Audi S5 (F5) und BMW 440i (G22) im Gebraucht-Check: Schwächen, Preise

Audi S5 (F5) und BMW 440i (G22) im Gebraucht-Check
6-Zylinder mit über 350 PS für rund 40.000 Euro

ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 15.11.2025
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Kaufen, behalten, verkaufen? Des einen Freud, des anderen Leid. Klar, der Autohändler hat dazu eine ganz andere Meinung als der Privatverkäufer. Wie etwa hier bei Exklusive Automobile Ercan in Göppingen respektive bei Privatmann Andreas Dreiz in Schelklingen nahe Ulm.

Ebubekir Ercan grinst: "Ich habe im Januar schon zwei M440i verkauft. Das neue Jahr hat gut angefangen!" Andreas Dreiz hingegen lächelt gequält: "Ich wechsele den Job und gehe in den Außendienst. Also muss ich meinen S5 schweren Herzens abgeben. Bald fahre ich Passat Variant TDI." Unser Mitgefühl!

Beide Bayern-Coupés sind unterhalb von M4 und RS5 angesiedelt. Mit 354 bis 374 PS gibt’s ordentlich Qualm an der Kette, und doch bleibt ein Respektabstand zu den Topmodellen. Natürlich auch bei den Preisen: Während die günstigsten M440i und S5 schon zwischen 25.000 und 35.000 Euro zu finden sind, sieht es bei den Topmodellen ganz anders aus. Unter 40.000 und 60.000 Euro geht gar nichts. Noch ein Argument spricht für unsere Kandidaten: Understatement. Anders als M4 oder RS5 machen M440i und S5 nicht auf dicke Hose. Der Neidfaktor hält sich in Grenzen, Hater bleiben außen vor.

Das Alter macht’s

Unsere beiden Verkäufer stellen sich 42.800 Euro (BMW) sowie 33.500 Euro (Audi) vor. Der Teurere ist auch der Jüngere. Erstzulassung Juli 2021, Leasingrückläufer, erste Hand, 111.000 Kilometer und eine reichhaltige Ausstattung inklusive xDrive sprechen für den portimaoblauen BMW. "Gut ausgestattete Dreier und Vierer gehen immer gut. Auch den M2 verkaufe ich häufig" Kundenprofil? "Wichtig sind ihnen Auto, Klamotten, Handy", so Ebubekir Ercan, der im Jahr rund 100 Autos verkauft – meist Ex-Leasingautos von BMW-Niederlassungen.

Audi S5
Hans-Dieter Seufert

Einmal rum ums Auto: Die Contis auf den 19-Zöllern sind noch sehr gut, sie kamen letztes Jahr aufs Auto. Die Felge vorn rechts ist leicht verkratzt, ein Fall für den Felgendoktor. Alle Wartungen wurden bei BMW erledigt. Ein paar Steinschläge an der Motorhaube, das war’s. Und innen? Auf den ersten Blick alles frisch, doch beide Sitzlehnen sind hinten massiv verkratzt. Der Grund? Herr Ercan zuckt mit den Schultern. Offenbar hat hier jemand sperriges Transportgut geladen und nicht richtig gesichert. Ärgerlich, aber auch Potenzial für Preisverhandlungen.

Während der BMW M440i (Typ G22) noch heute als Neuwagen parat steht, wurde der S5 (Typ F5) im Juli 2024 vom Nachfolgemodell (Typ FU) abgelöst. Andreas Dreiz hat seinen ibisweißen Audi im April 2024 von einem Händler für 37.000 Euro gekauft. Aus 84.000 Kilometern wurden 112.000. "Nachfrage ist da. Aber die Preisvorstellungen sind nicht mehr normal. 29.000 Euro, 25.000 Euro, einfach lächerlich. Einer kam zur Probefahrt, ist gefahren wie die Sau und wollte dann 24.000 Euro zahlen!"

BMW 440i
Hans-Dieter Seufert

Andreas’ Auto jedenfalls zeigt keine Mängel, die ein derart freches Preisdumping rechtfertigen würden. Klar, die Zubehör-Alus mit Winterrädern sind definitiv kein Blickfang, dafür gibt es originale 20-Zöller von Audi als Sommerräder gratis dazu. Am Dach löst sich die schwarze Folie leicht ab, die der Besitzer hat aufbringen lassen. Einmal streikte ein hinterer Parksensor, das war’s.

Innen finden wir nicht mehr als die üblichen Gebrauchsspuren, die ein sechseinhalb Jahre altes Auto eben hat. Inspektionen? "Alle beim Audi-Händler gemacht. Die nächste ist jetzt fällig, wird bald erledigt", so Andreas. Erst vor wenigen Wochen sind 1200 Euro in neue Bremsen rundum geflossen.

Kaum Probleme

Stichwort laufende Kosten: immer ein Thema für Gebrauchtwagenkäufer. Selbst wenn eine Garantie angeboten wird, deckt diese ja nicht alles ab. Bei den Tarifen für die Inspektionen gibt es Unterschiede, ebenso für Ersatzteile. Einmal ist der Audi teurer, einmal der BMW. In puncto Verbrauch liegen beide Coupés bei rund elf Litern – angemessen für die Leistungsklasse. Schwerwiegende Probleme sind weder vom Audi noch vom BMW bekannt. "Die Vierer machen keinen Ärger", so Händler Ercan. Der Dreiliter-Sechszylinder mit dem Kürzel B58B30TÜ ist nur für eine Marotte bekannt, die beim Ölwechsel teuer werden kann. Wenn der Ölfiltereinsatz beim Wechsel stecken bleibt, riskiert man einen Motorschaden. Also besser immer beim BMW-Experten machen lassen.

