Nach dem Bericht ist der Brand bei einem BMW-Elektroauto ausgebrochen. Das konkrete Modell wurde nicht genannt. Die niederländische Zeitung hat den Bericht nach eigenen Angaben über ein internationales Offenlegungsverfahren erhalten. Die Unterlagen waren zuvor als vertraulich eingestuft.
Die Analyse bezieht sich auf das schwere Feuer an Bord des Autotransporters Fremantle Highway im Sommer 2023 nördlich von Ameland, bei dem ein Besatzungsmitglied starb und das Schiff nur unter Einsatz mehrerer Rettungseinheiten stabilisiert werden konnte. Erstmals wird in einem offiziellen Ermittlungsdokument ein Elektroauto als klarer Auslöser eines Schiffsbrandes benannt.
Brandmelder von Deck 8 gleichzeitig ausgelöst
Im Bericht heißt es, vier Brandmelder auf Deck 8 seien nahezu gleichzeitig ausgelöst worden. Diese Signale stammten aus demselben Abschnitt auf dem Fahrzeugsdeck. Dort waren während der Reise sowohl Elektroautos als auch konventionelle Fahrzeuge untergebracht. Laut den Ermittlern decken sich die elektronischen Daten mit den Aussagen der Besatzung, die ebenfalls Feuer und Rauch in diesem Bereich gesehen hatte. Die Behörde kommt zu dem Schluss, dass der Brand "in einer Gruppe elektrisch angetriebener BMW" entstanden sei, so das "Dagblad van het Noorden".
Die Unterlagen halten fest, dass die Crew unmittelbar nach Auslösung der Alarme zu wenig Zeit und kaum Orientierung hatte. Die genaue Position der 498 Elektrofahrzeuge an Bord sei der Mannschaft nicht klar gewesen. Der Bericht beschreibt die Ladepläne als unzureichend und teilweise widersprüchlich. Die Ermittler schreiben dazu: "Der Mannschaft war nicht bekannt, in welchen Bereichen sich Elektrofahrzeuge befanden und welche Sicherheitsabstände erforderlich gewesen wären."
Hinzu kam, dass sich das Feuer schnell ausbreitete. Der Rauch war sofort dicht, heiß und toxisch. Die Ermittler halten fest, dass Versuche, das Feuer mit vorhandenen Mitteln einzudämmen, keinen Erfolg hatten. Die Fremantle Highway verfügte über Löschsysteme, die für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausgelegt sind. Für einen Batteriebrand reichten sie nicht aus. Im Bericht steht: "Ein brennendes Elektrofahrzeug erfordert mindestens 10.000 Liter Wasser, ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor hingegen rund 4.000 Liter." Eine entsprechende Menge hätte die Stabilität des Schiffes gefährdet.
Kommunikationsfehler und dramatische Evakuierungsumstände
Mehrere Abschnitte des Berichts widmen sich der Kommunikation zwischen Schiff, Brücke und der niederländischen Küstenwache. Die panamaische Behörde beschreibt die Informationslage als unvollständig und teilweise widersprüchlich. Das habe dazu geführt, dass Einsatzkräfte zunächst keine klare Vorstellung über Ausmaß und Dynamik des Feuers hatten.
Die dramatischste Passage betrifft die Evakuierung. Der Bericht laut "Dagblad van het Noorden" hält fest, dass mehrere Seeleute aus rund 30 Metern Höhe von der Brücke ins Meer sprangen. Die Ermittler schreiben dazu, dass die Besatzung aufgrund der Hitzeentwicklung, des Rauchs und des fehlenden Verständnisses über den Brandverlauf "keinen Ausweg" mehr sah. Die Angst, bei Bewusstlosigkeit an Bord zu verbrennen, habe einen "emotionalen Ausnahmezustand" ausgelöst. Die Unterkunfts- und Rettungsausstattung sei nicht auf ein solches Ereignis ausgerichtet gewesen.
Die Ermittler betonen außerdem, dass eine frühere und koordiniertere Evakuierung per Hubschrauber "mit hoher Wahrscheinlichkeit das Leben" eines 59-jährigen indischen Besatzungsmitglieds hätte retten können.
Strukturelle Defizite bei Autotransportern
Die panamaische Behörde formuliert in dem Bericht Grundsatzkritik an der Konstruktion vieler Autotransporter. Diese Schiffe seien über Jahrzehnte für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausgelegt worden. Die Analyse warnt, dass Unterbodenbatterien durch enge Rampen beschädigt werden könnten. Das könne im Extremfall zu Kurzschlüssen oder späteren thermischen Ereignissen führen.
Hinzu kommen Stabilitätsrisiken. In der Fremantle Highway wurden Elektrofahrzeuge nach Angaben der Ermittler auch auf oberen Decks verladen. Für Schiffe mit zwölf Decks könne schon eine geringe Lastverschiebung deutliche Auswirkungen haben. Das hohe Gewicht vieler Elektrofahrzeuge vergrößere dieses Risiko. Die Behörde hält deshalb fest, dass die Internationale Seeschifffahrtsorganisation einen eigenen Vorschriftenkatalog für Elektrofahrzeuge auf See entwickeln sollte.
Juristischer Streit um 260 BMW aus dem Schiff – BMW untersagt Probefahrten
Parallel zu den Erkenntnissen des Berichts läuft ein seit Jahren andauernder Rechtsstreit um 260 BMW-Fahrzeuge aus der Fremantle Highway. Zwei Rotterdamer Unternehmer hatten die Autos nach der Bergung gekauft, um sie prüfen und weiterverkaufen zu lassen. Das Bezirksgericht Den Haag untersagte jedoch den Verkauf. Die Richter begründen dies damit, dass Hitze, Rauch und Löschwasser sicherheitsrelevante Systeme unbemerkt geschädigt haben könnten.
BMW verweist auf eigene Untersuchungen geborgener Fahrzeuge und spricht laut Stellungnahme von "alarmierenden Schäden". Geplante Probefahrten für Medien wurden per anwaltlicher Mitteilung untersagt. Das Unternehmen erklärt: "BMW wird nicht zögern, ohne weitere Ankündigung ein oder mehrere Bußgelder in Höhe von 250.000 Euro geltend zu machen, wenn gegen die entsprechenden Verbote verstoßen wird." Die Händler halten an ihrer Berufung fest, akzeptieren jedoch die rechtlichen Vorgaben.












