Nein, ein Modell mit Range Extender ist kein richtiges Elektroauto – schließlich springt ja ein Verbrenner an, sobald der Akku leergesaugt ist. Aber der Antrieb erfolgt einzig über die E-Maschine. Der Benziner dient bei diesem Antriebskonzept nur als Generator, der im Leapmotor C10 REEV den Elektromotor an der Hinterachse antreibt.
Klar: Das Kürzel REEV steht für Range Extender Electrical Vehicle. Aber was ist eigentlich ein Leapmotor? Den chinesischen Hersteller gibt es seit rund zehn Jahren, über ein Joint Venture mit Stellantis kommen seine Modelle Stand 1. September zu 121 Händlern in Deutschland.
Schon im Akkubetrieb 189 km Reichweite
Doch den 4,73-Meter-SUV kaufen zu können und ihn fahren zu wollen, sind zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe. Das Problem am Leapmotor C10 REEV ist nämlich Folgendes: Die Technik unter dem zurückhaltend auftretenden Blechkleid funktioniert wirklich gut. Nur mussten wir während der ersten Langstrecken-Testfahrt wirklich alle Selbstbeherrschung zusammennehmen, um den Leapmotor nicht einfach an der nächsten Raststätte zurückzulassen und mit einem Lkw-Fahrer zurückzutrampen.

Modernes Elektroauto mit Benzinmotor als Reichweitenverlängerer.
Doch der Reihe nach: Die Idee mit dem Range Extender ist an sich keine neue. Schon der innovative, aber glücklose Opel Ampera nutzte dieses Konzept, bevor Elektroautos wirklich auf dem Vormarsch waren. Der Akku an sich ist hier relativ kompakt – im Fall des C10 28,4 kWh klein – und damit relativ leicht. Er speist einen 158 kW (215 PS) starken Elektromotor, der in jeder Fahrsituation für den Vortrieb sorgt. Der 1,5-Liter-Benziner (86 PS) spielt lediglich die Rolle des Notstromaggregats, wenn die Energie im Speicher erschöpft ist.
Damit nimmt der C10 REEV seinem Fahrer die Reichweitenangst. Schon im Akkubetrieb kommt er in unserem Test ordentliche 189 Kilometer weit. Klar, das ist weitaus weniger als bei einem echten Elektroauto, aber 95 Prozent der alltäglichen Fahrten sollten kein Problem sein. Der große Vorteil zu einem reinen BEV: Mit dem Range Extender wächst der Gesamtradius auf 982 km. Da kann kein E-Auto mithalten, und selbst ein konventioneller Dieselkombi schafft nur wenig mehr. Und die Energiezufuhr auf der Langstrecke? Mit Sprit, mit Gleichstrom (63 kW), zu Hause auch gern mit Wechselstrom (11 kW).

Der Leapmotor C10 schafft mit Akku rund 190 km, mit Range Extender sogar fast 1.000 km.
Die Effizienz passt
Doch ist das nicht alles unheimlich ineffizient? Erstaunlicherweise nicht. Selbst im Hybridmodus mit nahezu leerem Akku verbraucht der C10 nur 6,3 Liter im Schnitt. Der Motor selbst wurde extra für diesen Einsatzzweck entwickelt, muss nicht agil auf Gasbefehle reagieren, sondern säuselt nur konstant und beiläufig in seinem optimalen Effizienzfenster. Dementsprechend diskret arbeitet das System, nahezu unmerklich schaltet der Vierzylinder zu und wieder ab.

Der 1,5-Liter-Benziner erzeugt Strom für den E-Motor, leise und effizient.
Weniger entspannend läuft dagegen nahezu alles andere ab – und hier kommen wir wieder zum eingangs erwähnten Drang, den C10 an der Raststätte auszusetzen. Auf den ersten Kilometern bimmeln die Assistenzsysteme derart fröhlich um die Wette, dass man als Fahrer keine Ahnung mehr hat, auf was einen das Auto nun eigentlich hinweisen will. Ein Bimmelsignal erschien dabei besonders willkürlich – nach rund 100 Kilometern stellte sich heraus, dass wir mit unserer entspannten Fahrhaltung dem Aufmerksamkeitsassistenten die Sicht versperrten. Muss man erst mal darauf kommen.
Dieses System, der Spurhalteassistent und die Tempolimit-Petze lassen sich zum Glück semikomfortabel abschalten, der Notfall-Spurhalteassistent greift jedoch trotzdem ein, sobald sich das Auto einer Linie auf etwa einen halben Meter nähert – also fast immer. Er lässt sich aber während der Fahrt nicht abschalten.

Der Notfall-Spurhalteassistent greift oft früh ein und lässt sich während der Fahrt nicht vollständig deaktivieren.
Und sonst so? Ver- und entriegelt wird der C10 mit einer Scheckkarte am linken Außenspiegel. Wer also zur Beifahrerseite will, muss erst mal ums Auto herum- und wieder zurücklaufen. Die Fensterheber sind verkehrt herum programmiert, und das Bremspedalgefühl fällt so digital aus, dass man sich öfter mal bei den Mitfahrern ob der unwirschen Fahrweise entschuldigen muss. Aber zumindest funktioniert die Anlage einwandfrei: 34,1 Meter aus Tempo 100.
Fazit
| Leapmotor C10 REEV Design | |
| Außenmaße | 4739 x 1900 x 1680 mm |
| Kofferraumvolumen | 400 bis 1375 l |
| Hubraum / Motor | 1500 cm³ / 4-Zylinder |
| Leistung | 63 kW / 86 PS bei 5000 U/min |
| Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
| 0-100 km/h | 7,8 s |
| Verbrauch | 0,0 kWh/100 km |
| Testverbrauch | 6,3 kWh/100 km |







