Porsche 911 Turbo Generationen: Immer dicker? Nein, athletischer!

Porsche 911 Turbo - Leistungsgewicht im Vergleich
911 Turbo immer dicker? Nein, athletischer!

ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.09.2025
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Seit 1974 ist die Turboversion aus der 911-Baureihe nicht mehr wegzudenken. Dabei wandelt sich im Laufe der gut 50 Jahre der Charakter des Turbos: Anfangs ist er der Leistungssportler im Modellprogramm, inzwischen spielt er eher die Rolle des (sehr) leistungsstarken Gran Turismos. Auch technisch ändert sich einiges: Vom Single- zum Biturbo, von Heck- zu Allradantrieb und weiter über Registeraufladung bis hin zum ausgeklügelten Hybrid-Layout, das der Porsche 911 Turbo S der Generation 992.2 aufweist, der nun auf den Markt kommt.

Im Laufe der Jahre wird der Porsche 911 Turbo zwar immer schneller und stärker, aber auch schwerer. Da drängt sich die Frage auf: Welche Generation weist das beste Leistungsgewicht auf, das nicht ganz zu Unrecht ein Indikator für wahre Sportlichkeit ist? Wir haben in den Daten gewühlt, nachgerechnet und verglichen – und kommen zu dem Schluss, dass der Turbo-Elfer im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts nicht nur an Masse, sondern auch an Athletik zugelegt hat.

1. Generation: Porsche 911 Turbo 3.0 (930)

Mitten in die Ölkrise platzt Porsche mit dem ersten 911 Turbo. Das mit dem Werks-Code 930 versehene Sportwagen-Projekt ist auch intern nicht ganz unumstritten, begeistert jedoch vom Start weg die Kundschaft und Markenfans. Dabei muten die Daten aus heutiger Sicht wie die eines ordentlich motorisierten Mittelklassewagens an: 260 PS und maximal 350 Newtonmeter bedeuten 1974 dagegen ein sehr hohes Niveau. Genau wie die Fahrleistungen von 5,4 Sekunden von Null auf Hundert sowie über 250 km/h Topspeed. Damit die Kraft einigermaßen beherrschbar bleibt, verfügt der Porsche 930 über die steifen Radträger des 917 und die Kinematik der Vorder- und Hinterachse vom 911 Carrera RSR. Dennoch gilt er nicht gerade als einfach zu fahren.

Leistung: 260 PS; Leergewicht: 1.195 kg; Leistungsgewicht: 4,6 kg/PS

2. Generation: Porsche 911 Turbo 3.3 (930)

Nach vier Jahren Bauzeit dreht Porsche an der Leistungsschraube des 911 Turbo. Eine Hubraumerweiterung von 3,0 auf 3,3 Liter und die Ergänzung eines Ladeluftkühlers – eine Weltneuheit bei einem Serien-Pkw – heben die Leistung auf 300 PS und das maximale Drehmoment auf 412 Newtonmeter. Der Sprintwert von Null auf Hundert sinkt auf 5,2 Sekunden, der Topspeed steigt auf mehr als 260 km/h. Das Ende der Fahnenstange? Mitnichten! Auf Wunsch wächst die Power in den Achtzigerjahren per Werksleistungssteigerung auf 330 PS, und in Kombination mit der ebenfalls optional erhältlichen Flachbau-Variante samt Klappscheinwerfern sind bis zu 275 km/h drin.

Leistung: 300 PS; Leergewicht: 1.335 kg; Leistungsgewicht: 4,45 kg/PS

3. Generation: Porsche 911 Turbo 3.6 (964)

1988 kommt der neue Porsche 911 der Generation 964 auf den Markt, zwei Jahre später folgt die Turboversion. Die erhält anfangs einen dezent überarbeiteten 3,3-Liter-Boxer, dessen zentrale Neuheit der Dreiwege-Metall-Katalysator ist. Folgerichtig steigt die Leistung eher dezent auf 320 PS. Erst zwei Jahre später gibt es einen rundum überarbeiteten 3,6-Liter-Motor, der dank des erweiterten Hubraums mehr Dampf bei niedrigen Drehzahlen bietet und bei dem der Turbolader im Sinne einer verbesserten Fahrbarkeit weicher einsetzt. Dennoch bleibt auch der Porsche 911 Turbo 3.6 ein für seine Ära sehr starkes (360 PS) und schnelles (4,8 Sekunden von Null auf Hundert, 280 km/h Topspeed) Automobil.

Leistung: 360 PS; Leergewicht: 1.470 kg; Leistungsgewicht: 4,1 kg/PS

4. Generation: Porsche 911 Turbo (993)

Der aufgeladene Boxer weist zwar denselben Hubraum auf wie der Vorgängermotor (exakt 3.600 Kubikzentimeter), wartet aber dennoch mit einer revolutionären Neuheit auf: Statt eines großen Laders gibt es nun zwei kleinere Turbos. Mit der Folge, dass ein Turboloch kaum noch spürbar ist und das maximale Drehmoment von 540 Newtonmetern schon deutlich früher als zuvor anliegt. Die nächste Neuheit für die Turbo-Serie ist der serienmäßige Allradantrieb, der künftig eines ihrer Markenzeichen werden sollte. Dadurch steigt zwar das Gewicht auf 1,5 Tonnen, doch Kraft und Fahrleistungen ziehen mit.

