Caterham baut extrem leichte Hardcore-Sportwagen im Stil des Lotus Seven. Jetzt arbeitet die Marke an zwei elektrischen Modellen.
Caterham baut extrem leichte Hardcore-Sportwagen im Stil des Lotus Seven. Jetzt arbeitet die Marke an zwei elektrischen Modellen.
Caterham baut puristische Sportwagen im Stil des Lotus Seven. Graham Nearn, ein Lotus-Händler aus dem englischen Örtchen Caterham, kaufte die Lizenz zum Bau der Autos 1973 direkt von Lotus-Gründer Colin Chapman. Kleine Verbrennungsmotoren (früher von Rover, heute von Ford) waren bisher immer essenzieller Bestandteil von Caterhams Leichtbau-Konzept. Jetzt hat Caterham-Chef Graham Macdonald zwei Elektromodelle angekündigt. Fans sind sich unsicher, ob die Caterhams damit noch puristisch und leicht genug sind.
Die elektrischen Caterhams sollen so weit wie möglich auf der bekannten Technik basieren, allerdings müssen Fahrgestell und Fahrwerk an den Elektroantrieb angepasst werden. Trotzdem ist das wegen des Elektroantriebs voraussichtlich deutlich erhöhte Gewicht der EV-Seven ein Problem. So möchten in Ingenieure beispielsweise auf ein System zum regenerativen Bremsen verzichten, um Gewicht zu sparen. Außerdem dürfte die Batterie möglichst klein ausfallen – beides ist einer hohen Reichweite abträglich. Allerdings sind Caterhams auch eher Spaß-Spritztour-Autos als Fahrzeuge für die lange Reise.
Graham Macdonald ist nach eigenen Angaben bereits einen elektrischen Caterham-Prototyp gefahren. Wegen des bei einem Elektromotor bereits im Stand anliegenden maximalen Drehmoments stellt er für die Beschleunigung von null auf 100 km/h eine Zeit von 2,79 Sekunden in Aussicht – so schnell wie ein Caterham 620 R, der 310 PS stark ist, aber nur 602 Kilogramm wiegt.
Zum seinem 50. Firmenjubiläum im Jahr 2023 möchte Caterham seine Elektrovarianten vorstellen, in den Verkauf sollen sie aber erst 2026 gehen. Vorher müssen die Caterham-Verantwortlichen noch die Verträge für die Lieferung von Batterien und Elektromotoren abschließen.
Von den elektrischen Caterham-Modellen gibt es noch keine Bilder. In der Bildergalerie sehen Sie Fotos vom Caterham 620 R im Test.
Die Elektromobilität macht auch vor sympathischen Nischen-Anbietern wie Caterham nicht Halt: Die leichtbausüchtigen Briten rüsten demnächst zwei ihrer puristischen Seven-Car-Versionen mit einem Elektroantrieb aus. Das bringt für Caterham gleich drei Probleme: Ein Elektroantrieb ist wegen der Batterie schwerer als ein Verbrennungsantrieb – Leichtbau ist aber der wichtigste Stützpfeiler bei der Seven-Car-Philosophie. Außerdem ist ein Sportwagen bei modellgerechter Fahrweise energiehungrig – und viel Energie lässt sich aktuell nur in besonders großen und somit schweren Akkus speichern, was den Caterham-Entwicklern aus oben genanntem Grund zuwider sein dürfte. Und die Entwicklung von einem ultraleichten Elektroauto zu bezahlen, fällt einen kleinen Hersteller noch dreimal schwerer als einem großen, der die Kosten auf Millionen verkaufter Autos abwälzen kann. Nicht umsonst arbeitet Caterham jetzt bei der Homologation von Fahrzeugen mit dem ebenfalls kleinen britischen Hersteller Morgan zusammen.
Caterham spürt zudem den Druck der Konkurrenz, den es auch in der kleinen Welt der Seven Cars gibt. Westfield aus Kingswinford bietet Seven Cars an, die preislich etwas unter denen von Caterham angesiedelt sind – und Westfield rüstet einzelne Trackmodelle seiner Autos bereits seit über zehn Jahren mit Elektroantrieben aus, um damit teilweise an esoterisch kleinen Elektroauto-Rennserien teilzunehmen. Wenn Westfield ein elektrisches Serien-Seven-Car auf dem Markt bringt, möchte Caterham als offiziell lizensierter Seven-Car-Hersteller sicher nicht abseits stehen.
Und wenn Caterham ab 2030 auf seinem zweitgrößten Markt Großbritannien noch Autos verkaufen möchte, dann muss der Sportwagen-Hersteller ohnehin auf neue Antriebe setzen – ab diesem Zeitpunkt gibt es auf dem Heimatmarkt nämlich keine Neuzulassung für Autos mit Verbrennungsmotor mehr.