BMW M440i Coupé xDRIVE, Exterieur Achim Hartmann
BMW M440i Coupé xDRIVE, Exterieur
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BMW M440i Coupé xDRIVE, Exterieur 22 Bilder

BMW M440i xDrive im Test

BMW M440i xDrive im Test Sechszylinder-Coupé für Sportlerherzen

Den Reihensechszylinder sollte man unter Artenschutz stellen. Im BMW M440i xDrive geht der Dreiliter-Turbo mit dem Startergenerator eine besonders gelungene Verbindung ein – von solchen Antrieben werden später Mythen handeln.

Reihensechser? Gleich. Doch zunächst zum Fahrwerk, der Charakterbeschreibung eines neuen Modells, wenn man so will: Betont sanftes Anfedern und Hinwegwiegen deutet auf einen Autobahnwagen hin. Eine anhängliche Anbindung an tektonische Asphaltverschiebungen dagegen klettet einem die Landstraße an die Räder.

Tatsächlich spricht das M440i xDrive Coupé trotz üppiger 19-Zoll-Felgen (ab 946 Euro) auf Unebenheiten engagiert an, es bietet sogar genug Reserven, um üble Verwerfungen in Reibungswärme zu verschmauchen. Alles toll, bis absackende Bodenwellen die Autobahn säumen und der BMW etwas bockig reagiert. Stellung Comfort des adaptiven M-Fahrwerks (585 Euro) sportelt dabei schon sehr – weswegen wir sie gedanklich unter "Landstraße" abspeichern.

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Die üppigen 19-Zoll-Felgen gibt es ab 946 Euro.

Eng schmiegt sich das Coupé um den tief sitzenden Fahrer, so eng, dass diesen die Masse und Ausmaße nicht stören. Dass er sie verdrängt, solange die Straße breit oder leer genug ist. Also solange er höchst achtsam im Hier und Jetzt durch die Gegend streunt, bis unvermittelt Gegenverkehr auftaucht und gewaltig stört – weil der Eindringling den Zweitürer unverschämt weit Richtung Graben drängt. In diesem Moment materialisiert sich die tatsächliche Größe schlagartig und verdeutlicht, dass sie sich weder von Lenkungskennungen noch von Fahrwerksparametern wegentwickeln lässt. Ja, es wird klar, dass sich trotz gekonnter Abstimmung des serienmäßigen Allradantriebs mit seiner Vorliebe für die Hinterräder raumgreifende neuneinhalb Quadratmeter (mit Spiegeln) nicht klein anfühlen können.

Sicher, das vorauseilende Eindrehen des Hecks selbst ohne provozierten Lastwechsel und das rechtzeitige Abstützen der Negativsturz-Vorderachse an imaginären Banden potenziert den Landstraßenspaß. Dennoch wirkt der Neue nicht kompakter und leichter, als er ist. Bei einer Blindverkostung könnte man sich kaum entscheiden, ob dieser geräumige 2+2-Sitzer der 3er- oder 5er-Linie entspringt. Ja, man zöge sogar das Hintensitzen in Erwägung.

BMW M440i Coupé xDRIVE, Interieur
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Geräumig ist der 2+2 Sitzer sogar hinten.

Nun befinden wir uns mittendrin im Gewissenskonflikt: Vielleicht doch "Autobahn"? Zumal das geduckte Coupé hier wie ein Gran Turismo stabil geradeaus läuft, unter dem Wind hindurchpfeift und die optionalen M-Sportsitze neben taffem Seitenhalt sogar sanften Komfort bieten. Aber vor allem, weil der heldentenorige Sechszylinder ohne Anstrengung jegliche Tempopartituren meistert und mit dem Alleskönner-Achtstufen-Automatikgetriebe ein kongeniales Duett bildet.

Besonders beeindruckt das mildhybridige Zusammenspiel aus Dreiliter und Startergenerator. Dessen schmächtige elf PS erklären das Ausmaß der Wirkung kaum, es sind vielmehr die hellwachen 37 Nm der E-Power direkt beim Gasgeben. Sie übernehmen, bis der Turbo sein Schneckengehäuse geflutet hat. Erst das vermittelt dem rechten Fuß den Eindruck, er könne Last- und Schub-Nuancen des Dreiliters unmittelbar dirigieren. Genau so braucht man das, um aus dem Scheitelpunkt enger Kurven den maximalen Fahrspaß herauszuholen.

