Auf der IAA 2017 war der damals neue A8 (siehe Video) eines der Highlights an Audis Messestand. Nur wenige Wochen später wurden die ersten Exemplare ausgeliefert. Das ist acht Jahre her. Gemessen an den bisher üblichen Produktionszyklen der Autoindustrie wäre längst ein Nachfolger fällig. Erst recht in der automobilen Oberklasse, in der ein Hersteller mit Hightech und Innovationen glänzen muss, um sich gegen die harte und namhafte Konkurrenz behaupten zu können. Doch bisher ist kein neuer Audi A8 auf dem Markt. Und nicht nur das: Stand jetzt ist noch nicht einmal ein neuer Audi A8 in Sicht.
"Zeitnahe Entscheidung"
Einem Bericht der "Automobilwoche" zufolge weiß Audi derzeit selbst nicht, wie es um die Zukunft seines Oberklasse-Modells bestellt ist. Demnach schweigt sich der noch relativ neue Entwicklungsvorstand Geoffrey Bouquot zu diesem Modell aus. Aus Audis Presseabteilung heißt es gegenüber auto motor und sport immerhin, dass zeitnah eine Entscheidung getroffen wird. "Wir denken intensiv darüber nach, wann wir den Nachfolger des A8 bringen und welche Antriebstechnik die richtige ist", sagt ein Sprecher auf Nachfrage.
Dass er das Wort "wann" und nicht "ob" verwendet, bedeutet immerhin, dass es einen A8-Nachfolger geben wird. Darüber hinaus ist allerdings vieles fraglich. Klar sind nur ein paar wenige Eckpunkte. Zum Beispiel, dass die Produktion des derzeitigen A8 zum Jahresende 2026 ausläuft. Eine weitere Modellpflege der betagten Limousine, wie sie Audi noch im vergangenen Jahr in Erwägung gezogen hatte, ist dagegen vom Tisch. "Eine Auffrischung ist keine Option", sagt ein Audi-Sprecher laut "Automobilwoche".
Elektro-A8 wäre wirtschaftliches Harakiri
Audis Dilemma: Der eigentlich angestrebte Schwenk auf einen rein elektrischen Antrieb beim A8 wäre in der aktuellen Lage wirtschaftliches Harakiri. Zu unbeliebt sind E-Modelle bei der anvisierten Kundschaft, speziell im teuren Luxusbereich. Da war es rückblickend vielleicht sogar ein Segen, dass das lange geplante "Landjet"-Projekt, aus dem eigentlich schon 2024 ein A8-Nachfolger hervorgehen sollte, nach einigen – vor allem von der Software-Entwicklung hervorgerufenen – Pleiten, Pech und Pannen gestrichen worden war. Es war eine der ersten Amtshandlungen des damals neu inthronisierten VW-Konzernchefs Oliver Blume, der fast im selben Handstreich ebenfalls das Artemis-Software-Projekt einkassierte.
Bis kurz nach Jahresbeginn 2026 Michael Leiters übernimmt, ist Blume auch noch Porsche-Chef. Und als dieser hatte er in Zuffenhausen mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen wie derzeit Audi. Sie betrafen unter anderem das K1-Projekt, das in einem oberhalb des Cayenne angesiedelten Luxus-SUV mit rein elektrischem Antrieb gipfeln sollte. Aktuellen Informationen zufolge kommt der Porsche K1 auch – allerdings vorerst nicht elektrisch, sondern mit Verbrenner- und Hybridantrieben. Dafür wechselt der SUV-Crossover allem Anschein nach die Plattform, und zwar auf die PPC (Premium Platform Combustion).
PPC als (Übergangs-)Lösung?
Womit wir wieder bei Audi wären, denn dort wird die PPC bereits verwendet. Sie steckt unter dem A5, dem (Verbrenner-)A6 und dem neuen Q5, kann also sowohl SUV- als auch Limousinen-Modelle abbilden. Zudem handelt es sich dabei um die Weiterentwicklung der MLB-Evo-Plattform, die der derzeitige Audi A8 nutzt. Und sie scheint derart wandel- und streckbar zu sein, dass sich alle Segmente zwischen Mittel- und Oberklasse damit realisieren lassen. Die PPC wird unter dem nächsten Audi Q7 und dem ersten Audi Q9 stecken, die 2026 vorgestellt werden – beides Modelle mit üppigen Dimensionen. Auch für den Porsche K1 steht eine Außenlänge von über fünf Metern im Raum – und damit jenes Oberklasseformat, das auch der Audi A8 aufweist.
Bleibt die Frage nach dem Timing. Vorausgesetzt, der nächste Audi A8 kommt tatsächlich auf PPC-Basis, wofür es bisher keine offizielle Bestätigung gibt, entstünde zwangsläufig ein Zeitversatz zwischen der Abdankung des derzeitigen und dem Start des neuen Modells. Auch hier wieder der Blick zu Porsche: Beim Macan standen die Schwaben vor einem ähnlichen Problem wie Audi beim A8. Das bisherige Verbrenner-Modell ist technisch nicht mehr zeitgemäß und die Elektro-Version global betrachtet nicht so erfolgreich wie erhofft, sodass sie die Absatzlast nicht allein schultern kann. Also legt Porsche zur Überbrückung einen Macan-Nachfolger mit Verbrenner- und Hybridantrieben auf PPC-Basis auf. Die kommt – laut Blume – "spätestens zum Ende des Jahrzehnts" und frühestens 2028.
Wann kommt endlich ein Elektro-A8?
Ende des Jahrzehnts – das scheint auch für den neuen Audi A8 realistisch, zumindest für dessen Verbrenner- und Hybrid-Version. Mit reinem E-Antrieb käme er wohl deutlich später. Da das Schicksal dieser A8-Ableitung ebenfalls eng mit jenem des Porsche K1 verknüpft ist und dessen Stromversion wohl frühestens 2032 auf den Markt käme, dürfte es beim Audi kaum früher so weit sein. Die "Automobilwoche" ist bei diesem Thema besonders skeptisch: Dem Fachmagazin zufolge "dürfte ein elektrischer A8 kaum vor 2035 kommen".
Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen den Audi Grandsphere Concept. Die Studie von 2021 war ursprünglich so konzipiert, einen elektrischen A8-Nachfolger vorwegzunehmen.





