Ford Explorer Extended Range AWD im Einzeltest

Ford Explorer Extended Range im Einzeltest
Blue My Mind: Der Ford Explorer elektrisiert

ArtikeldatumVeröffentlicht am 21.09.2025
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Eins muss man den Designern um Amko Leenarts in Köln-Merkenich ja lassen: Sie haben sehr ordentliche Arbeit abgeliefert. Denn dass sich unter der Hülle des Ford Explorer der technische Unterbau des Modularen Elektro-Baukastens von VW verbirgt, darauf käme man nicht ohne Weiteres.

Das liegt unter anderem daran, dass der Explorer mit 4,47 Metern Gesamtlänge größenmäßig ziemlich exakt zwischen ID.3 und ID.4 balanciert. Doch vor allem gelang den Gestaltern, eigene Akzente zu setzen. Zudem kommt der Ford nicht daher wie ein beliebiger Elektro-SUV irgendeiner beliebigen Marke. Er zeigt eigenes Profil, zitiert sogar zurückhaltend – etwa in der Heckansicht – den größeren US-Explorer mit Verbrennungsmotor. Das bringt dem Kölner gleich ein paar Sympathiepunkte ein, noch bevor man eingestiegen ist.

Knappe Preisliste

Unser Testexemplar ist mit seiner Premium-Ausstattung Top of the Line: Vierradantrieb mit zwei Motoren und der großen 79-kWh-Batterie, mehr geht nicht. Das zeigt sich auch auf dem Preiszettel: 61.600 Euro stehen darauf – einschließlich des wirklich hübschen Blautons. Der heißt übrigens – Achtung, Wortspiel – Blue My Mind Metallic.

Ford Explorer
Hans-Dieter Seufert

Sollten Sie bezüglich der weiteren verfügbaren Lackfarben Befürchtungen hegen, so können wir Sie beruhigen: Sie tragen bürgerliche Namen wie Frozen White oder Lucid Red. Ansonsten muss man sich beim Bestellen kaum größere Gedanken machen, die Preisliste zeigt sich übersichtlich, und in der Premium-Version ist bereits das meiste enthalten, was man zum fröhlichen Ford-Fahren benötigt.

Dazu gehören etwa 20 Zoll große Räder, elektrisch verstellbare Sitze inklusive Massagefunktion, Matrix-LED-Licht, die induktive Telefon-Ladeschale oder die elektrisch betätigte Heckklappe. Sinnvolle Extras unseres Testexemplars unter anderem: die Ergonomie-Sitze (400 Euro) und das Fahrerassistenz-Paket mit Wärmepumpe, 360-Grad-Kamera, Fahrspurzentrierung und Head-up-Display (1.200 Euro).

Die Ähnlichkeiten mit den MEB-Brüdern von VW scheinen im Interieur deutlicher als von außen auf. Das Instrumenten-Display hinterm Lenkrad oder der Drehschalter für die Getriebefunktionen rechts davon kommen einem schon sehr bekannt vor. Doch Ford setzt auch eigene Akzente, etwa mit dem verstellbaren Hochkant-Monitor fürs Infotainment, hinter dem sich ein kleines Staufach verbirgt. Das erweist sich als ebenso originell wie praktisch.

Ford Explorer, Cockpit
Hans-Dieter Seufert

Bedauerlicherweise lässt sich das nicht über alle Details der Inneneinrichtung sagen. So ist die Klimabedienung über Touchflächen an der unteren Kante des Info-Bildschirms ein Ärgernis, das auch nach längerer Eingewöhnung nicht weniger ärgerlich wird. Ähnliches lässt sich über die umschaltbaren Fensterhebertasten sagen, die sich bekanntlich ebenfalls VW ausgedacht hat.

Die wesentlichen Fahrzeugfunktionen lassen sich allerdings übersichtlich bedienen, was auch daran liegt, dass es E-Auto-typisch wenig zu bedienen gibt. Per Knopfdruck Antrieb einschalten, Drehschalter auf D, und schon kann’s losgehen. Die beiden Antriebseinheiten und der Akku finden sich in ganz ähnlicher Konfiguration in Audi Q4 e-tron, VW ID.4 oder Skoda Enyaq wieder. Im Ford schwingen sich die Motoren in Bug und Heck zu 250 kW (oder 340 PS) Systemleistung auf.

So eindrucksvoll das klingt, fährt es sich auch. Vor dem Elektro-Zeitalter wären die Fahrleistungen des Explorer wohl der Sportwagenwelt zugeordnet worden: In genau fünf Sekunden spurtet der Ford aus dem Stand auf 100 km/h, einfach so, ohne Antriebsgeheul oder Räderwimmern.

Ford Explorer
Hans-Dieter Seufert

Fixer Explorer

Das kann er sogar um einiges besser als die meisten anderen aus der MEB-Sippschaft. So knöpft er etwa einem zuvor gemessenen Audi Q4 e-tron 55 Quattro bei dieser Übung 0,4 Sekunden ab. Einer der Gründe für die Performance: Der Explorer geht unter seinesgleichen als relatives Leichtgewicht durch. Unser Testwagen bringt genau 2.148 Kilogramm auf die Waage, was ihm im Vergleich zum Audi (2.237 kg) einen Gewichtsvorteil von immerhin 89 kg verschafft. Zu den Vorzügen dieses Gewichtsvorteils gehört, das nur nebenbei bemerkt, eine für Elektroautos vergleichsweise hohe Zuladung von 592 kg. Auch da können die wenigsten Konkurrenten mithalten.