BMW 440i
Hans-Dieter Seufert

Hin und wieder tauchen klappernde Stauklappen am Single-Turbo auf. Die BMW-Spezialisten von Mork Wenz Performance berichten, dass der Reihensechser Tuning-Maßnahmen bis 700 PS verkraftet. Die Ölwechsel beim xDrive-Verteilergetriebe sollte man besser nicht verbummeln. Außerdem reagiert das Bauteil mit Vibrationen und Verschleiß auf falsche Reifenabrollumfänge. Also beim Kauf beachten, ob die von BMW freigegebenen Reifenformate montiert sind.

Audi gut, BMW besser

Beim S5 gab es anfangs Überhitzungsprobleme wegen einer undichten Wasserpumpe. Audi hat sie auf Garantie ersetzt, ab Modelljahr 2020 kam noch ein verbesserter Thermostat. Ein leichtes Motorklackern im Leerlauf ist kein Defekt, sondern laut VW- und Audi-Fachmann Marcel Brugger "einfach das normale Arbeitsgeräusch der Hochdruck-Einspritzpumpe". Brugger hat für die S5-Motoren VW EA839 schon oft Tuning-Kits auf rund 500 PS verkauft. Dazu gehören "eine Anpassung des Drehmoments im CAN-Bus, dazu bei der S tronic eine Verkürzung der Schaltzeiten und eine Erhöhung des Kupplungsdrucks".

Audi S5
Hans-Dieter Seufert

Konzeptionell sind sich unsere Kandidaten sehr ähnlich: Sie trennen nur 20 PS bei der Leistung. Ein klassisches Patt dafür bei Hubraum, Drehmoment, der Zylinderzahl, der Automatik mit acht Gängen und beim Allradantrieb. Wobei BMW den 440er bis Anfang 2024 auch als Hecktriebler anbot. Bei Audi undenkbar. Schaltgetriebe? Leider für beide nicht verfügbar. Den S5 gab es auch als TDI, den Vierer als Elektromobil i4. Doch diese beiden Abarten interessieren uns nicht. Wir blättern in alten sport auto-Ausgaben: M440i und S5 traten als Coupés nie gegeneinander an. Woran liegt’s? Am Alter. Der 440i noch ohne M in Gestalt der Vorgängergeneration F32 stellte sich dem Audi S5 und dem AMG C43. Das Ergebnis: eine herbe Schlappe. Performanceseitig konnte er beiden nicht das Wasser reichen. Wieso BMW vom Vierer keine M-Version unterhalb von M3/M4 lancierte, dafür aber diverse M-Performance-SUV anbot, bleibt ein Rätsel. Erst die Nachfolger kamen als M340i und M440i auf den Markt. In sport auto aus dem Jahr 2021 finden wir einen Vergleich der beiden Cabrios. Der komplett erneuerte BMW distanziert den Audi nach Punkten klar. Auf dem Grand-Prix-Kurs Hockenheim nimmt er ihm gut zwei Sekunden ab. Geht doch!

BMW 440i
Hans-Dieter Seufert

Jetzt aber einsteigen und los geht’s. Der BMW-Allrad gibt sich heckbetont, hängt unter Last gerne etwas den Hintern raus. Dabei hilft die serienmäßige, gut abgestimmte Sperre hinten. Lenkung und Feder-/Dämpfer-Set-up lassen keine Wünsche offen. Auch im Modus Sport Plus spürt man genügend Restkomfort. Der sahnemäßig klingende Biturbo-Sechser spricht sensationell an, ein Turboloch gibt es dank 11-PS-Elektro-Boost nicht. Auch wenn man dem Audi die 20 PS Differenz nicht anmerkt, fällt die Motor-Getriebe-Einheit des Audi etwas ab. Im Ansprechverhalten gibt sich der Turbo-V6 verhaltener. Wenn er in Fahrt kommt, gefällt seine Drehfreude genauso wie der fein abgeschmeckte Sound aus den vier Endrohren. Die Automatik zeigt sich im direkten Vergleich zum BMW etwas schläfrig, außerdem schaltet sie im M-Modus automatisch hoch und runter.

Dass es besser geht, beweist der M440i. Beim Komfort hingegen überzeugt auch der Audi, selbst im Dynamic-Modus. Der Audi-Lenkung täte etwas mehr Rückmeldung gut. Bei strammer Kurvenfahrt neigt der S5 leicht zum Untersteuern. Daher raten wir, ein Auto mit dem Extra Sportdifferenzial zu suchen. Damit kommt unter Last mehr Neutralität ins Spiel.

Unterm Strich sind beide gebrauchten Bayern-Coupés eine klare Empfehlung – viel Fahrspaß und hoher Alltagsnutzen zu fairen Preisen. Unser Rat: kaufen!

Sportliche Alternativen

US-Schnäppchen: Chevrolet Camaro V8

Chevrolet Camaro, ams Aktuelles, spa0525
auto motor sport

Ernst zu nehmende Alternative: Ford Mustang GT

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Rossen Gargolov

Schwaben-Pfeil: Mercedes-AMG C 43

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Maximilian Balazs

Fazit