Da vorn ist sie, die enge Rechts. He, Schneckenwelle im Torque Splitter, jetzt musst du ran! Den mit dir verzahnten Stellring drehen, auf dass sich die Lamellenkupplung schließt, die meisten Newtonmeter hinten links anliegen und den S3 zum dezenten Drift animieren. Nicht zu wild, grad so, dass die Semislicks zarte Linien zeichnen.
Dann wieder geradeaus, mit aller Kraft. Welle, dreh zurück. Herrlich, wie der 333 PS starke 2.0 TSI sofort anzieht, nach Luft schnorchelt, der Lader surrt und zischt, das Doppelkupplungsgetriebe zack, zack die Gänge wechselt, wie der Audi gen Drehzahllimit immer noch mehr Druck entwickelt. Dieser EA888 ist ein Teufelskerl, der den Sportback auf unbegrenzter Strecke locker auf 250 km/h bringt. Dass er bei so schnellen Stints viele Liter Super Plus verbrennt, ist keine Überraschung. Relevanter: der Testverbrauch, der mit neun Litern auf 100 Kilometer im Mittel und 7,1 auf der Eco-Runde nicht aus dem Ruder läuft.
Dann voll auf die Bremse, die sich im Test als standfest erweist. Auch hier hat Audi nachgebessert. Die Scheiben vorne sind größer und vier Millimeter dicker, neue Zweikolbensättel und ein Bremsscheibentopf aus Aluminium (statt Grauguss) egalisieren das Mehrgewicht. Nur die Dosierung fällt nicht ganz so leicht.
Dann weiter durch die langen Kurven bergab. Der Audi S3 Sportback folgt sauber den Befehlen seiner nachgeschärften Progressivlenkung, profitiert von den klebrigen Falken-Azenis-UHP-Sportreifen mit ihrer runden, stabilen Außenschulter, die Audi erstmals anbietet. Damit schmiert der Allradler nicht gen Wiese, sondern bleibt neutral auf Linie, gibt viel Feedback und lenkt an der nächsten Spitzkehre direkt, aber nicht zu bissig ein.

33,1 Meter: Zackig bremsen? Aber sicher. Über zehn Vollbremsungen hinweg verzögert der S3 mit Werten deutlich über 11 m/s2 angemessen kräftig.
Wow – alle auf der Straßen-Testrunde gewonnenen Eindrücke bestätigen sich nach ein paar hitzigen Runden auf dem Handlingkurs in Boxberg. Der Audi S3 ist wieder ein handfester Sportler. Die wichtigsten Zugaben: der aus dem RS 3 übernommene Torque Splitter mit seinen Schneckenwellen, der zusätzliche Dynamic-plus-Fahrmodus, das zwanglose ESP und die 235er-Falken-Sportreifen.
Wobei wir vorsorglich den Finger heben. Denn bei kräftigem Regen verliert ein S3 mit Performance-Reifen schnell die Bodenhaftung. Also gleich einen zweiten Satz profilreicher 18-Zöller in die Garage legen und je nach Wetter immer wieder umstecken? Schwierig. In jedem Fall erhält der S3 Sportback in puncto Traktion weniger Punkte als ein 35 TFSI.

Über ein griffiges, perforiertes Lenkrad mit Klicktasten und -walzen freuen wir uns ebenso wie über Sportsitze mit viel Seitenhalt, guter Beinauflage und weichen Alcantara-Bezügen.
So. Genug zu Motor und Sport. Weitere Neuigkeiten zum Facelift-Auto? Nur die üblichen Maßnahmen. Geänderte Stoßfänger, Lichtsignaturen, neue Farbtöne und frische Dekoreinlagen, verchromte Lenkradpaddles, beleuchtete Cupholder und eine erweiterte Serienausstattung.
Also checken wir das Auto selbst, und hier gibt es einiges zu berichten. So ein Sportback ist ein überaus talentierter Wagen. Der in Ingolstadt produzierte Viertürer bietet genug Raum für vier Insassen, einen immerhin 325 Liter bis 1.145 Liter großen Laderaum, und er lässt sich trotz der breiten C-Säule leicht überblicken. Zudem passt die erlaubte Zuladung (479 kg) zum Volumen, und eine dreiteilige Rückenlehne erleichtert den Transport von Sperrgepäck.

