In Europa gibt's kleine Elektro-Ford auf VW-Basis, für den Rest entwickeln die Amerikaner zwei neue, extrem flexible BEV-Plattformen für alle Klassen.
In Europa gibt's kleine Elektro-Ford auf VW-Basis, für den Rest entwickeln die Amerikaner zwei neue, extrem flexible BEV-Plattformen für alle Klassen.
Es hat ein wenig gedauert, Ford aus dem Elektro-Dornröschenschlaf zu wecken. Dafür legt der Auto-Riese in Sachen Elektromobilität jetzt los wie die Feuerwehr. Neben der Kooperation mit Volkswagen, die kompakte und mittelgroße batterielektrische Ford-SUV und -Crossover in Europa möglich macht, liegt der Fokus der Amerikaner jetzt voll auf dem zu elektrifizierenden Heimatmarkt. Dort hat Ford mit dem erst im Mai 2021 vorgestellten Elektro-Pick-up F-150 Lightning bereits ein Zeichen dafür gesetzt, das Geschäft auf keinen Fall an neue und alte Konkurrenten abgeben zu wollen. Wie genau sie sich die Elektro-Zukunft in Dearborn vorstellen, wurde im Rahmen einer Investoren-Präsentation am 26.05.2021 deutlich.
Abgesehen von einer komplett neuen Elektronik-Architektur (Blue Oval Intelligence) mit einem Zentralrechner, Over-the-Air-Updatefähigkeit und Google als Entwicklungspartner kündigte Produkt-Vorstand Hon Thai-Tang gleich zwei neu Elektro-Plattformen an, auf denen ab 2025 praktisch das gesamte Elektro-Portfolio von Ford aufbauen wird. Wichtigste Botschaft: maximale Flexibilität. Batteriezellen, Akku-Packs, Motoren und die Batteriesteuerung sind über die verschiedenen Baureihen hinweg nutzbar. Das ermöglicht extrem kurz Entwicklungszyklen und senkt die Kosten.
Los geht es bereits ab 2023 mit einer extrem variablen, intern GE2 genannten BEV-Plattform, die sowohl Hinterrad- (RWD) als auch Allrad-Antriebe (AWD) abbilden kann. Was im Umkehrschluss auch bedeuten könnte, dass sich damit sogar Fahrzeuge mit Vorderradantrieb darstellen lassen würden. Ob die überhaupt noch gebraucht werden, bleibt aber abzuwarten. Viel wichtiger: Auf der GE2 wird fast das gesamte künftige Ford-Elektro-Portfolio basieren. Vom Nachfolger des aktuellen Mach-E über große SUV wie Ford Explorer und Lincoln Aviator bis hin zu Midsize-Pick-ups wie dem Ranger. Explizit vorgesehen sind auch Vans und leichte Nutzfahrzeuge, womit klar ist, dass die GE2-Plattform auch den Weg nach Europa finden wird. Alleine schon deshalb, weil Ford im Rahmen mit der Kooperation mit Volkswagen eben nicht nur den MEB aus Wolfsburg nutzen wird, sondern im Gegenzug künftig auch einen Teil der elektrifizierten leichten Nutzfahrzeuge für Volkswagen bauen wird. Heißt: Die batterieelektrischen Ableger von VW Caddy und VW Amarok bekommen wahrscheinlich den neuen Ford-Unterbau. Die eigentlichen Ford-Modelle Transit und Ranger sowieso.
Die zweite neue Elektro-Plattform wird intern TE1 genannt und soll Ende 2025 die Basis für alle großen Fullsize-Trucks und -SUV bieten. Also explizit auch für den Nachfolger der gerade erst vorgestellten F-150 Lightning und die Riesen-SUVs Lincoln Navigator und Ford Expedition. Für die TE1-Fahrzeuge kündigte Ford zusätzlich neue Lithium-Eisenphosphat-Batteriezellen an, die zwar etwas weniger Reichweite bieten sollen, dafür aber in Sachen Robustheit und Preis locker mit den aktuellen Verbrenner-Modellen mithalten sollen.
Ford lässt in Sachen Elektrifizierung keinen Stein auf dem anderen. Die Wucht, mit der die Amerikaner die Sache jetzt angehen, ist beeindruckend. Dennoch darf man nicht vergessen, dass Ford das Thema Elektro-Plattform erst sehr spät für sich entdeckt hat. Im Zweifel haben vor allem große Konkurrenten wie GM nämlich bereits einen deutlichen Vorsprung.