Die Titelfragen sind geklärt. Erst Max Verstappen in Japan, dann sein Team in den USA. Red Bull und sein Starfahrer räumen alles ab. Seit dem GP Frankreich haben nur noch die dunkelblauen Autos mit den Bullen-Logos drauf gewonnen. Sieben Mal Verstappen selbst, einmal Sergio Perez in Singapur. Red Bull hat aus der Formel-1-Saison 2022 eine One-Team-Show gemacht.
Ferrari hat weiter ein schnelles Auto. Allerdings nur am Samstag, und mit Abstrichen am Sonntag. 12 Poles in 19 Rennen zeugen davon. An den Rennsonntagen stolperte die Scuderia zuletzt über die Reifen. Sie nutzten am roten Auto zu stark ab. In Austin gab es erste Anzeichen der Besserung. Charles Leclerc streichelte die Mediumreifen im ersten Rennteil und war dennoch erfolgreich bei seiner Aufholjagd.
Kämpfe hinter F1-Topteams
Hinten heraus brachen ihm die Vorderreifen ein. Es war das Ergebnis einer erfolglosen Verteidigung gegen Verstappen. Der Red Bull ist auf den Geraden eine Macht – und mit DRS nicht mehr zu halten. Das erfuhr auch Lewis Hamilton. Verstappen schnupfte ihn in der Schlussphase auf. Und dennoch verbuchte Mercedes das Rennen als Erfolg. Die Upgrades und Gewichtskur brachten die Silberpfeile auf einer für sie eher schwierigen Rennstrecke näher an den Klassenprimus.
Folgt in Mexiko der Sturz von Red Bull? Eher unwahrscheinlich. Die hochgelegene Piste favorisiert abermals Red Bull. Das Team konnte hier in der Vergangenheit die Vorteile des Honda-Motors ausspielen. Der etwas größere Turbolader kostete in der dünnen Höhenluft weniger Leistung als bei der Konkurrenz. Verstappens 14. Saisonsieg liegt nahe. Damit würde der Doppelweltmeister Michael Schumacher und Sebastian Vettel (mit jeweils 13 Siegen in einem Jahr) in dieser Hinsicht endgültig überflügeln.
Mexiko läutet das Saisonfinale ein. Es sind noch drei Rennen zu fahren. Spannung versprechen die Positionskämpfe hinter den Topteams. Alpine und McLaren balgen sich um den vierten Platz. Alfa Romeo und Aston Martin um Rang sechs. Haas und Alpha Tauri um die achte Position in der Team-WM.
Die Strecke – Autodromo Hermanos Rodriguez
Schon seit der Einweihung im Jahr 1959 werden im Magdalena Mixhuca Park in Mexiko-Stadt Autorennen gefahren. Seit 1979 heißt der Kurs Autodromo Hermanos Rodriguez, benannt nach den Rennfahrer-Brüdern Pedro und Ricardo Rodriguez. Die Strecke ist zwar noch am gleichen Ort, hat aber ihr Layout mehrmals geändert. Bei der aktuellen Variante fehlt die legendäre Peraltada-Kurve – eine überhöhte 180°-Kehre am Ende der Runde.
Dafür hat die Strecke mit dem von Hermann Tilke im Jahr 2015 durchgeführten Umbau ein neues Markenzeichen bekommen. Kurz vor dem Abbiegen auf die Zielgerade müssen die Autos durch ein ehemaliges Baseballstadion. Von den steilen Tribünen blicken mehr als 20.000 Zuschauer auf das Geschehen herab. Auch die 1,314 Kilometer lange Gerade gehört zu den besonders markanten Streckenabschnitten. Vor Kurve 1 haben die Autos mehr als 350 km/h drauf.
Das Layout mischt prinzipiell langsame mit mittelschnellen Ecken. Vor allem das etwas schnellere Geschlängel zwischen den beiden stadion-ähnlichen Sektionen bereitet den Piloten Freude. Etwas ganz Besonderes sind in Mexiko immer die Podiumszeremonien nach dem Rennen. Sie werden nicht wie sonst an der Zielgerade durchgeführt, sondern vor dem großen Publikum im Baseball-Stadion.