Auch als S3 bleibt der Sportback ein geräumiger Geselle.
Verzurrösen und Gepäcknetz gibt es ebenso, und alle Väter beglückt der Audi S3 Sportback mit einer elektrischen Kindersicherung (geteilt links/rechts) und gut zugänglichen Isofixbügeln in der kräftig ausgeformten Rückbank. Zwei USB-Buchsen und ein eigener Temperaturregler der Klimaautomatik für die Fondpassagiere stellen die Versorgung mit Strom und Luft sicher. Bezüge, Tasten, Regler und die Teppichware im Fußraum fühlen sich gut an. Schade nur, dass die Unterarme auf harten Kunststoffen ruhen müssen. Und in den kleinen Fächern der Fondtüren fehlen Filzeinlagen, so rutscht Krimskrams haltlos umher.
Komfort? Kein Problem
Weiter vorne geht es da edler zu, wobei viele Handschmeichler nur an Bord sind, wenn der Kunde ein mehr oder weniger teures Interieur-Paket aus der S-Schublade dazubucht. Für die übersichtlichen virtuellen Instrumente, die ihre Zahlen und Daten klassisch oder stylish darstellen können, für die induktive Ladeschale vor dem neu gestalteten Automatik-Shifter und für die leicht bedienbare Klimaautomatik verlangt Audi dagegen keinen Cent mehr.

Die Tastenleiste zur Einstellung der Klimaanlage funktioniert ohne Probleme.
Gelungen ist auch die klassische Tastenleiste für Fahrmodi, ESP und Assistenten – bald Reliquien alter Zeiten, in denen die Bedienung so schön einfach war. Wobei das Management von Entertainment, Apple CarPlay, Navigation und den zahlreichen Assistenten mittels Touchscreen und schlauer Sprachbedienung auch nicht weiter kompliziert ist. Nice to know: Wer mag, kann nun online auf weitere Apps zugreifen oder sich mit dem Audi-Shop verbinden, um beispielsweise einen Fernlichtassistenten zum Leben zu erwecken.
Seit Kilometerstand null aktiv und jeden ihrer 830 Euro wert sind die vier adaptiven Dämpfer des Sportfahrwerks im Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Fahrmodi, speziell der komfortbetonten Grundabstimmung. Selbst in der Stadt, bei langsamem Tempo, rüttelt der Audi S3 Sportback seine Insassen nur selten durch, verarbeitet bei flotterer Fahrt über Land Unebenheiten angemessen geschmeidig und lässt sich auf sehr zügigen Autobahnetappen von Querfugen nicht aus der Ruhe bringen. Trotz Sportreifen, Tieferlegung und S-Setting. Eine bemerkenswert breite Spreizung, die nicht bei vielen dynamischen Modellen anzutreffen ist.

Die Sportauspuffanlage kostet 4.180 Euro. Dafür fällt das Trompetenkonzert etwas fad aus.
Üblicher dagegen: die montierten Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und ausziehbarer Beinauflage, die auf dem Handlingkurs prächtig abstützen und auf langen Strecken Rücken und Po nicht stressen. Klingt komfortabel? Ja. Aber es geht noch besser. Denn der kultivierte Zweiliter-Turbo im Bug schiebt nicht nur mächtig an, er klingt selbst nah am Drehzahllimit nie gequält. Und dass die optionale Akrapovic-Auspuffanlage meist ihre Klappen hält, rundet das Profil des S3 Sportback als Langstrecken-Racer im Kompaktformat ab.
Der Spaß hat seinen Preis
So weit, so gut, entsprechend viele Punkte sammelt der sportliche Audi in der Eigenschaftswertung. In den Abschnitten Umwelt und Kosten hingegen sieht er so blass aus wie sein gletscherweißer Lack. Ein kompaktes Auto für 55.600 Euro, das viel emittiert, gerne Sportreifen verschleißt und gut versichert sein sollte, ist nun mal ein teures Vergnügen.
Doch es lohnt sich. Deshalb, liebe Schneckenwellen, erholt euch von den Strapazen. Ihr macht einen super Job, so wie der gesamte Audi S3.
Audi S3 Sportback | |
Grundpreis | 55.600 € |
Außenmaße | 4352 x 1816 x 1466 mm |
Kofferraumvolumen | 325 bis 1145 l |
Hubraum / Motor | 1984 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 245 kW / 333 PS bei 5600 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
0-100 km/h | 5,0 s |
Testverbrauch | 9,0 l/100 km |