Gorden Wagener verlässt Mercedes: Seine 9 wichtigsten Modelle

Chefdesigner verlässt Mercedes
Die 9 wichtigsten Modelle von Gorden Wagener

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.12.2025
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Zumindest der Zeitpunkt kam überraschend: Seit Mittwoch (17. Dezember 2025) ist offiziell bekannt, dass Gorden Wagener ab Februar 2026 nicht mehr der Designchef des Mercedes-Konzerns ist. Sein Nachfolger Bastian Baudy, der von der Sporttochter AMG in die Konzernzentrale wechselt, tritt in große Fußstapfen. In seinen knapp 30 Jahren bei Mercedes, die meisten davon als Designchef, hat Wagener das Rampenlicht nicht gescheut und aktiv an der Außenwirkung der Marke mitgearbeitet. Und das durchaus selbstbewusst, manchmal auch streitbar.

Seit 1997 sammelten sich zahlreiche Modelle an, mit denen Wagener und sein Design-Team in irgendeiner Art Eindruck hinterlassen haben. Dabei ist es logisch, dass in einer so langen Zeit nicht jeder Entwurf sitzt. Dennoch ist Wageners Mercedes-Portfolio reich an Meilensteinen – in der folgenden Übersicht stellen wir sie vor.

Mercedes SLR McLaren (2003)

Eines der ersten Mercedes-Modelle, mit denen Wagener auf sich und sein Können aufmerksam macht, ist der SLR McLaren von 2003. Erst vier Jahre zuvor hatte der Essener seine erste Leitungsfunktion bei den Stuttgartern angetreten. Und der SLR macht klar, dass es unter Wagener vorbei ist mit schwäbischer Zurückhaltung. Der Sportwagen ist als Hommage an das Mercedes 300 SLR Uhlenhaut-Coupé gestaltet und strotzt vor aufsehenerregenden Details: Die weit nach vorn gezogene Spitznase mit prominentem Stern, die Räder im Turbinenschaufel-Design, die seitlichen Luftauslasskiemen und die spektakulären Schmetterlingstüren sind nur einige davon.

Mercedes S-Klasse W222 (2013)

Zehn Jahre später beweist Gorden Wagener, dass er auch die elegante Linienführung beherrscht. Die S-Klasse W222, die 2013 auf den Markt kommt, verkörpert Luxus und Innovation auf die typische S-Klasse-Art – unaufdringlich, aber bestimmt. Im Vergleich zum etwas buckligen Vorgänger W 221 glänzt die Limousine mit einer klaren, kultivierten Designsprache. Und steht damit exemplarisch für die von Wagener entwickelte Designsprache der "Sinnlichen Klarheit", die bis heute Anwendung findet.

Mercedes A-Klasse W176 (2012)

Im selben Jahr, als Gorden Wagener bei Mercedes als "Transportation Designer" anfängt (1997), bringt die Marke die erste A-Klasse auf den Markt. Die Baureihe feiert gewiss ihre Erfolge, doch sie festigt über die ersten beiden Generationen auch einen Ruf als Fahrzeug für eine eher ältere Generation. Der Auftrag an den 2008 von Konzernboss Dieter Zetsche zum Designchef der Daimler AG ernannten Gordener ist kein Geringerer, als die A-Klasse optisch grundlegend zu reformieren, um mit dem Einstiegsmodell Begehrlichkeiten bei einer jüngeren Zielgruppe zu wecken. Und tatsächlich: Die A-Klasse-Generation W176 markiert 2012 einen Wendepunkt für Mercedes und stellt in der Folge eine dynamische und durchaus erfolgreiche Premium-Alternative in der Kompaktklasse dar.

Mercedes EQS (2021)

Der EQS ist das Paradebeispiel dafür, dass nicht jeder Schuss sitzen kann. Mit dem elektrischen S-Klasse-Pendant tritt Mercedes 2021 ins Elektrozeitalter ein. Gorden Wagener ist für das Design hauptverantwortlich – und er überspannt den Bogen (auch im wörtlichen Sinne), wie er später sogar selbst zugibt. Mit seiner stromlinienförmigen Karosserie (cw-Wert 0,20) ist der EQS zwar kurzzeitig Aerodynamik-Weltmeister, doch die "one-bow" (ins Deutsche übersetzt "ein Bogen") genannte Designsprache kommt bei der Klientel nicht gut an. Insbesondere bei der chinesischen, die bei einer Luxuslimousine eine Bein- und Kopffreiheit im Fond wünscht, die der EQS nicht bieten kann. Folgerichtig sind die Tage dieses Design-Ansatzes gezählt; künftige Elektro-Mercedes werden wieder eher "verbrenner-like" aussehen.

