Der ehemalige McLaren-Teamchef Ron Dennis hat die Königsklasse mal als Piranha-Club bezeichnet. Zum ersten Mal soll der Begriff gefallen sein, als sich Flavio Briatore 1991 gegen Eddie Jordan durchsetzte. Damals ging es darum, in welches Cockpit ein junges deutsches Talent namens Michael Schumacher gesetzt wird. Am Ende bekam Benetton-Chef Briatore den Zuschlag. Der Rest ist Geschichte.
Briatore und Jordan waren zwei der schillerndsten Figuren in der mittlerweile 75-jährigen Formel-1-Geschichte. Schon immer galt: Wer sich in der Königsklasse durchsetzen will, darf kein Kind von Traurigkeit sein. Deals wurden per Handschlag erledigt. Regelmäßig wechselten im Fahrerlager Koffer mit Bargeld den Besitzer. Dass dabei nicht immer alles mit rechten Dingen zuging, ist ein offenes Geheimnis. Briatore wurde schon in den 80er Jahren wegen verschiedener Betrugsfälle in Italien verurteilt, konnte dem Gefängnis aber immer irgendwie entgehen.
Auch der langjährige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone weiß, wie es sich anfühlt, auf der Anklagebank zu sitzen. 2014 verhinderte der Zampano eine mögliche Gefängnisstrafe nur durch einen 100-Millionen-Dollar-Vergleich mit dem Münchner Landgericht. Dem Briten wurde damals Bestechung vorgeworfen. 2023 bekannte er sich in England des Steuerbetrugs schuldig. Aus Alters- und Gesundheitsgründen verzichtete der Richter darauf, den damals 93-Jährigen einzubuchten.

Ein kleiner Scherz mit einem Silvesterknaller brachte Jean Alesi auf die Anklagebank.
Formel-1-Fahrer vor Gericht
Adrian Sutil scheint dieses Glück nicht zu haben. Der ehemalige Rennfahrer, der in seiner Formel-1-Karriere 128 Mal für Spyker, Force India und Sauber am Start stand, ist vergangenen Donnerstag (27.11.) in Sindelfingen festgenommen worden. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung werden ihm schwerer gemeinschaftlicher Betrug und Unterschlagung vorgeworfen. Der Starnberger sitzt aktuell in Untersuchungshaft.
Sutil ist nicht der erste Rennfahrer aus der Königsklasse, der vergitterte Luft atmet. Wir haben noch einige weitere interessante Fälle aus der jüngeren Formel-1-Vergangenheit recherchiert. Zuletzt hatte es Jean Alesi getroffen. Der Franzose soll 2021 nach einem missglückten Scherz mit einem Silvester-Böller vorübergehend in Gewahrsam genommen worden sein. Dabei war ein Sachschaden am Bürofenster seines Ex-Schwagers entstanden. Im Prozess zeigte der Richter später Gnade. Alesi wurde nicht verurteilt.
Auch JJ Lehto kam in seinem Prozess am Ende glimpflich davon. Der Finne, der insgesamt für fünf Teams in der Formel 1 antrat, wurde 2011 wegen fahrlässiger Tötung und Fahrens unter Alkoholeinfluss zu einer Haftstrafe von 28 Monaten verurteilt, die mit einem tödlichen Bootsunfall in Verbindung stand. 2012 hob ein Berufungsgericht diese Verurteilung jedoch auf, da nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, wer zum Zeitpunkt des Unfalls am Steuer saß.

Nach seiner aktiven Karriere verdiente Bertrand Gachot viel Geld mit seinem Energy-Drink. Zwischenzeitlich sponsorte "Hype" auch das F1-Team von Force India.
Gachot-Verhaftung öffnet Schumacher die Tür
Der frühere Ferrari-, Jordan- und Jaguar-Pilot Eddie Irvine hatte ebenfalls schon Ärger mit dem Gesetz. Im Dezember 2008 soll sich der Italiener in einem Mailänder Nachtclub eine handgreifliche Auseinandersetzung geleistet haben. Im Prozess wurde er fünf Jahre später zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt, die er dann aber doch nicht antreten musste.
Für viel Wirbel hatte auch der Fall Bertrand Gachot im Jahr 1991 gesorgt. Der Belgier wurde nach dem Gebrauch von Pfefferspray in einer Auseinandersetzung mit einem Taxifahrer in London inhaftiert und verbrachte anschließend zwei Monate im Gefängnis. Die Inhaftierung sorgte dafür, dass Jordan einen Ersatzfahrer verpflichten musste. Das gab Michael Schumacher beim Belgien-Grand-Prix die Chance, seine Rekordkarriere zu starten.
Mit Jos Verstappen hatte Schumi später einen Teamkollegen, der für seine Kompromisslosigkeit berühmt ist. 2000 wurde der Niederländer in Belgien zu fünf Jahren Gefängnis auf Bewährung wegen Körperverletzung verurteilt, nachdem es im Mai 1998 auf einer Kartstrecke zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll. 2008 wurde Verstappen auch noch von einem Gericht in Tongern zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er seine von ihm getrennt lebende Frau Sophie Kumpen mit SMS-Nachrichten und Besuchen belästigt haben soll.












