Hyundai Ioniq 6 Facelift (Fahrtest) – Effizienz und Ladeleistung im Winter

Hyundai Ioniq 6 (erster Fahrtest)
Mehr Akku, mehr Effizienz und souverän im Winter

ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.12.2025
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Kurz nach seinem technischen Zwilling Ioniq 5 kommt jetzt der Ioniq 6 dran: einmal Facelift, bitte. Buchstäblich mit Haifisch-Front und Pixelleuchten sowie einem deutlich geglätteten Heck mit einem gefälligeren Spoiler erkennbar, innen an neuem Lenkrad, umgeräumter Mittelkonsole und weiteren Details. Details die jedoch primär Menschen mit einem Ioniq-Gesichtstattoo auffallen dürften, etwa das größere Display zur Klimaregelung, Tasten zur Sitzklimatisierung oder hochwertigere Materialien in den Türverkleidungen. Wirklich problematisch war das schon bisher nicht. Das wesentliches technische Upgrade betrifft die Akkukapazitäten von nun 63 statt 53 respektive 84 statt bisher 77 kWh. In Verbindung mit der ohnehin guten Aerodynamik von cW 0,21 und dem neben Allrad erhältlichen reinen Hinterradantrieb kommen da Reichweiten von bis zu 680 Kilometer raus.

Ein Tag, sechs Länder

Was liegt also näher, als mit den frischen Ioniq 6 an einem Tag durch sechs Länder zu stromern? Praxisnah. Okay, los geht’s von Krakau nach Zagreb über Polen, Tschechien, Slowakei, Österreich, Ungarn, Slowenien bis Kroatien. Rund 800 Kilometer, je nach detaillierter Streckenführung, Ende November. Praxistest check. Wir starten in unserem hinterradgetriebenen N Line X RWD mit großem Akku bei einer avisierten Reichweite von 450 Kilometern. An einem schneeverregneten frühen Novembermorgen in Krakau bei Minustemperaturen. Exakt das, was Elektroautos lieben.

Hyundai Ioniq 6
Hyundai

Vorkonditionierung? Check!

Immerhin kann man dem Akku nun vor der nächsten Ladestation die Gnade der Vorkonditionierung erweisen. Entweder automatisch per Ladezieleingabe im Navi oder manuell, falls die Navigation wegen der Wegpunkteingabe per Google Maps (jetzt kabellos) läuft und somit nicht mit der Hyundai-Strategie kommuniziert. Vom Start weg freuen wir uns über die hervorragende Heizung. Anders als in diesem früher, wo erstmal das Wasser vom Verbrenner erhitzt werden musste bevor sich die Heizung bequemte geht das jetzt ratzfatz und – Spoiler – während der 13-stündigen Reise sehr angenehm gleichmäßig und unauffällig. Selbstverständlich, meinen Sie? Von wegen. Eine gleichmäßige Klimatisierung ist für viele Autos eine immer noch kaum lösbare Aufgabe. Der Ioniq 6 kann es, und erweist sich überhaupt als sehr umgänglich. Die beiden störendsten Assistenten sind flugs per Druck auf Lenkradtasten eliminiert, das Ping beim Tempolimitwechseln bleibt, wer es deaktiviert, killt damit auch die Tempolimitanzeige. Letztere ist heutzutage eines der wichtigsten Instrumente des Motoristen angesichts ständig wechselnder Limits und hohen Kontrolldrucks egal ob bei uns oder anderswo.

Bedienung? Auch noch physisch

Apropos Kontrolle: Wesentliche Bedienelemente sind beim Hyundai Ioniq 6 noch physisch und klar beschriftet, etwa Klimaregelung und Assistenzsteuerung. Der Rest läuft über den Bildschirm, der sich nach Gewöhnung per Kachelsystem problemlos domptieren lässt. Kurze Ratlosigkeit kommt bei Novizen höchstens wegen der Fensterhebertasten auf. Um die Türtafeln fancy und clean (so fancy wie die teils aus recycelten Materialien gefertigten Lacke und Materialien) zu halten, stecken diese in der Mittelkonsole. Mit dem Facelift etwas umgeräumt und mit gut zugänglichem induktiven Ladepad, Cupholdern und einer Staubox versehen. Auf längeren Strecken sehr fein, wie wir feststellen.

Hyundai Ioniq 6, Cockpit
Hyundai

Laden mit bis zu 260 kW

Ob es hingegen die optionalen Kamera-/Bildschirmspiegel braucht, bleibt Geschmackssache. Zugegeben: Sie liefern ein gutes Bild in die seitlichen Screens und an die Markierungslinien kann man sich gewöhnen, normale Spiegel bleiben aber intuitiver. Mist, jetzt haben wir vor lauter Checkerei das Akkuvorheizen vergessen. Erster Ladestopp, etwa 40 Prozent Ladestand, Schnelllader und Auto können sich auf gerade einmal 40 kW Ladestrom einigen. Klar, der Akkublock ist kalt, da läuft das Nachladen zäh. Wer jetzt Geduld hat, wird irgendwann den sprunghaften Anstieg auf deutlich über 100 kW beobachten können, doch wir fahren aus Zeitersparnis zügig weiter und konditionieren für den nächsten Stopp vor. Und siehe da, jetzt zieht der Hyundai Ioniq auch dank seiner 800-Volt-Technik über 200 kW von maximal möglichen 260. Im Idealfall saugt er 10 bis 80 Prozent in 18 Minuten, bedeutet 100 Kilometer Reichweite in fünf Minuten.

Hyundai Ioniq 6, Ladebuxxe
Hyundai

Verbrauch um 20 kWh

Zurückhaltend und gleichmäßig auf Landstraße und Autobahn bewegt, kommt der Ioniq mit rund 20 kWh pro 100 Kilometer klar. Wer die Tempolimits auf unserem von zeitweise 130 ausnutzt, kommt Richtung 23, höhere Tempi kosten um 25 kWh. Andererseits fällt der Verbrauch bei Landstraßenzuckelei in Ungarn unter 20 kWh, während wir hier neben dem sorgfältig umherleuchtenden Matrixlicht den insgesamt guten Federungskomfort registrieren. Beim Losfahren wirkte das Abrollen wegen der großen Räder unseres N-Line noch etwas hölzern, auf Dauer passt die Absorption ernsthafter Unebenheiten jedoch gut. Ebenso wie die Lenkung, die unauffällig ein ausgewogenes Handmoment mit Präzision verbindet. Zumindest auf ebener Strecke kommt der Heckantrieb selbst mit glitschig-verschneiter Oberfläche klar, im Gegensatz zur Radarsensorik, die sehr schnell verschmutzt aufgibt.

Hyundai Ioniq 6
Hyundai

Langstreckenkomfort? Check!

Wir geben nicht auf und steigen nach diesem ausgiebigen Sechsländertrip vollkommen entspannt aus. Lob an die N-Line-Sitze im Besonderen und den facegelifteten Ioniq 6 im Allgemeinen. Praxistest Polen-Kroatien: Check!

Fazit

Technische Daten
Hyundai Ioniq 6 Dynamiq
Außenmaße4855 x 1880 x 1495 mm
Kofferraumvolumen401 l
Höchstgeschwindigkeit185 km/h
Verbrauch0,0 kWh/100 km