Mercedes G-Klasse W464 (2018)

Es gibt sicherlich leichtere Aufgaben, als einen der großen Geländewagen-Klassiker von Grund auf zu modernisieren, ohne dessen Charakter zu verraten. Wagener ist es bei der Mercedes G-Klasse gelungen. Von ihrem Offroader legen die Schwaben 2018 eine neue Generation auf, die im Detail zwar nur auf den zweiten Blick vom ikonischen Vorgänger zu unterscheiden ist, jedoch auf den ersten Blick moderner wirkt. "Wir haben alles neu gemacht", sagt Wagener bei der Präsentation in New York, "mit Ausnahme eines Teils." Welches das ist, dürfen Sie gerne selbst suchen (kleiner Tipp: schauen Sie an der C-Säule nach).

Mercedes GLC X253 (2015)

Die Bedeutung des GLC ist für Mercedes nicht hoch genug einzuschätzen. Der Mittelklasse-SUV hat die Aufgabe, auf fast jedem Markt der Welt eines der zwei oder drei absatzstärksten Mercedes-Modelle zu sein. Entsprechend muss das Design global gefallen, und der erste GLC (X253) meistert diese Herausforderung deutlich besser als der ebenso kantige wie barocke Vorgänger GLK. Ein echtes Weltauto, das inzwischen in zweiter Verbrenner-Generation Erfolge einfährt.

Mercedes GLC X540 (2026)

Und der GLC bleibt wichtig für Mercedes. So wichtig, dass es ihrer neuen Elektro-Version und nicht der elektrischen C-Klasse vorbehalten ist, die frisch entwickelte MB.EA-Plattform einzuführen. Das Design des neuen GLC ist grundsätzlich gefällig, massentauglich und typisch Mercedes – und überrascht doch mit dem neuen "Iconic Grill". Ein Bauteil, das bei einem Elektroauto keine technische Aufgabe erfüllt, wird somit zu einem umfassend illuminierten Design-Merkmal, das die Gesichtszüge des neuen GLC maßgeblich bestimmt. Diese Kühlergrill-Form wird künftige Mercedes-Modelle fortan auszeichnen. Er "macht unsere Fahrzeuge auf den ersten Blick erkennbar", sagt Wagener durchaus zu Recht.

Mercedes One-Eleven (2023)

Wir hätten hier einige Designstudien anführen können, die das Visionäre in Gorden Wageners Arbeit exemplarisch darstellen. Wir wollen zwei recht moderne zeigen. Zuerst den One-Eleven von 2023, der das Design des legendären Experimental- und Rekordwagens C111 in die Neuzeit beamt. Mit einer spektakulären Farbgebung in Knallorange, nicht minder aufsehenerregenden Flügeltüren und zahlreichen Details, die in Kombination beweisen, dass Elektromobilität nicht langweilig und gleichförmig aussehen muss. In Serie wird der One-Eleven nie gebaut, doch sein Antrieb nutzt einige Komponenten, die wir schon bald in den neuen Elektro-Boliden von AMG finden werden.

Mercedes Vision Iconic (2025)

Einen Blick zurück nach vorn wagt Wagener ebenfalls mit dem Vision Iconic, einem Konzeptfahrzeug von 2025. Kurz bevor der neue GLC enthüllt wird, debütiert hier eine extreme Version des neuen ikonischen Kühlergrills. Und nicht nur das: Mit seiner endlos langen Frontpartie schlägt der Vision Iconic die Brücke in die glorreiche Mercedes-Historie bis in die Vorkriegszeit, während die Details wie die Leuchten in dreizackiger Sternenform und die fehlenden Spiegel, Türgriffe oder Schnörkel kompromisslose Progressivität vermitteln.

Der Vision Iconic ist damit so etwas wie Wageners Abschiedswerk als Mercedes-Designchef. Der Stilist aus dem Ruhrgebiet hat sich definitiv mit einem großen Knall verabschiedet.

Fazit