Viele Unfälle durch tiefstehende Sonne: So behalten Sie bei Blendung die Kontrolle

Unfälle durch tiefstehende Sonne
So behalten Sie bei Blendung die Kontrolle

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.11.2025
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Lofoten - Sonne
Foto: Adrian Greiter

Blendung durch tiefstehende Sonne birgt für Autofahrer eine hohe Unfallgefahr – der ADAC betont, dass sie statistisch deutlich riskanter ist als eine Fahrt bei Nebel. Wegen tiefstehender Sonne gab es im Jahr 2024 in Deutschland 2.456 Unfälle mit Personenschaden – wegen Nebel 298. Generell passieren zwei Drittel aller witterungsbedingten Unfälle laut ADAC durch Blendung. Jeder Autofahrer kann die Gefahr aber mit ein paar einfachen Tricks minimieren. Die Wintersonnenwende findet auf der Nordhalbkugel jährlich rund um den 21./22. Dezember statt – dann steht die Sonne am tiefsten. Allerdings steht sie von Ende Oktober bis Ende März tief genug, um Autofahrern beinahe vollständig die Sicht zu nehmen.

Der wichtigste Punkt im Kampf um eine gute Sicht ist nicht das Mitführen einer Sonnenbrille – denn vorher muss das Licht durch die Frontscheibe. Die sollte blitzblank sein, ansonsten streut das Licht auf der Scheibe und macht diese nahezu undurchsichtig. Somit ist es von Vorteil, ein Tuch oder eine Küchenrolle und Scheibenreiniger im Auto zu haben – und vor Beginn der Fahrt die Frontscheibe gründlich zu reinigen. Auch streut dann das Licht von entgegenkommenden Fahrzeugen nicht mehr auf dem Glas. Sitzt man schon im Auto, hilft immer noch das Einschalten der Scheibenwaschanlage. Dafür ist es wiederum wichtig, dass die Wischerblätter in gutem Zustand sind – wer sie nach jeder Wintersaison wechselt, ist vorbildlich unterwegs. Und natürlich sollte auch der Wischwasserbehälter vor jeder längeren Fahrt immer komplett aufgefüllt sein.

Frau am Steuer
SrdjanPav via Getty Images

Tödlicher Unfall wegen Blendung

Wie wichtig das ist, beweist der Fall einer Polizeischülerin, die bei tief stehender Sonne wegen einer stark verschmutzten Frontscheibe eine 87-jährige Frau auf einem Zebrastreifen übersehen und tödlich verletzt hat. Experten vor Gericht haben ausgesagt, dass ein Einschalten der Scheibenwaschanlage gereicht hätte, um die Sicht klar genug zu machen. Die 20-jährige Fahrerin musste ihre Ausbildung zur Polizistin beenden und das Gericht verurteilte sie zu einer Jugendstrafe mit Vorbewährung, also einer zunächst "auf Probe" gestellten Bewährungslösung.

Das Thema Sauberkeit gilt ebenso für die Sonnenbrille. Wer unbedingt eine aufsetzen möchte, sollte sie vor jedem Fahrtantritt ebenfalls blitzblank polieren – und sowieso ein entspiegeltes Modell verwenden. Allerdings ist die Nutzung einer Sonnenbrille im Auto immer zwiespältig – in dunklen Umgebungen, wie beispielsweise schlecht ausgeleuchteten Tunneln, verdunkelt sie die Sicht sehr stark. Der ADAC empfiehlt, die Sonnenbrille abzusetzen, sobald die Blendsituation überstanden ist.

Sitzposition extrem wichtig

Die Wirkung der heruntergeklappten Sonnenblende ist in Kombination mit einer aufrechten und hohen Sitzposition am stärksten. Ist der Sitz so aufrecht, hoch und weit hinten wie ergonomisch vertretbar eingestellt, kann die Sonne am wenigsten unter der Blende hindurch dem Fahrer ins Gesicht scheinen. Und klar: Cabrio-Fahrer dürfen an dieser Stelle trotz schönstem Sonnenschein auch mal das Dach schließen.

Gerade Cabrio-Fahrer werden den Tipp mit einer zusätzlichen Sonnenblende kennen: Eine Schirmmütze, beispielsweise ein Basecap, bietet zusätzlichen Blendschutz – und durch leichtes Nicken ist dieser auch superkomfortabel einstellbar. Da sie auch die Sicht in dunkler Umgebung nicht verdunkelt, ist die Schirmmütze gegenüber der Sonnenbrille das geeignetere Hilfsmittel.

Lofoten - Sonne
Adrian Greiter



Alle sind geblendet

Außerdem gilt bei tiefstehender Sonne: Auch die anderen Verkehrsteilnehmer sind geblendet. Deshalb ist konzentriertes und vorausschauendes Fahren mit ausreichend Abstand zum Vordermann besonders wichtig – insbesondere plötzliche Bremsmanöver von vorausfahrenden Fahrern sind in so einer Situation häufiger möglich. Auch entgegenkommende Autofahrer sowie Radfahrer und Fußgänger kämpfen mit der Blendung durch die Sonne – wer für diese anderen Verkehrsteilnehmer mit aufpasst, kommt (wie immer) sicherer durch den Verkehr. Zudem erkennen die anderen Verkehrsteilnehmer einen bei blendender Sonne besser, wenn man das Abblendlicht einschaltet.

Auch die Geschwindigkeit sollte ein geblendeter Autofahrer anpassen. Bei einer Geschwindigkeit in Höhe von 50 km/h legt das Auto in einer Sekunde 14 Meter zurück – bis das geblendete Auge wieder vollständig sehen kann, vergeht oft mehr als diese eine Sekunde. Zum Vergleich: Ein Zebrastreifen ist in Deutschland typischerweise rund 2,3 Meter lang. In einer einzigen Sekunde Blindflug würde man also mehrere Zebrastreifen-Längen weit fahren.


Wichtig: Wer so stark geblendet ist, dass er die Verkehrssituation nicht mehr sicher erkennen kann, muss deutlich Tempo herausnehmen – und im Extremfall anhalten, bis die Sicht wieder ausreichend ist.

Fazit