Hyundai bringt den Ioniq 6 als elektrische Sportlimousine im Coupé-Style auf den Markt – der koreanische Hersteller spricht von einem Streamliner. Die maximale Reichweite ist ordentlich
Hyundai bringt den Ioniq 6 als elektrische Sportlimousine im Coupé-Style auf den Markt – der koreanische Hersteller spricht von einem Streamliner. Die maximale Reichweite ist ordentlich
Elf Elektroauto-Modelle möchte Hyundai bis 2030 auf den Markt bringen. Nach dem Ioniq 5 ist jetzt der Ioniq 6 dran. Er sieht vollkommen anders aus als der technisch verwandte Ioniq 5 – Design-Chef Sang Yup Lee verpasst den Ioniq-Modellen kein klassisches Markengesicht.
Der Ioniq 6 ist 4,86 Meter lang, 1,88 Meter breit und 1,5 Meter hoch. Den Radstand geben die Koreaner mit 2.995 Millimeter an. Seine Schürze ist für eine verbesserte Aerodynamik mit aktiven Air-Flaps ausgestattet. Die Überhänge sind kurz, das Dach im Coupédach-Stil reckt sich weit nach hinten. Dadurch spitzt sich das seitliche Fensterband nach hinten hin zu. Auch die untere Fensterlinie beschreibt einen Bogen, erinnert ein wenig an den CLA oder CLS von Mercedes. Die Türgriffe sind bündig in die Karosserie eingelassen, die Außenspiegel-Kameras ragen an einem starken Träger aus dem Fensterdreieck heraus. In den nur leicht ausgestellten Radhäusern drehen sich 20 Zoll große Leichtmetallfelgen mit 245/40er-Reifen – in der Basisausführung sind 18 Zöller mit 225/55er-Pneus vorgesehen. Der Radstand beträgt fast drei Meter.
Auf dem rundlichen Heck sitzt ein vom Porsche 911 oder Taycan inspirierter Spoiler. Kräftige Schultern geben dem Modell Breite. Neben einem Spoiler unterhalb des Heckfensters mit dritter Bremsleuchte folgen etwas tiefer eine weitere Abrisskante sowie die schmalen LED-Leuchten, die sich über die gesamte Fahrzeugbreite ziehen. Den Abschluss bildet ein Diffusor, der von senkrecht stehenden Leuchten flankiert wird. Insgesamt bietet Hyundai für den Ioniq 6 zwölf Lackfarben an.
Hyundai | Ioniq 6 |
---|---|
Länge | 4.855 mm |
Breite | 1.880 mm |
Höhe | 1.495 mm |
Radstand | 2.995 mm |
Überhang vorne | 850 mm |
Überhang hinten | 1.055 mm |
Beim Exterieur hat Hyundai das durchaus sportliche und filigrane Design der Studie Prophecy nicht komplett in die Serie gerettet. Der Vorderwagen baut deutlich höher, von der sportlich-eleganten Linienführung ist beim Serienmodell nur noch wenig übrig geblieben. Die Fensterflächen fallen größer aus, das Dach kauert nicht flach über den Köpfen der Passagiere. Mit diesem Style wollten die Koreaner einen cW-Wert von unter 0,20 erreichen – geschafft haben sie 0,21, deshalb jetzt die Marketingbezeichnung Streamliner. Zum Vergleich, das aktuell windschlüpfigste Modell – der Mercedes EQS kommt auf 0,20, der Mercedes CLA kommt auf 0,22, das Tesla Model 3 auf 0,23.
Im Innenraum des Ioniq 6 zeigt sich ein flügelähnlicher Armaturenträger, der an den äußeren Enden die Bildschirme für die Bilder der Kameraspiegel aufnimmt. Der Fahrer greift in ein unten abgeflachtes Zweispeichenlenkrad mit Pixel-Licht und schaut auf ein digitales Cockpit. Die Pixel zeigen den Ladezustand der Batterie an und das Pixelthema prägt sämtliche Beleuchtungselemente – deshalb auch die großen Pixelbänder in den Frontscheinwerfern. Zur Mitte hin gibt es einen weiteren Touchscreen für das Infotainmentsystem – beide Screens messen jeweils zwölf Zoll (30,5 Zentimeter). Im unteren Bereich befindet sich die Schaltzentrale unter anderem für die Klimatisierung. Konnektivität wird im Ioniq 6 ebenso großgeschrieben wie vernetzte Assistenz- und Komfortsysteme. Fahrer und Beifahrer trennt eine nur schmale Mittelkonsole. Sie nehmen auf konturierten Sport- und Relax-Sitzen Platz. Übrigens: Hyundai bietet für die Front- und die Heck-Passagiere unterschiedliche Ambiente-Lichtfarben an. Das Innenraumlicht kann sich zudem je nach gefahrener Geschwindigkeit ändern.
