Logisch klingt: Ab 5,7 Liter ist es ein Big Block. Doch das täuscht, denn der Hubraum hat im Grunde nichts mit der Klassifizierung als Small Block oder als Big Block zu tun. Zwei V8 von Chevrolet – und nur für diese Motoren sind die Begriffe richtig gewählt – können bei nahezu gleichem Hubraum ein Small Block oder ein Big Block und daher komplett unterschiedlich sein.
6,6 Liter Hubraum – als Small Block und als Big Block
Ein sehr feines Beispiel für die Unterschiede zwischen Small Block und Big Block sind die Versionen mit 6,6 Liter Hubraum. Beide wurden in unterschiedlichen Modellen der GM-Familie der 1970er und 1980er Jahre eingesetzt.
Der Small Block 400 (6.573 cm³) hat eine Bohrung von 104,8 mm und 95,25 mm Hub. Als Big Block 402 (6.590 cm³) ist die Bohrung mit 104,8 mm identisch, der Hub aber mit 95,5 mm minimal größer.
Doch trotz gleichen Hubraums bieten die Motoren gänzlich unterschiedliche Leistungen. 1970 bot Chevy den Monte Carlo 400 an. Hier leistete der Small Block 265 PS bei 4.400 Touren. Im selben Jahr wurde der Big Block im Camaro 396 SS mit 375 PS bei 5.600/min angeboten.
Die Nennleistungen und Drehzahlen zeigen die völlig unterschiedlichen Charaktere. Noch etwas klarer zeigen sich die Unterschiede beim Drehmoment der Motoren. Der Monte Carlo erzeugte 542 Nm bei nur 2.600/min, der Camaro 563 Nm bei 3.600 /min. Der Big Block durfte deutlich höher drehen, denn seine Bauweise hat im direkten Vergleich der 6,6-Liter-Motoren bedeutende Vorteile.
Größere Köpfe, bessere Kühlung
Leistung entsteht durch den Luftdurchsatz im Motor und der hängt nicht nur von der Größe des Hubraums, sondern davon ab, wie viel Luft-Benzin-Gemisch in kurzer Zeit in den Zylinder strömen kann.
Wir bleiben am Beispiel der beiden Motoren von 1970. Der Small Block hatte Serienventile mit einem Durchmesser von 49,3 mm im Einlass und 38,1 mm im Auslass. Das ist nicht "klein" – aber es ist eben deutlich kleiner als beim 400er-Big-Block mit Durchmessern von 55,6 mm im Einlass und 47,8 mm im Auslass.
Aber: Derart große Ventile fänden im Zylinderkopf des Small Block kaum Platz, da hier alle Bauteile enger gepackt stehen. Und hier liegt der eigentliche Unterschied.
Es kommt auf die Größe ab
Der Motorblock des Big Block ist eine gänzlich andere Konstruktion als die des Small Blocks. Der Big Block bietet mehr Platz für größere Zylinder und Brennräume und damit größere Ventile. Weiterhin erlaubt er Zylinderköpfe mit größeren Kanälen für den Gaswechsel selbst und natürlich auch mehrKühlvolumen – es ist einfach mehr Material da.
Selbst wenn Small Block 400 und Big Block 402 mit ähnlicher Bohrung und ähnlichem Hub arbeiten können, ist der Small Block mit dieser Bohrung an seiner Grenze angelangt. Während der Big Block mit dieser Bohrung erst anfing und in Serie bis auf 107,95 Millimeter oder 8,1 Liter "aufgebohrt" wurde.
Der erste Big Block hatte 1958 "nur" 5,7 Liter Hubraum. Zum Vergleich: Der Small Block maß damals noch um die 4,6 Liter.
Und dann ist da noch die Deckhöhe
Ein weiterer bedeutender Unterschied von Small Block und Big Block ist die Deckhöhe. Sie bezeichnet den Abstand zwischen Kurbelwellenmitte und der Dichtfläche, auf der der Zylinderkopf sitzt, und limitiert die Länge des Pleuels und so im Grunde den Hub der Kurbelwelle.
Je größer die Deckhöhe umso länger kann das Pleuel sein und desto mehr Platz ist im Gehäuse, damit der Kurbeltrieb überhaupt rotieren kann. Demnach ist mehr Hub möglich und verdeutlicht, aus welchem Grund der Big Block bis über 10 Liter Hubraum kommen kann. Sprich, der Big Block ist nicht nur einfach länger als der Small Block, er ist in allen Dimensionen größer.
Small Block und Big Block in echt nur von Chevy
Der Volksmund bezeichnet große V8 aus den USA meist als Big Block und kleinere Versionen entsprechend als Small Block. Doch richtig ist das nicht. Die Begriffe Small Block und Big Block stammen ursprünglich aus der Chevrolet-Nomenklatur und lassen sich technisch nur dort eindeutig anwenden.
Die V8 von Ford, Pontiac oder Chrysler konnten nie derart klar kategorisiert werden, obwohl es sie ebenfalls in unterschiedlichen Größen gab. Im Marketing- und Sprachgebrauch nutzten allerdings die meisten Hersteller diese Nomenklatur von Small und Big Block.












