Es klang lange so, als wäre der Countdown für echte Hochleistungs-Verbrenner nicht mehr aufzuhalten. Doch Lamborghini geht beim neuen V8-Turbo des Temerario bewusst einen anderen Weg und gibt dem 10.000/min-Aggregat eine überraschend lange Perspektive. Produktlinien-Direktor Paolo Racchetti hat gegenüber The Drive betont, dass die Italiener den Motor für mindestens zwei Lebenszyklen entwickelt haben. Angesichts der zehnjährigen Laufzeit des Huracán bedeutet das eine mögliche Bauzeit von 15 bis 20 Jahren.
Hybridisierung ohne Entzauberung
Der Temerario ist zwar ein Plug-in-Hybrid, doch Lamborghini nutzt die Elektrifizierung nicht, um den Verbrenner zu verdrängen, sondern um ihn zu stärken. Der neu entwickelte 4,0-Liter-V8 arbeitet mit Turboaufladung, flacher Kurbelwelle und extrem geringen bewegten Massen. Titanpleuel und feingefräste Kolben stammen direkt aus dem Rennsport. Trotz der Turbos erreicht das Aggregat 10.000/min – und damit mehr als der alte Saug-V10 aus dem Huracán.
Warum gerade 10.000/min?
Racchetti erklärt, dass die Marke bewusst eine Verbindung zum Motorsport gesucht hat. Dort sind fünfstellige Drehzahlen selbstverständlich, weshalb bei der Entwicklung des Aggregats 10.000/min als "Einstiegspunkt" definiert waren. Die technischen Entscheidungen – von der Flatplane-Kurbelwelle bis zur radikalen Reibungsreduktion – folgten genau diesem Ziel. Turbomotoren, die 10.000/min schaffen, sind im Serien-Automobilbau selten.
Exklusiv für den Temerario – vorerst
Spannend ist auch Lamborghinis Entscheidung, den Motor ausschließlich dem Temerario vorzubehalten. Zwar nutzt der Urus ebenfalls ein 4,0-Liter-V8-Konzept, doch die neue Konstruktion würde nur mit erheblichen Anpassungen in das SUV passen. Lamborghini sieht den hochdrehenden V8 als "Signature Component" für den Temerario – als technisches Alleinstellungsmerkmal und zentrales Versprechen an die Fans der Marke.

Der 4,0-Liter-V8-Biturbo des Lamborghini Temerario leistet zwischen 9.000 und 9.750/min 800 PS. Im Hybridverbund mit zwei Elektromotoren kommen 920 PS Systemleistung zusammen.
Signal gegen das Verbrenner-Ende?
In einer Zeit, in der viele Hersteller von starren Ausstiegsfristen und Elektrifizierungspflichten sprechen, wirkt Lamborghinis langfristige Motorstrategie wie ein Gegenentwurf. Italien hatte bereits zuvor auf EU-Ebene versucht, für Ferrari und Lamborghini Ausnahmen vom Neuzulassungsverbot für Verbrenner ab 2035 zu erwirken. Nun zeigt Sant’Agata Bolognese, dass der Verbrenner in hybrider Form bei Supersportwagen noch lange eine Zukunft haben kann. Die Mischung aus Turbo, Hochdrehzahl und Elektro-Boost wird zu einem technologischen Statement gegen zu schnelle Elektromobilitäts-Diktate – zumindest für teure Supersportwagen.
Andererseits betonen Verbrenner-Puristen in sozialen Netzwerken angesichts der Lamborghini-Ankündigung ihre Forderung, den Temerario mit einem V8 ohne Hybridunterstützung auszurüsten. Der konstruktive Aufwand, einen für die Arbeit in einem Hybridverbund konzipierten Verbrennungsmotor für einen reinen Verbrennungsantrieb umzuentwickeln, wäre allerdings hoch.