Fast Facts zum GP Mexiko:
- Streckenlänge: 4,304 km
- Anzahl der Runden: 71
- Gesamtdistanz: 305,354 km
- Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 68 Prozent
- Distanz von Pole bis T1: 811 Meter
- Länge Boxengasse: 378 Meter
- DRS-Zonen: 3 – T17-T1, T3-T4, T11-T12
- Top-Speed: 360 km/h
- Reifen: C2 – C3 – C4
- Bremsbelastung: hoch
- Reifenverschleiß: mittel
- Motorbelastung: hoch
- Spritverbrauch: niedrig

Setup
Die Ingenieure und Fahrer erwartet in Mexiko immer eine besondere Herausforderung. Die Millionen-Metropole liegt 2.285 Meter über Meereshöhe. Die Luft ist dünner und enthält laut Mercedes 22 Prozent weniger Sauerstoff. Im Gegensatz zu den Saugmotoren der alten Formel-1-Zeiten verlieren die modernen Turbos in der Höhe allerdings nicht mehr ganz so viel an Leistung. Über das Mapping lassen die Ingenieure die Turbinen etwas schneller drehen. Der verringerte Luftwiderstand sorgt für einen geringeren Spritverbrauch und höhere Top-Speeds.
Die Autos generieren durch die dünne Luft deutlich weniger Abtrieb. Deshalb fahren die Teams trotz der ewig langen Geraden eine maximale Flügel-Anstellung wie in Monte Carlo – und erreichen trotzdem Top-Speeds von teilweise mehr als 360 km/h wie in Monza. Auch die Kühlung von Bremsen und Motoren funktioniert nicht mehr so effizient wie in der Tiefebene.
Hier mussten die Ingenieure in der Vergangenheit immer wieder extra Lufteinlässe in das Karbonkleid schneiden, um im Rennen keine Überraschungen zu erleben. Die Temperaturen sollen für die diesjährige Ausgabe zwischen 24 und 27 Grad Celsius liegen. Am Rennsonntag könnte es gewittern.
Der Asphalt im Autodromo Hermanos Rodriguez bietet für gewöhnlich eher weniger Haftung. Besonders zu Beginn des Wochenendes zeigte sich der Belag oftmals verschmutzt. In der dünnen Höhenluft erzeugt die Aerodynamik zwischen 20 und 25 Prozent weniger Abtrieb. Die Autos rutschen mehr. Dennoch war die Reifenabnutzung 2021 kein großes Thema. Die Spitze kam mit einem Reifenwechsel durch das Rennen.
Pirelli bringt die mittleren Mischungen C2 bis C4 – und erwartet, dass eher die Vorder- als die Hinterreifen der limitierende Faktor bei der Performance sein dürften. Weil die Kurven doch eher auf der langsamen Seite liegen. Und die 2022er Autos mehr zum Untersteuern neigen. Der Aufwärmprozess erwies sich früher als kompliziert. Es war für die Piloten knifflig, das Reifenfenster zu treffen. Siehe Vorjahr, als Mercedes völlig unerwartet Red Bull in der Qualifikation besiegte, weil man die Pirellis besser im Griff hatte.
Die Teams haben weniger Zeit als üblich für die Setup-Arbeit. Das zweite Training ist wie in Austin für die Pirelli-Reifentests reserviert. 90 Minuten lang fahren die Piloten dann im Dienste des Reifenlieferanten. Es sei denn, sie haben im ersten Training Nachwuchsfahrer eingesetzt. Dann dürfen sie in FP2 die ersten 45 Minuten ihr eigenes Programm durchziehen.
Williams meldet Logan Sargeant statt Alexander Albon für das erste Training. Bei Haas darf Pietro Fittipaldi statt Kevin Magnussen ran. Bei Alpine pausiert Esteban Ocon in den ersten 60 Minuten für Nachwuchs Jack Doohan. Liam Lawson übernimmt den Alpha Tauri von Yuki Tsunoda. Mercedes lässt Nyck de Vries für George Russell in den W13 springen.

Technik-Updates
In Austin hatten Mercedes, Alpine und Alfa Romeo noch einmal nachgelegt. Für Mexiko ist wenig bis gar nichts Neues zu erwarten. Die Technikbüros haben die 2022er Autos hinter sich gelassen. Sie konzentrieren sich auf die kommende Saison. Ein Auge sollte man trotzdem auf Mercedes werfen.