Er schiebt und drückt

Dazu will auch ein neuer Modus des 4ers beitragen: Zieht man während der Fahrt eine Sekunde lang am linken Schaltpaddel, so leuchtet das Wort "Sprint" im Display auf, und der Antrieb geht in die vorgespannte Habachtstellung eines 100-Meter-Sprinters beim Start.

Fürs nächste Gasgeben aktiviert der Reihensechser seine gesamte Durchschlagskraft – gewaltig viel. Wenn 374 PS eine große Masse vorwärts schieben müssen, werden die Verbräuche allerdings schnell diskutabel – im Durchschnitt gerechnet kommt der 1.774 Kilogramm schwere M440i auf 10,0 Liter/100 Kilometer. Und selbst im Eco-Modus färbt er sich nicht grün ein: Unter 7,4 Liter waren es im Test nie, mildhybrider Startergenerator hin oder her.

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Selbst im Eco-Modus färbt er sich nicht grün ein: Unter 7,4 Liter waren es im Test nie.

Am Sparen versucht sich auch das rechte Schaltpaddel. Zieht man es nachdrücklich, dann gleitet der 4er im Leerlauf bei abgeschaltetem Motor. Wenn man so will, ist der Paddelzug ein zusätzliches Instrument, sich auf der Langstrecke ins Fahrgeschehen einzumischen. Andererseits wechselt der Getriebeautomat selbstständig in diesen Zustand, sobald die Straße abschüssig ist und das Coupé zum Halten des Tempos keine Last benötigt.

Daddeln geht auch

Wer dem Gasgeben, Lenken und Bremsen übrigens das Koppeln, Streamen und Daddeln vorzieht – bitte schön: Die Technik gibt her, wonach der Trend verlangt. So erkennt das Infotainment-System auf Wunsch die bevorzugten Einstellungen und führt sie automatisch aus.

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Aufschlussreiche Darstellung der Navi-Karte.

Enthusiastische Fahrer werden da den Kopf schütteln, dürften andererseits die Stop-and-Go-Funktion des Tempomaten (439 Euro) nutzen, denn so ein ordinärer Pendlerstau hat nun wirklich nichts Dynamisches an sich. Das darf das Coupé gerne übernehmen. Für alles andere fühlen wir uns selbst zuständig – über Land wie im Fernverkehr. Dass der 4er etwas zwischen beiden Welten laviert, könnte man ihm zwar anlasten. Es geht aber genauso gut als Versuch durch, beide Welten zu versöhnen. Und das wiederum ist lobenswert.

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Vor- und Nachteile

Karosserie
  • gutes Raumangebot
  • tiefe Sitzposition
  • einfache Bedienung
  • gute Spracheingabe
  • stabile Verarbeitung
  • umlegbare Rücksitzlehnen
  • großer Kofferraum
  • für schmale Landstraßen zu breite Karosserie
  • hohes Leergewicht
  • eingeschränkt abslesbare Digitalinstrumente
Fahrkomfort
  • guter Federungskomfort außer auf tiefhubigen Wellen
  • bequeme, gut stützende (optionale) Sportsitze
  • hoher Innengeräuschpegel
Antrieb
  • zackiges Ansprechverhalten
  • druckvoller Durchzug
  • hohe Drehfreude
  • kultivierter Motorlauf
  • perfekt schaltendes Getriebe
Fahreigenschaften
  • freudvolles Handling
  • weich einsetzender Grenzbereich
  • kommunikative Lenkung
  • reichlich Taktion
  • guter Geradeauslauf
Sicherheit
  • umfangreiche Sicherheitsausstattung mit divers justierbaren Eingriffsschwellen
Umwelt
  • für Fans akzeptabler...
  • ...absolut betrachtet aber unzeitgemäß hoher Durchschnittsverbrauch
Kosten
  • drei Jahre Garantie
  • lange Wartungsintervalle
  • hoher Grundpreis bei erstaunlich erweiterbarer Ausstattung
  • teure Optionen

Fazit

Mit E-Power ist der Sechszylinder-Turbo ein Antriebstraum. Dass das Coupé für heutige Maßstäbe zu viel verbraucht, liegt am hohen Gewicht – mit den Ausmaßen der gravierende Nachteil des M440i.

Technische Daten

BMW M440i Coupé xDrive
Grundpreis 74.100 €
Außenmaße 4770 x 1852 x 1393 mm
Kofferraumvolumen 440 l
Hubraum / Motor 2998 cm³ / 6-Zylinder
Leistung 275 kW / 374 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
0-100 km/h 4,4 s
Verbrauch 6,8 l/100 km
Testverbrauch 10,0 l/100 km
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