Gegen Aufpreis sind Fahrer- und Beifahrersitz als sogenannte Relax-Sitze ausgeführt. Die Lehnen dieser Sitze lassen sich für eine entspannte Ruheposition während einer Fahr-Pause besonders weit nach hinten klappen. Für den Anschluss von mobilen Endgeräten gibt es vier Typ-C- und einen Typ-A-USB-Anschluss. Die Software des Ioniq 6 lässt sich drahtlos updaten (OTA – over the air) – ein Werkstattbesuch ist dafür nicht notwendig.
Die Technik leiht sich das Modell vom Ioniq 5. So baut auch die Nummer 6 auf der "Electric Global Modular Platform" – kurz "E-GMP" – auf, die die Koraner für Plug-in-Hybrid-, Wasserstoff- und reinen Batterieantrieb optimiert haben. Wie beim Modularen Elektro-Baukasten (MEB) von Volkswagen sind die Akkus im Fahrzeugboden untergebracht und haben verschiedene Kapazitäten. Zum Marktstart bietet Hyundai eine 53-kWh-Standardbatterie und eine 77,4-kWh-Batterie an. Die WLTP-Reichweite mit der großen Batterie beträgt 610 Kilometer. Ein optionales Solardach wie beim Ioniq 5 gibt es beim Ioniq 6 nicht. Laut Hersteller kostet es beim eher flachen Ioniq 6 zu viel Kopffreiheit. Im Ioniq 5 soll es unter idealen Bedingungen jährlich bis zu 2.200 Kilometer Reichweite bringen – aber sich auch erst nach zirka zehn Jahren bezahlt machen. Wie beim Ioniq 5, so sind auch beim Ioniq 6 die Akkus mit einer Vehicle-to-Load-Technik (V2L) ausgerüstet, die mithilfe eines optionalen Adapters die Stromversorgung von externen Geräten ermöglicht.
Der kleine Akku ist mit Heckantrieb und 160 kW (218 PS) Leistung gekoppelt, bei der großen Batterie gibt es dank zweier Elektromotoren Allradantrieb mit 239 kW (325 PS). Das maximale Drehmoment beträgt hier 605 Newtonmeter, der Spurt von null auf 100 km/h ist in 5,1 Sekunden abgehakt. Für das Standard-Laden sorgt ein 800-Volt-DC-Schnellladesystem von Rimac. Die maximale Ladeleistung liegt bei 350 kW.
Eigentlich hätte der Ioniq 6 schon früher starten sollen. Aber, kurz vor dem Beginn der Produktion Anfang 2022 sah Hyundai offenbar noch Handlungsbedarf beim Design und der Technik. Nach einem Bericht der "Korean Economic Daily" wurden an der E-Limousine die Scheinwerfer neu gestaltet sowie die vorderen und hinteren Stoßfänger verändert. Dadurch wuchs auch die Länge. Als weiterer Grund für die Verzögerung wurde die vorübergehende Stilllegung des Asan-Werks für die Umrüstung angegeben. Jetzt soll die Produktion im dritten Quartal 2022 starten, kurz darauf dürften die Auslieferungen beginnen. Einen Preis hat Hyundai noch nicht bekanntgegeben. Bestellungen werden aber schon angenommen.
Chef-Designer SangYup Lee sieht für den Ioniq 6 noch weitere Versionen. Nach Meldungen britischer Medien sieht der Design-Boss den Ioniq 6 durchaus geeignet für eine Shooting-Brake-Version. Hier ist bereits die Schwester-Marke Genesis mit dem GV70 Shooting Brake für den europäischen Markt vorgeprescht. Eine besonders sportliche N-Version hat Hyundai im Zuge der Vorstellung des Ioniq 6 bestätigt – dafür würde sich der Antriebsstrang aus dem Kia EV6 GT anbieten. Der ist auch schon für den Ioniq 5 N vorgesehen - einen entsprechenden Prototypen haben wir bereits erwischt.
Hyundai macht "Ioniq" zur Elektromarke und bringt mit dem Ioniq 6 eine Sport-Limousine an den Start. Der Ioniq 5 hatte in der Studien-Version für Aufsehen gesorgt und rettete sein kantiges Design in die Serie. Das schafft die Prophecy-Studie nicht, die für die Serie deutlich entschärft wurde, aber trotzdem mit einem sehr guten cW-Wert an den Start geht. Das hilft auch der Reichweite: Mit seiner großen Akku-Variante (77,4 kWh Energiegehalt) kommt der von Hyundai Streamliner genannte Ioniq 6 nach WLTP bis zu 610 Kilometer weit.