Leistung: 408 PS; Leergewicht: 1.500 kg; Leistungsgewicht: 3,7 kg/PS

5. Generation: Porsche 911 Turbo S (996)

Bei dieser Elfer-Generation ist von vornherein alles neu – Stichwort: Wasser- statt Luftkühlung. Hinzu kommen zum 25. Turbo-Jubiläum Hightech-Features wie die Einlassnockenwellenverstellung VarioCam und die Ventilhubschaltung VarioCam Plus. Anfangs erstarkt der 3,6-Liter-Motor zwar nur dezent, doch ab Modelljahr 2004 legt erstmals ein Porsche 911 Turbo S die Messlatte höher. Er presst 450 PS und maximal 620 Newtonmeter aus dem Boxer und treibt den Zuffenhausener auf einen Topspeed von 307 km/h. Erstmals seit 1987 gibt es wieder eine Cabrio-Version; ein offener 911 Turbo gehört bei Porsche fortan zum regulären Modellprogramm.

Leistung: 450 PS; Leergewicht: 1.540 kg; Leistungsgewicht: 3,4 kg/PS

6. Generation: Porsche 911 Turbo S (997/2)

Bereits die erste, im Juni 2006 vorgestellte Turboversion des 997 klotzt mit Leistung: Trotz unveränderten Hubraums stehen nun 480 PS im Datenblatt. Hauptverantwortlich dafür sind die Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG). Damit lässt sich der komplette Abgasstrom bei jeder Drehzahl optimal für die Aufladung nutzen. Im Zuge der Modellpflege kommt 2010 erneut ein Turbo S – mit 3,8 Liter Hubraum, 530 PS und siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe; Letzteres ist ein Novum für die Marke. Auch deshalb macht das Beschleunigungsvermögen einen Riesensprung: Wer alles gibt, pfeilt in 3,3 Sekunden von Null auf Hundert.

Leistung: 530 PS; Leergewicht: 1.660 kg; Leistungsgewicht: 3,1 kg/PS

7. Generation: Porsche 911 Turbo S (991.2)

Die zentralen Änderungen beim Modellwechsel vom 997 zum 991 betreffen weniger den Motor, sondern die Fahrdynamik: Erstmals verfügt der Porsche 911 Turbo über eine mitlenkende Hinterachse, einen mehrstufig ausfahrbaren Bugspoiler sowie einen Heckflügel, der sich in Höhe und Neigungswinkel einstellen lässt. An Leistung mangelt es freilich nicht, zumal direkt mit Marktstart des neuen Turbos auch dessen S-Version verfügbar ist. Wie inzwischen üblich gibt es die stärksten und schnellsten Turbovarianten erst ab Mitte des Modellzyklus. Der 991.2 Turbo S kommt auf 580 PS, der extrem limitierte Turbo S Exclusive sogar auf 607 PS. Mit ihnen fällt erstmals auch die Drei-Sekunden-Marke beim Standardsprint.

Leistung: 580 PS; Leergewicht: 1.675 kg; Leistungsgewicht: 2,9 kg/PS

8. Generation: Porsche 911 Turbo S (992.1)

Leistung schüttelt die achte Turbo-Generation aus dem Ärmel: Die Kombination aus 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxer und den beiden Turboladern bringt es vom Start weg auf 580 (Turbo) beziehungsweise 650 PS (Turbo S). Beschleunigungswerte von unter drei Sekunden und Höchstgeschwindigkeiten von 330 km/h sind für Coupé und Cabrio fast schon alltäglich. Apropos: Der Spagat aus Alltag und Rennstrecke gelingt kaum einem Sportwagen so souverän wie dem 911 Turbo.

Leistung: 650 PS; Leergewicht: 1.715 kg; Leistungsgewicht: 2,6 kg/PS

9. Generation: Porsche 911 Turbo S (992.2)

Strenggenommen handelt es sich hier nicht um eine neue Generation; Porsche vollzieht mit einiger Verzögerung schließlich nur das reguläre Facelift zur Karrierehalbzeit der 992-Generation. Dafür sind die technischen Änderungen am Antrieb allerdings enorm, eigentlich sogar revolutionär. Denn der Porsche 911 Turbo S ist nun ein waschechter Hybrid-Sportwagen mit Elektromotor im Gehäuse des PDK-Getriebes, elektrischen Turboladern und LFP-Pufferbatterie. Die Hybrid-Hightech hebt jedoch nicht nur das Leistungsniveau in ungeahnte Höhen (711 PS), sondern auch das Gewicht (1.800 Kilogramm nach EU-Richtlinie). Trotzdem rauscht der Turbo S schneller als sein Vorgänger von Null auf Hundert (2,5 Sekunden) und um die Nordschleife (7:03,92 Minuten). Und ja, auch das gehört zur Wahrheit: Sein Leistungsgewicht ist das beste aller bisherigen 911-Turbo-Generationen.

Leistung: 711 PS; Leergewicht: 1.800 kg; Leistungsgewicht: 2,5 kg/PS

Fazit