Schon in den letzten Wochen hatte es bei Aston Martin ordentlich rumort. Sieben wichtige Ingenieure aus dem Entwicklungsbüro sollen auf der Abschussliste stehen, darunter auch Aerodynamik-Chef Eric Blandin. Das Werksteam möchte sich von verzichtbarem Ballast trennen – angeblich auf Empfehlung von Stardesigner Adrian Newey. Dafür sollen neue Leute kommen. Wie man hört, wird vor allem bei Neweys altem Team Red Bull gewildert.
Auch das Verhältnis des legendären Konstrukteurs-Genies zu Teamchef Andy Cowell soll angespannt sein. Schon in Las Vegas machten Gerüchte die Runde, dass hinter den Kulissen ordentlich die Fetzen fliegen. Durch das Fahrerlager flogen verschiedene Namen, die Cowell beerben könnten, darunter auch die von Christian Horner und Andreas Seidl, die aktuell keinen Job in der Königsklasse haben.
Doch am Ende kam es ganz anders. Nach einer Sitzung in der Teamzentrale in Silverstone entschied sich Teambesitzer Lawrence Stroll dazu, die Verantwortlichkeiten auf eine überraschende Weise neu aufzuteilen. Der Rennstall bestätigte am Mittwochabend (26.11.) offiziell, dass Newey selbst mit Beginn des Jahres 2026 den Posten des Teamchefs übernehmen wird.
Aero-Genie als Rennstall-Anführer?
Die Entscheidung kam deshalb so überraschend, weil der 66-Jährige eher als stiller Tüftler gilt, der sich mit seinem Reißbrett im Kämmerlein einschließt und eine geniale Idee nach der anderen ausbrütet. Von seinem Organisationstalent oder Qualitäten als Anführer eines ganzen Rennstalls war bislang noch nicht viel bekannt. In der neuen Rolle des Teamchefs muss Newey den Laden zusammenhalten. Da stellt sich die Frage, wie viel Zeit ihn der neue Posten raubt, die am Ende bei der Arbeit im Technikbüro fehlt?
Dazu steht unter dem Namensschild an der Tür seines Büros auch noch die offizielle Rolle als "Managing Technical Partner". Diese beinhaltet, dass Newey die Verantwortung für das gesamte Technik-Team trägt, inklusive der Rennmannschaft, die sich an der Strecke um den Einsatz der Autos kümmert. Lawrence Stroll soll sich dagegen um die Business-Aktivitäten des Rennstalls kümmern.
Cowell muss das Team nach seiner Absetzung aber nicht verlassen. Er bekommt den neuen Posten des "Chief Strategy Officer" zugeschustert. In dieser Funktion soll er sich um die Koordination der Teampartner Honda (Motor), Aramco (Benzin) und Valvoline (Schmiermittel) kümmern. Als Antriebsspezialist trägt er die Verantwortung dafür, dass die neue Power Unit nahtlos mit dem neuen Aston-Martin-Rennwagen zusammenwächst.

Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, dass Christian Horner den Teamchefposten von Andy Cowell übernimmt.
Probleme bei Entwicklung für 2026?
Das große Beben schürt natürlich Spekulationen, dass bei der Entwicklung des 2026er Autos nicht alles nach Plan läuft. Zu den zahlreichen Gerüchten über die nächste Rennwagengeneration, die zuletzt durchs Fahrerlager geisterten, zählte auch, dass der neue Honda-Antrieb ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringen soll. Solche Details will aber natürlich niemand im Team offiziell bestätigen.
Klar ist aber auch, dass die Zündschnur von Lawrence Stroll kurz ist. Nach den Millionen-Investitionen in den vergangenen Jahren will der Kanadier nach dem großen Reglementwechsel endlich Ergebnisse sehen. Als Marschroute hat der ambitionierte Geschäftsmann ausgegeben, dass man endlich mit den großen Teams um Siege und Titel kämpfen soll. Mit der neuen Technik-Infrastruktur, prominentem Ingenieurs-Personal und starken Partnern schien sich das Puzzle langsam zu vervollständigen.
Ob die neue organisatorische Aufstellung der Schlüssel zum Erfolg wird, muss sich jetzt zeigen. Man darf gespannt sein, wie schnell sich Newey in die neue Rolle des Teamchefs eingrooven kann. Der erfahrene Ingenieur ist sich der Herausforderung bewusst:
"Ich habe in den letzten Monaten viel individuelles Talent innerhalb des Teams erkannt", erklärte der Aerodynamik-Guru. "Ich freue mich darauf, diese zusätzliche Aufgabe zu übernehmen, damit wir uns für 2026 in die bestmögliche Position bringen. Dann werden wir uns mit Aston Martin in einer komplett neuen Situation als Werksteam befinden und mit dem neuen Reglement vor einer großen Herausforderung stehen. Auf dieser Reise wird Andy in seiner neuen Rolle wichtiger Faktor, indem er sich mit unseren Partnern um die Integration der Power Unit kümmert."