Ebenso fix zeigt sich der Ford übrigens auch beim landstraßen- und autobahnrelevanten Durchbeschleunigen von 60 auf 100 und von 80 auf 120 km/h. Überholvorgänge und Einfädelmanöver gelingen spielerisch. Wobei es die harmonische Abstimmung der Fahrpedal-Kennlinie hervorzuheben gilt. Anders als bei vielen anderen E-Wagen wurde nämlich darauf verzichtet, eine allzu brutale Ansprache zu wählen.

Der Explorer beschleunigt zwar heftig, doch gut dosierbar und mit angenehm analogem Pedalgefühl. Das mag womöglich langweilig erscheinen, in den mobilen Alltag passt es bestens. Bei 180 km/h regelt der Ford, wie viele MEB-Geschwister auch, ziemlich humorlos ab.

Angenehmer fährt es sich in dem Kompakt-SUV ohnehin bei moderateren Tempi. Auf der Autobahn pendelt man sich rasch bei einem Tempo knapp unterhalb der Richtgeschwindigkeit ein. Dabei empfiehlt es sich, die Antriebscharakteristik auf "Eco" zu stellen. Damit wird nämlich zugleich die Rekuperation auf ein Minimum reduziert, was dem sogenannten Segeln sehr nahekommt.

Ford Explorer, Display
Hans-Dieter Seufert

Klingt im ersten Moment unlogisch, doch wenn die Fuhre möglichst ungehindert rollt und nicht ungewollt stärker verzögert als erforderlich, fährt es sich tatsächlich sparsamer. Auf "Sport" rekuperiert der Antrieb kräftiger, sodass beim Anbremsen von Kurven häufig eine Zurücknahme des Fahrpedals reicht, um die Biegung mit dem gewünschten Tempo zu durchfahren.

Dazu bietet der Antrieb über den Wählhebel einen B-Modus mit stärkerer Rekuperation, der etwa beim Bergabfahren oder im Anhängerbetrieb gute Dienste leistet. Das ändert jedoch nicht viel daran, dass der Explorer insgesamt wenig Rekuperationsmöglichkeiten, beispielsweise eine Feinabstimmung per Lenkradwippen oder einen One-Pedal-Modus, bietet. Das ist angesichts der Preisklasse wenig, entspricht jedoch auch dem, was die Konkurrenten aus der MEB-Welt zu bieten haben.

Halbe Stunde Ladestopp

Womit wir nun beim Thema Reichweite und Ladedauer angekommen sind, immer noch sehr zentral für viele E-Nutzer. Mit seiner großen Batterie und dem Testverbrauch von 22,2 kWh/100 km kommt der Explorer genau 382 km weit.

Oder anders ausgedrückt: Wenn man im üblichen SOC-Fenster von 10 bis 80 Prozent unterwegs sein will, sollte man ab rund 250 km nach einer Ladestation Ausschau halten. Mit durchschnittlich 122 kW lädt der Ford am DC-Lader wieder auf, sodass die Fahrt nach rund 30 Minuten weitergehen kann. Das ist vor allem verglichen mit der 800-V-Konkurrenz aus Korea nicht brillant. Es reicht jedoch vollkommen aus, selbst wenn es mal weiter gehen soll als die durchschnittlich für E-Autos errechneten rund 30 km pro Tag.

Ford Explorer, Ladeleistung
Hans-Dieter Seufert

Als Langstrecken-Elektriker taugt der Ford zudem, weil sich der Aufenthalt an Bord ausgesprochen angenehm gestaltet. Die Material- und Anfassqualität der Inneneinrichtung scheint sogar eine Spur wertiger als jene der Wolfsburger Verwandtschaft. Die Ausstattung erweist sich als praxisgerecht und meist unangestrengt benutzbar, mit den bereits erwähnten Einschränkungen etwa bei der Klimabedienung. Top zudem die Qualität der Sitze in beiden Reihen. Ebenso brauchbar präsentiert sich der Abrollkomfort, selbst größere Unebenheiten werden recht gekonnt weggefedert.

Zu leichtgängige Lenkung

Das hat freilich Folgen beim schnellen Kurvenfahren, denn der Explorer neigt zu leichten Wankereien. Stört auf der Landstraße kaum, doch bei den Fahrübungen auf dem Testgelände verliert er schon mal die Contenance, bevor das ESP zügig und energisch einschreitet.

Ford Explorer
Hans-Dieter Seufert

Dabei zeigt sich die sehr leichtgängige und wenig Fahrbahnkontakt vermittelnde Lenkung nicht unbedingt hilfreich. Im Sport-Modus greift sie etwas straffer und schwergängiger, doch keineswegs sportlich zu. Tröstlich immerhin, dass Bremsanlage und Sicherheitsausstattung wenig Schwächen zeigen, obwohl der Ford mit einem gummiartigen Brems-Feedback aufwartet.

Haben wir was vergessen? Einen kleinen Hinweis vielleicht, falls Sie noch eine Entscheidungshilfe benötigen: Zurzeit wird der Explorer bei vielen Händlern und Vermittlungsportalen mit Preisnachlässen von über 20 Prozent angeboten. Na dann!

Fazit

Technische Daten
Ford Explorer extended Range AWD Premium
Außenmaße4468 x 1871 x 1639 mm
Kofferraumvolumen465 bis 1455 l
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
0-100 km/h5,0 s
Verbrauch0,0 kWh/100 km
Testverbrauch22,2 kWh/100 km