertvolle Zehntelsekunden. Auch eine gute Bremsstabilität ist wichtig. Hat der Fahrer Vertrauen und einen guten Rhythmus, spiegelt sich das direkt in der Rundenzeit wider.
Der neu verlegte Asphalt im Albert Park ist etwas rauer als die sehr glatte Oberfläche, mit der die Piloten früher zu kämpfen hatten. Die Hoffnung der Organisatoren auf mehr Boxenstopp-Action erfüllte sich im Vorjahr aber noch nicht. Auch die verbreiterte Boxengasse, in der das Tempo von 60 km/h auf 80 km/h erhöht wurde, hat beim ersten Rennen nach dem Umbau nicht zu mehr Reifenwechseln geführt.
Apropos Reifen: Im Vorjahr hat Pirelli die C5-Mischung mit nach Australien gebracht und den C4 ausgelassen. Dieses Experiment hat aber wie erwähnt keine große Strategie-Varianz gebracht. Diese Saison geht man wieder den konventionellen Weg mit den Mischungen C2, C3 und C4. Mehr als einen Stopp pro Auto erwarten wir nicht. Auch die vorhergesagten Temperaturen im moderaten 20°C-Bereich dürften kaum zu einem übermäßigen Verschleiß führen.
Seit dem letzten Rennen in Saudi-Arabien sind zwei Wochen vergangen. In der Zwischenzeit haben die Ingenieure in den Fabriken sicher einige neue Teile nachgelegt. Wir erwarten aber vor allem Kleinkram. Nach dem Rennen in Melbourne macht die Formel 1 fast vier Wochen Pause. Die großen Umbauten, zum Beispiel bei Ferrari, heben sich die Teams für den Europa-Auftakt in Imola auf.
Vor allem im hinteren Mittelfeld haben Teams wie Alfa Romeo und Alpha Tauri aber schon die ersten kleinen Pakete geschnürt. Vor allem aerodynamisch wird nachgelegt, wie wir hören. Bei den aktuell sehr engen Abständen dieser Gruppe können auch kleine Änderungen schon große Wirkung haben. Vorne will Red Bull erstmals in diesem Jahr ein paar neue Teile nachschieben. Was konkret geplant ist, werden wir aber wohl erst am Freitag erfahren.
Eigentlich können wir in diesem Abschnitt den Text aus den letzten Vorschau-Artikeln eins zu eins übernehmen. Red Bull ist aktuell so überlegen, dass auch Technik-Defekte, wie bei Max Verstappen im Jeddah-Qualifying, der Konkurrenz keine Chance geben. Zwei überlegene Doppelsiege sprechen eine eindeutige Sprache. Selbst wenn die Strecke dem RB19 nicht schmecken oder das Team beim Setup patzen sollte, dürfte das am Ergebnis nichts ändern. Die einzige Hoffnung der Gegner ist ein Defekt im Rennen.
Die Verfolgergruppe besteht wieder aus Aston Martin, Mercedes und Ferrari. Weil der Albert Park Circuit eher dem Stadtkurs in Jeddah ähnelt, erwarten wir hier das gleiche Bild. Mit Spannung blicken wir auf die Rennpace von Ferrari in den Freien Trainings. Bisher konnte man gute Qualifying-Runden noch nicht in Podiumsergebnisse ummünzen. Müssten wir Geld setzen, würden wir aber wieder auf Fernando Alonso als ersten Red-Bull-Verfolger tippen.
Hinter den beiden Alpine, die aktuell im Niemandsland zwischen den Top-Teams und dem hinteren Mittelfeld schwimmen, wird es wieder ganz eng zur Sache gehen. McLaren und Williams wurden in Jeddah unter Wert geschlagen. Alfa Romeo und Alpha Tauri haben größere Upgrades angekündigt. Die beste Quali-Pace in dieser Gruppe hatte zuletzt aber Haas gezeigt, was auf dem überholfeindlichen Kurs in Melbourne zur Trumpfkarte werden könnte.
An den letzten Besuch im Albert Park dürfte sich Max Verstappen nicht gerne erinnern. In Runde 39 wurde er von seinem Ingenieur aufgefordert, das Auto am Streckenrand abzustellen. Im Heck hatte sich ein kleines Feuerchen entfacht, das von den Streckenposten gelöscht werden musste. Es war bereits der zweite Ausfall im dritten Rennen. Der WM-Titel schien danach in weiter Ferne.
Ausgerechnet Titelkonkurrent Charles Leclerc gewann den Australien-Grand-Prix nach einer souveränen Vorstellung. Im Ziel hatte der Monegasse mehr als 20 Sekunden Vorsprung vor Sergio Perez im zweiten Red Bull. In einem ansonsten ereignisarmen Rennen hatte sich Carlos Sainz im zweiten Ferrari schon in der Startrunde verabschiedet. Ein Fahrfehler endete im Kiesbett von Kurve zehn.
Der dritte Podiumsplatz wurde somit im internen Mercedes-Duell ausgefochten. George Russell gewann den Zweikampf gegen Lewis Hamilton etwas glücklich. Der Brite nutzte eine Safety-Car-Phase zum zeitsparenden Boxenstopp, nachdem Sebastian Vettel seinen Aston Martin in Runde 24 am Ausgang von Kurve 4 in die Bande gesetzt hatte. Es war Russells erster Podiumsplatz für Mercedes.
Session | Termin |
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Freies Training 1 | Fr. 31. März - 3.30 Uhr |
Freies Training 2 | Fr. 31. März - 7.00 Uhr |
Freies Training 3 | Sa. 1. April - 3.30 Uhr |
Qualifikation | Sa. 1. April - 7 Uhr |
Rennen | So. 2. April - 7 Uhr |