Der neue Frontflügel wurde in Austin zwar ausgepackt, aber nicht eingesetzt. Den FIA-Technikern missfielen die fünf Stabilisatoren an beiden Seiten, die Mercedes wie kleine Winglets zur Ausrichtung des Luftstroms formt. Mal sehen, ob Mercedes sie für Mexiko verändert hat – oder die Strömungsausrichter sogar ganz weglassen muss.
In den USA bekam Leclerc in seinem Ferrari einen neuen Motor eingepflanzt. Durchaus möglich, dass eine Woche später Teamkollege Carlos Sainz nachzieht.
Favoriten
Max Verstappen gewann in Mexiko die Ausgaben 2017, 2018 und 2021. Der Champion ist auch diesmal der große Favorit. Weil die dünne Höhenluft wieder dem Honda-Motor am besten bekommen sollte. Weil das Kurvenprofil für Red Bull spricht. Und weil der RB18 im Renntrimm einfach das beste Auto ist.
Ferrari hätte lieber weniger langsame und dafür mehr schnelle Kurven. Wenigstens wird in Mexiko mit maximalem Abtrieb gefahren. In diesem Bereich fühlt sich der F1-75 am wohlsten. Auf eine Runde muss Red Bull vermutlich wieder auf die rote Konkurrenz achten. Für das Rennen bleibt die Frage, inwieweit Ferrari die Reifen in Schuss hält.
In Mexiko variieren die Kurvengeschwindigkeiten nicht ganz so sehr wie in Austin. Das dürfte Mercedes freuen, weil es dann einfacher wird, den W13 abzustimmen. Dünne Luft bedeutet auch weniger Luftwiderstand: Insofern sollte der Nachteil für Mercedes und auch für Ferrari gegenüber Red Bull auf der endlos langen Zielgeraden nicht ganz so groß ausfallen. Bodenwellen sind hingegen für die Silberpfeile ein Störfaktor in der Performance. Das Austin-Upgrade macht Mut. "Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht und waren näher an der Spitze dran als in letzter Zeit", berichtet Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Das Mittelfeld ist für Prognosen zu dicht gestaffelt. Alpine und McLaren hatten in den USA plötzlich Aston Martin vor der Nase. Alfa Romeo hat sich durch die neuen Teile angenähert. Haas liebt es, wenn die größten Flügel ans Auto kommen. Alpha Tauri profitiert wie Red Bull vom Motor – wenn es wie in der Vergangenheit abläuft. Williams kann zumindest mit Alexander Albon den einen oder anderen aus dem Mittelfeld ärgern.

So lief das letzte Rennen – GP Mexiko 2021
Der Samstag verlief enttäuschend für Red Bull, das erst am Sonntag aufblühte. Mercedes blockierte mit zwei Autos die erste Reihe. Allerdings machte Valtteri Bottas am Start auf dem Weg in die erste Kurve für Max Verstappen die Bahn frei. Der Niederländer brauste danach unwiderstehlich zum Erfolg – 16,5 Sekunden vor Lewis Hamilton.
Der Lokalheld stürmte aufs Podest. Sergio Perez verzückte das mexikanische Publikum bei der Formel-1-Rückkehr im Land der Azteken nach Corona-Pause 2020. Ganz glücklich war Perez dennoch nicht. Er hätte Red Bull gerne einen Doppelsieg geschenkt. Trotz frischerer Reifen konnte er Hamilton im Finale nicht mehr überholen. Es folgten Pierre Gasly im Alpha Tauri vor den Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz.
Bottas blieb ohne Punkte, nachdem ihn Daniel Ricciardo im Startgetümmel getroffen hatte. Es erwischte in den ersten Kurven auch Yuki Tsunoda und Mick Schumacher.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights des Mexiko-Rennens 2021.
Tag | Session | Uhrzeit |
Freitag, 28.10.2022 | 1. Training | 20:00-21:00 Uhr |
2. Training | 23:00-00:30 Uhr | |
Samstag, 29.10.2022 | 3. Training | 19:00-20:00 Uhr |
Qualifikation | ab 22:00 Uhr | |
Sonntag, 30.10.2022 | Rennen | ab 21:00 Uhr |