Verbrenner für den Yangwang U7: BYD entwickelt neuen Hightech-Boxermotor

Verbrenner für den BYD Yangwang U7
BYD entwickelt neuen Hightech-Boxermotor

ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.11.2025
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Heutzutage gibt es kaum noch Autohersteller, die in Großserie Autos mit Boxermotoren bauen. Eigentlich sind es nur zwei. Auf Anhieb fällt Kennern natürlich die Marke Subaru ein, und klar: Dass der Porsche 911 mit seinem im Heck verbauten Sechszylinder-Boxer mit jeder Generation aufs Neue beweist, was aus dem eigenwilligen Konstruktionsprinzip herauszuholen ist (genau wie BMW mit seinen international geschätzten Motorrädern), dürfte weithin bekannt sein. Dennoch kommt es durchaus überraschend, dass nun mit BYD ein neuer Hersteller dem elitären Boxerclub beitritt.

Boxermotor als Generator und Range Extender

Die Chinesen haben einen komplett neuen Vierzylindermotor entwickelt, dessen Zylinderbänke einander gegenüberliegend (im Bankwinkel von 180 Grad) und versetzt zueinander angeordnet sind. Das Triebwerk weist zwei Liter Hubraum auf und wird zusätzlich von einem Turbolader unter Druck gesetzt. Es verfügt über Hightech-Features wie eine Trockensumpfschmierung, eine maßgeschneiderte Ölzirkulation und ein speziell auf die Bedürfnisse eines Boxermotors abgestimmtes Kühlsystem.

Der neue BYD-Boxer soll jedoch nicht als alleiniger Antrieb in künftigen Modellen zum Einsatz kommen. Der Konzern plant, ihn ausschließlich als Verbrenner-Part in Hybridantrieben oder als Range Extender in Elektroautos einzusetzen. In diesen Layouts kann das Konstruktionsprinzip seine Vorteile ausspielen, nämlich die geringere Bauhöhe und den vibrationsarmen Motorlauf. Ersteres erlaubt es, den nur 42 Zentimeter hohen Boxer kompakt in die elektrifizierten Antriebsstränge zu integrieren, was letztlich auch für einen niedrigeren Schwerpunkt sorgt. Letzteres führt zu einer Minimierung der Motorgeräusche, sodass die Verbrenner-Unterstützung beim Fahren kaum wahrnehmbar sein soll.

BYD attestiert seinem neuen Motor eine Leistung von 276 PS und ein maximales Drehmoment von 380 Newtonmetern. Die Elektronik soll seine Leistung jedoch dynamisch an den Ladezustand der Batterie anpassen können, was ein intelligenteres Energie-Management im Hybridbetrieb ermöglicht.

Ersteinsatz im Yangwang U7

Seine Premiere feiert der neue Motor in einem Modell der BYD-Luxusmarke Yangwang. Die Oberklasse-Limousine Yangwang U7 wird in ihrer Plug-in-Hybrid-Version mit dem Zweiliter-Turboboxer ausgerüstet, der wiederum speziell für die e⁴-Plattform entwickelt wurde, auf der der U7 basiert. Das Aggregat ist Teil eines kompakten "Sechs-Kern”-Frontmoduls, das obendrein einen Generator, zwei elektrische Antriebsmotoren und zwei Elektromagneten beinhaltet.

In erster Linie soll der Boxer selbst als Generator fungieren und Strom für den 960 kW (1.305 PS) starken elektrischen Antriebsstrang mit insgesamt vier E-Maschinen erzeugen. Das erlaubt den Einbau eines vergleichsweise kleinen Akkus (52,4 Kilowattstunden). Allein mit diesem wäre die Reichweite bei etwa 200 Kilometern gedeckelt. Verfeuert man jedoch die bei vollem Tank 60 Liter Kraftstoff, steigt der Aktionsradius auf über 1.000 Kilometer. Übrigens: Laut "Car News China" soll der Verbrenner unter bestimmten Fahrbedingungen sogar direkt die Hinterachse antreiben.

Boxermotor könnte "Crab Walking" ermöglichen

Gleichzeitig soll das Boxerprinzip laut BYD helfen, den Wendekreis zu minimieren und Fähigkeiten wie das "Crab Walking" (Seitwärtsfahren) zu ermöglichen. Das deutet darauf hin, dass der Motor künftig in Geländewagen des Konzerns eingesetzt werden könnte. Mit dem U8 hat BYD Yangwang bereits einen Offroader im Land-Rover-Stil im Angebot, bei dessen Hybridversion bisher ein klassischer Zweiliter-Vierzylinder nach Hubkolben-Bauart zum Einsatz kommt. Zudem kann er bereits schwimmen (siehe Video nach dem ersten Absatz) und eine 360-Grad-Panzerwende ("tank turn") hinlegen. Möglicherweise ist BYD irgendwann in der Lage, die Talente des U8 zu erweitern, sollte er irgendwann mit dem neuen Boxermotor ausgerüstet werden.

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