Zunächst einmal habe ich mehr als 10 unserer Vertriebsgesellschaften besucht, da mir der persönliche Kontakt zu unseren Händlern und Kunden sehr wichtig ist. Wir befinden uns in einer Situation mit Licht und Schatten. Die technologische Transformation ist anspruchsvoll, aber da sind wir sehr gut unterwegs. Jetzt kommen geopolitische Rahmenbedingungen dazu, die es nicht unbedingt einfacher machen und gleichzeitig wirkt sich das Ganze natürlich auch auf die Kauflaune der Konsumenten weltweit aus.
Wir haben in China, dem zurzeit anspruchsvollstem Markt, unsere Spitzenposition im Top-End Luxussegment im ersten Halbjahr bestätigt. In den USA schauen wir auf ein sehr gutes Quartal zurück. Dort konnten wir 25 Prozent mehr Fahrzeuge an unsere Kunden ausliefern als im Vorjahreszeitraum. Der globale Anteil unserer Top-End-Fahrzeuge, also G-Klasse, AMG, Maybach und die Fahrzeuge der S-Klasse Familie, liegt auf einem guten Niveau – das ist erfreulich. Außerdem: Wir haben die größte Modelloffensive in der Geschichte unseres Unternehmens geplant. Wir stehen innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre vor mehr als 40 Neueinführungen, also entweder Modellpflegen oder komplett neue Fahrzeuge.
Die Geschwindigkeit, mit der unsere Kunden bereit sein würden, auf Elektromobilität zu wechseln, haben wir überschätzt. Deshalb haben wir intensiv daran gearbeitet, sicherzustellen, dass unsere Fahrzeuge sowohl mit Verbrennungsmotor als auch mit elektrischem Antrieb verfügbar sein werden. Langfristig vereinheitlichen wir das Design unserer Fahrzeuge unabhängig vom Antrieb.De facto ist es unseriös, aktuell eine Aussage zu treffen, wie hoch der Elektroautoanteil zum Ende des Jahrzehnts sein wird. Deswegen können wir mit unserer Strategie sehr flexibel darauf reagieren, was der Kunde bevorzugt... Und der Kunde muss entscheiden können. Unser Ansatz ist es, hoch-innovative und begeisternde Fahrzeuge anzubieten – der Kunde kann dann entscheiden, welche Antriebsart er bevorzugt.
Zwei Drittel unserer Kunden messen dem Thema Nachhaltigkeit große Bedeutung bei. Besonders deutlich wird das bei der jüngeren Generation: Studien zeigen, dass ein Großteil der Generation Z und der Millennials Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als zentrale Werte in ihrem Alltag sehen. Wir sind davon überzeugt, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört, und darauf haben wir unsere Strategie ausgerichtet.
Die A-Klasse erfreut sich nach wie vor großer Nachfrage, insbesondere in Europa und wir sind mitten im Lifecycle. Erst vor kurzem wurde die Baureihe mit umfangreichen Modellpflegemaßnahmen aktualisiert. Es spricht also nichts dagegen, die Produktion fortzusetzen.
Mercedes-Benz wird nächstes Jahr 140 Jahre alt. Dieses Jubiläum inspiriert, auch wenn es um unser Design geht. Mercedes hat schon immer mit seinem markanten, ikonischen Design begeistert. Wir haben uns an der Ahnenreihe und der Gestaltung der Fahrzeuge unserer Geschichte orientiert und entschieden, dem GLC deutlich mehr Status zu verleihen.Was die die Innenraumgestaltung angeht,liegt ein starker Fokus auf der Kundenzentrierung. Unser Motto lautet dabei "Welcome Home" oder "Willkommen zu Hause". Wenn man sich in einen Mercedes setzt, dann ist das ein Versprechen, dass nicht nur die Produkte überzeugend sind, sondern auch die Kundenbetreuung. Mercedes-Benz stand immer schon für Herz und Verstand. Was unsere Produkte stark gemacht hat, war nie nur Design oder Technik – sondern die Verbindung aus beidem.
