Ab dem 1. März 2027 gilt ein neues elektronisches System, das Fahrzeuge automatisch per Kennzeichenerkennung und Funktechnik erfasst. Das Ziel ist ein freier Verkehrsfluss, ohne Anhalten an Schranken.
Das kroatische Parlament hat das entsprechende Mautgesetz Mitte Dezember 2025 verabschiedet. Die Umsetzung erfolgt durch die slowakisch-tschechische Bietergemeinschaft SkyToll und TollNet, die bereits in mehreren europäischen Ländern ähnliche Systeme betreibt. Das Projekt wird größtenteils aus EU-Mitteln finanziert.
Zwei Systeme für unterschiedliche Fahrzeugklassen
Das neue Modell basiert auf zwei Technologien: einer automatischen Kennzeichenerkennung (ALPR) und einem elektronischen Transponder (ENC). Pkw und Motorräder bis 3,5 Tonnen können zwischen einer digitalen Registrierung per Kennzeichen und der Nutzung eines ENC-Geräts wählen. Für Lkw und Busse über 3,5 Tonnen ist der Transponder verpflichtend.
Die Abrechnung bleibt streckenabhängig, wie bisher nach gefahrenen Kilometern. Eine pauschale Zeitvignette – wie sie etwa Österreich oder Slowenien anbieten – wird es nicht geben. Das Verkehrsministerium begründet dies mit der Vorgabe der EU-Richtlinie, nach der die Straßenbenutzungsgebühr künftig stärker an der tatsächlichen Nutzung orientiert sein soll.
Technische Ausstattung und Installation
Für die Umsetzung des Systems werden 212 Mautportale mit 1.744 Kameras errichtet. Die ersten Kontrollportale entstehen auf der Autobahn A3 zwischen Zagreb und Lipovac. Die Kameras erfassen sowohl Kennzeichen als auch ENC-Signale und überprüfen die korrekte Bezahlung der Maut.
Zusätzlich bleiben während einer Übergangsphase einzelne Mautstellen an den Autobahnauffahrten bestehen – allerdings ohne Personal und ohne Schranken. Sie dienen der Erfassung nicht registrierter Fahrzeuge, bis die vollständige Umstellung abgeschlossen ist.
Parallel dazu entstehen sogenannte Schnellregistrierungsspuren, über die sich Fahrer, insbesondere Touristen, direkt an der Auffahrt registrieren und ein Zahlungsmittel hinterlegen können. Die Registrierung ist außerdem über eine nationale Online-Plattform, eine App oder über Partnerstellen der Autobahngesellschaft möglich.
Ein ENC-Gerät (Elektronička Naplata Cestarine) ist ein kleiner Transponder, der an der Windschutzscheibe befestigt wird. Es kommuniziert per Funk mit den Mautportalen und ermöglicht so eine automatische Abrechnung ohne Halt an Stationen. Für Pkw und Motorräder ist die Nutzung freiwillig, für Lkw und Busse über 3,5 Tonnen wird das Gerät ab 2026 verpflichtend. Bereits heute verwenden viele Vielfahrer ENC-Boxen, um schneller durch die speziellen Spuren an den Mautstellen zu fahren.
Nutzung und Bezahlung
Nach der Registrierung werden die Fahrten automatisch erfasst und nach der Ausfahrt abgerechnet. Die Bezahlung erfolgt wahlweise per Kreditkarte, App oder über ein Guthaben auf dem ENC-Gerät. Bargeldzahlungen an den Autobahnen sind künftig nicht mehr möglich. Das Ministerium betont, dass der Ablauf auch für ausländische Nutzer einfach gestaltet sei und Informationen vorab an Grenzübergängen bereitgestellt werden.
Die Autobahngesellschaft Hrvatske Autoceste (HAC) rechnet damit, dass sich die Kapazität an den Zufahrten von derzeit rund 300 auf bis zu 3.000 Fahrzeuge pro Stunde erhöhen wird. Damit sollen Staus vor den bisherigen Zahlstellen weitgehend entfallen.
Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind derzeit rund 970 Personen im Mautbetrieb beschäftigt, davon 730 direkt an den Kassen. Mit der Einführung des neuen Systems wird der Personalbedarf auf etwa 720 reduziert. Die Differenz soll durch natürliche Fluktuation und freiwillige Abfindungen ausgeglichen werden. Eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften liegt bereits vor.












