Die sozialen Medien sind für die Formel 1 Fluch und Segen zugleich. Einerseits helfen die Plattformen dabei, eigene Inhalte zu verbreiten und damit den Bekanntheitsgrad der Königsklasse zu steigern. Andererseits können sich die Fans hier auch frei über alle Themen rund um den Sport austauschen. Und da gab es zuletzt nicht nur Lob für den schnellsten Kreisverkehr der Welt.
Die TV-Regie bietet immer wieder Anstoß für Diskussionen. Doch nach dem Singapur wurde die Kritik besonders laut. Der Vorwurf der Fans: Viele interessante Zweikämpfe im Mittelfeld wurden gar nicht gezeigt – nicht einmal in der Wiederholung. Dazu kam auch die Dauerkritik, dass bei der Bildauswahl zu viel Wert auf die Show und den Glamourfaktor und weniger auf das Sportliche gelegt wird.
Vor allem Hardcore-Fans können wenig damit anfangen, wenn ständig prominente Gäste oder die Freundinnen der Fahrer in den Garagen gezeigt werden, anstatt das Geschehen auf der Strecke einzufangen. Mit Carlos Sainz hatten sie nach dem Singapur-Rennen sogar einen Unterstützer in den Reihen der Fahrer. Der Spanier hatte seinem Ärger öffentlich Luft gemacht, weil seine tolle Aufholjagd überhaupt nicht eingefangen wurde.
Regie verpasst wichtige Szenen
"Man sollte den Wettkampf respektieren und sich auf die wichtigen Momente im Rennen konzentrieren", forderte der Williams-Pilot. "Sie haben in Singapur keines meiner vier oder fünf Überholmanöver gezeigt, oder wie Fernando in der letzten Runde Lewis gejagt hat. Da haben sie viel verpasst. Für mich übertreiben sie es ein wenig mit dem Zeigen von Promis und den Freundinnen der Fahrer."
Die Formel 1 reagierte mit einem offiziellen Statement auf die Kritik: "Im Fokus steht immer, den Fans die bestmöglichen Bilder vom Rennen zu liefern. Beim wichtigsten Thema gibt es keine Kompromisse – dem Geschehen auf der Strecke. Unser Team leistet eine gute Arbeit, wenn es darum geht, komplexe Situationen mit verschiedenen Autos auf unterschiedlichen Positionen zu zeigen, und sie in den Kontext der Reaktion auf den Tribünen, von wichtigen Gästen und des Umfelds der Location zu setzen."
Einen konkreten Fehler wollten die Verantwortlichen nicht eingestehen. Trotzdem war bei der Analyse der TV-Regie in Austin ein deutliches Umdenken zu erkennen. Bis auf Sänger Shaboozey, der die Zielflagge schwenken durfte, gab es während der 56 Rennrunden gar keine Einblendungen von VIPs, obwohl davon reichlich vor Ort waren. Auch die Freundinnen der Fahrer hatten sich umsonst in Schale geworfen. Sie wurden von der Regie komplett ignoriert.

Die Freundinnen der Fahrer sind dank regelmäßiger Einblendungen während der Sessions selbst zu Hauptdarstellern geworden.
Umdenken bei der Bildauswahl
Der einzige Schuss einer Reaktion aus den Garagen betraf die Einblendung des Vaters von Ollie Bearman, der ein etwas zerknirschtes Gesicht unter seinem Cowboyhut machte, als sein Sohn im Zweikampf mit Yuki Tsunoda durch die Wiese rödelte und sich drehte. Leider verpasste die Regie das anschließende Überholmanöver von Nico Hülkenberg gegen den Haas-Piloten.
Ansonsten wurden aber alle wichtigen Szenen auf der Strecke eingefangen – auch wenn es nicht allzu viele Überholmanöver gab, die man verpassen konnte. Was nicht im Live-Bild zu sehen war, gab es später als Wiederholung. Außerdem wurde viel mit der Bild-in-Bild-Technik gearbeitet, um bei mehreren Zweikämpfen gleichzeitig live dabei zu sein. Der ausgiebige Vergleich der Rennlinien aus den tollen Helikopter-Aufnahmen wurde von den Fans ebenfalls gelobt.
Stark war auch die neuartige Drohnenaufnahme direkt über der Zielgeraden, als die 20 Autos in ihre Startboxen rollten. Es war ein weiteres Beispiel dafür, wie die Formel 1 immer wieder versucht, das Geschehen mit moderner Technik aus neuen Perspektiven zu zeigen. Ein Hightech-Sport verlangt auch bei der Übertragung nach individuellen Lösungen, bei der moderne Übertragungstechnik zum Einsatz kommt.
Etwas Pech hatte die Regie nur kurz nach dem Start, als sich Carlos Sainz in der sechsten Runde mit Kimi Antonelli anlegte. Während der Williams-Pilot in Kurve 16 zum Angriff ansetzte, wurden gerade die verschiedenen Wiederholungen der Startsequenz eingespielt. Das Live-Bild, in dem das Nachspiel der Kollision zu sehen war, wurde nur klein eingeklinkt.
Erst nach dem Replay-Einspieler gab es dann die Auflösung, was in dem Zweikampf genau passiert war. Das war in diesem Fall einfach unglückliches Timing. Irgendwann muss der Start schließlich aus allen Perspektiven wiederholt werden.












