Die Entscheidung soll nach einem Bericht der Bild-Zeitung in der kommenden Woche offiziell vorgestellt werden. Der Durchbruch kam nach einer weiteren Verhandlungsrunde am Donnerstag (11.12.2025) in Brüssel zustande. Mehrere Mitgliedstaaten hatten eine Anpassung verlangt, um technologische Offenheit zu gewährleisten und wirtschaftliche Folgen für die Industrie abzufedern.
Neue Vorgaben ab 2035
Kern der Einigung ist die Abkehr von der vollständigen CO₂-Neutralität für Neuwagen. Statt einer hundertprozentigen Reduktion gilt ab 2035 eine Zielvorgabe von 90 Prozent weniger Emissionen. Auch für das Jahr 2040 ist kein vollständiges Null-Emissions-Ziel vorgesehen. Damit bleibt ein begrenzter Anteil an Verbrennungsmotoren weiterhin zulässig, sofern die Gesamtvorgaben eingehalten werden.
Weber erklärte, dass damit das bisherige Technologieverbot aufgehoben werde. Bestehende Motoren, die in Europa produziert werden, könnten weitergebaut und verkauft werden, sofern sie die verschärften Grenzwerte erfüllen.
Unterstützung aus mehreren Ländern
Rückendeckung erhielt die Einigung nach Bild-Informationen durch ein gemeinsames Schreiben der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und des polnischen Regierungschefs Donald Tusk, die sich gemeinsam für eine Abkehr vom vollständigen Verbrennerverbot eingesetzt hatten. Auch aus Deutschland kam politische Unterstützung, insbesondere von CDU und CSU.
Die Kommission betont, dass die beschlossenen Ziele weiterhin auf den Pfad der Klimaneutralität einzahlen. Gleichzeitig sollen sie jedoch einen flexibleren Rahmen für Innovationen schaffen und den Industriestandort Europa stabilisieren.
Signal an die Industrie
Für die Automobilhersteller bedeutet die Entscheidung mehr Planungssicherheit. Die bestehenden Produktionskapazitäten müssen nicht abrupt umgestellt werden. Insbesondere Unternehmen, die weiterhin in die Entwicklung verbrauchsarmer Verbrennungsmotoren investieren, erhalten damit eine längere Übergangsphase.
Die Anpassung hat Auswirkungen auf mehrere Bereiche
- Sicherung von Arbeitsplätzen in der europäischen Automobilindustrie
- Verlängerung der Nutzungsdauer bestehender Fertigungsanlagen
- Einbindung synthetischer Kraftstoffe in künftige Zielberechnungen
- Stabilisierung von Zulieferstrukturen und Investitionsplänen
Kein Angriffspunkt für rechtspopulistische Parteien
In Brüssel wird die Einigung auch als Versuch verstanden, politische Spannungen zu entschärfen. Nach Einschätzung mehrerer EU-Abgeordneter soll das Thema "Verbrennerverbot" nicht länger als Angriffspunkt für rechtspopulistische Parteien dienen. Manfred Weber betonte, dass das Auto in Europa kein ideologisches Symbol, sondern ein Kulturgut und Wirtschaftsfaktor sei. Die nun vereinbarte Lösung nehme radikalen Positionen den Nährboden und ermögliche gleichzeitig die Fortsetzung der Klimapolitik auf pragmatischer Basis.
Trotz des Kompromisses bleibt die Transformation der Automobilindustrie ein zentrales Ziel der europäischen Klimastrategie. Der Ausbau der Elektromobilität, die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe und die Verbesserung der Energieeffizienz bleiben Bestandteil der künftigen Regulierung. Hersteller müssen ihre Modellpolitik weiter an die CO₂-Ziele anpassen, erhalten aber zusätzlichen Spielraum bei der Wahl der Technologien.