Genau, dort und bei allen anderen Fahrzeugen aus unserem Haus– und so geht es mir selbst nach einem anstrengenden Tag. Wenn ich mich dann ins Auto setze und die Tür zumache, entsteht dieses Gefühl von "Willkommen zu Hause", ein Gefühl des Ankommens, ich fühle mich wohl. Das ist für uns als Marke wichtig und daran wollen wir auch festhalten.
Ich bin dem Produkt sehr verbunden, da ich selbst einige Jahre für das Produktmanagement und den Vertrieb der G-Klasse verantwortlich war. Und ich fahre tatsächlich gerade auch selbst als Dienstwagen eine elektrische G-Klasse. Die elektrische G-Klasse ergänzt unser Angebot. In den kommenden Jahren wird es beides geben: Elektroautos und hochmoderne, elektrifizierte Verbrenner. Die Kunden entscheiden, was für sie am besten passt – das gilt auch für die G-Klasse. Eine abschließende Beurteilung ist aktuell noch zu früh, denn die elektrische Variante ist erst jetzt vollumfänglich im Markt verfügbar. Aber: Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der Entwicklung und Performance – die elektrische G-Klasse leistet einen starken Beitrag zum Gesamterfolg. Gerade erst haben wir mit der 600.000 produzierten G-Klasse, übrigens ein elektrischer G 580, einen riesigen Meilenstein erreicht – ein starkes Zeichen für die Attraktivität der Baureihe. Ich bin überzeugt, dass so ein Produkt einfach Zeit braucht. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass viele Kundinnen und Kunden, wenn sie einmal in einem Elektroauto gesessen haben, so begeistert sind, dass sie gar nicht mehr aussteigen wollen. Mein Tipp: unbedingt selbst ausprobieren – die Performance der elektrischen G-Klasse ist unfassbar gut.
Wir sind davon überzeugt, unseren Kundinnen und Kunden ein attraktives Gesamtpaket zu bieten. Dabei achten wir immer darauf, das jeweilige Preissegment nicht zu verlassen. Beim CLA folgen im Laufe des Jahres weitere Modelle zu attraktiven Konditionen.
Die richtet sich vor allem an Kunden, die sich grundsätzlich für ikonisches Design interessieren und ein andersartiges Fahrzeug mit hoher Funktionalität haben möchten. Das Fahrzeug ist in einem neuen Segment unterwegs – womit wir auch eine neue Zielgruppe ansprechen können.
Das ist uns immer wichtig. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, besonders wenn es um die G-Klasse geht, das kann ich schon allein aufgrund meiner Zeit beim "G" sagen. Noch ist es zu früh für Details, aber was ich sagen kann: wir werden ein überzeugendes Auto mit dem richtigen Maß an G-DNA im Charakter schaffen.

Mathias Geisen (M.) mit den Chefredakteuren Birgit Priemer und Michael Pfeiffer.
Die beiden Sparten sind sehr unterschiedlich. Die Kunden im Van-Bereich sind viel mehr rational getrieben. Es ist ihnen wichtig, dass die Autos attraktiv aussehen, weil sie damit ihr Unternehmen repräsentieren. Aber es ist trotzdem ein Segment, in dem die gesamten Fahrzeugkosten eine große Rolle spielen, also die Anschaffungs- sowie die Betriebskosten. Wir haben in der Sparte den Vorteil, dass wir mit der V-Klasse Privatkunden bedienen und gleichzeitig mit Sprinter, Vito und Citan auch unsere gewerblichen Kunden. Und dann gibt es noch die Mischnutzung, also jene Kunden, die ihre Fahrzeuge beruflich wie privat nutzen. Mit dem neuen VLE und dem VLS wird ab 2026 das Portfolio noch mal deutlich breiter. Es gibt gewisse Märkte in denen Kunden große, statusorientierte Limousinen gegen MPVs tauschen, gerade in Asien lässt sich das beobachten. Dieses Segment haben wir bisher komplett den Aufbauherstellern überlassen. Wir haben in China ein Joint Venture, wo wir die Fahrzeuge für den chinesischen Markt herstellen. Künftig bieten wir die flexiblen MPVs für Familien und freizeitaktive Kunden mit einer vernünftigen Einstiegsvariante, dem VLE, an. Das Top-End-Segment bedienen wir dann mit dem VLS.
Neuer Schlüssel zum Erfolg würde heißen, wir sind nicht erfolgreich, was nicht stimmt. Ich glaube, es hilft uns, die erfolgreiche Position, die wir dort haben, aufrechtzuhalten. Deswegen ist es strategisch nur sinnvoll, sicherzustellen, dass ein Kunde, der aktuell eine Limousine fährt, sich für ein anderes Produkt von Mercedes entscheiden kann, sei es SUV oder in dem Fall ein MPV.
In dem für uns sehr wichtigen Top-End-Segment, sind wir nach wie vor Marktführer. Richtig ist aber auch, dass der chinesische Automarkt extrem wettbewerbsintensiv ist, was sich auch auf die Preise auswirkt und für die Wirtschaftlichkeit eine massive Herausforderung darstellt. Wir setzen auf neue begehrenswerte und intelligente Produkte und Technologien, die auf die Wünsche der chinesischen Kunden zugeschnitten sind, sowie teilweise lokal entwickelt und hergestellt werden.
Der chinesische Pkw-Markt hat sich weltweit betrachtet am schnellsten Richtung Elektromobilität entwickelt. Das größte Wachstum findet allerdings in Preissegmenten statt, in denen Mercedes-Benz nicht vertreten ist. In unseren Segmenten ist der Elektro-Anteil noch sehr gering. Der Markt entwickelt sich aktuell von unten nach oben. Andere neue Technologien haben sich in der Vergangenheit preislich von oben nach unten entwickelt. Wir sehen dennoch weiterhin großes Potenzial im chinesischen Markt und wollen auch in unseren Segmenten unsere Position Schritt für Schritt ausbauen.
Zunächst einmal ist mir eines wichtig: Man kann heute schon mit DRIVE PILOT hochautomatisiert auf deutschen Autobahnen fahren. Damit haben wir als erster Hersteller ein serienreifes Level-3-System auf die Straße gebracht. Der Clou: Man darf währenddessen z.B. ein Video schauen oder E-Mails bearbeiten. Und darin liegt der Schlüssel: Wir orientieren uns am Mehrwert für die Kunden. Mit dem neuen CLA bringen wir MB.DRIVE auf den Markt, um teil-automatisiertes Fahren vollflächig verfügbar zu machen. Ein weiterer Kundennutzen: jeder CLA kann over-the-air aktualisiert werden, wie man es vom Smartphone kennt. Damit erhalten unsere Kunden im Fahrzeug noch Jahre nach dem Kauf die neuesten Assistenzsysteme.
Wir haben mittlerweile in zwölf Märkten das Direktvertriebsmodell ausgerollt und decken damit in Europa mehr als 50 Prozent des Absatzes ab. In unseren außereuropäischen Märkten vertreiben wir mehr als 30 Prozent der Neufahrzeuge im Agenturmodell. Es läuft sehr positiv. Während die Händler anfangs noch zurückhaltend waren, zeigen sie sich mittlerweile überzeugt vom Modell. In den Märkten, in denen wir das Agenturmodell eingeführt haben, steigt die Kundenzufriedenheit sukzessiv, da die Verkäufer mehr Zeit haben, sich auf Beratung und Kundenwünsche zu fokussieren. Wir profitieren von der größeren Nähe und dem direkteren Zugang zu unseren Kunden und sind so in der Lage, unsere Kundenansprache noch individueller zu gestalten und stärker auf die individuellen Bedürfnisse auszurichten. Das hat sich bewährt und wird in weiteren Märkten ausgerollt.
Vita Mathias Geisen
Er begeistert sich für Autos und für Fußball: Mathias Geisen, seit 1. Februar 2025 Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group, ist verantwortlich für den Vertrieb. 1978 in Essen geboren, trat er 1998 in die damalige Daimler AG ein. Der studierte Betriebswirtschaftler war vor seiner Berufung in den Vorstand zuletzt für die Van-Sparte verantwortlich. Davor funktierte er als Chefstratege und Direktor Produktmanagement Elektrische Fahrzeuge.












