NEVS Emily GT Elektro-Limousine Prototyp auto motor & sport Sverige / Magnus Fröderberg
NEVS Emily GT Elektro-Limousine Prototyp
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NEVS Emily GT Elektro-Limousine Prototyp
NEVS Emily GT Elektro-Limousine Prototyp 22 Bilder

NEVS Emily GT E-Limousine: Prototyp eines Elektro-Saab

NEVS Emily GT E-Limousine
Der Elektro-Saab, der nicht sein darf

In nur zehn Monaten hat die Saab-Nachfolgefirma NEVS eine E-Limousine mit beeindruckenden Daten entwickelt. Das Problem: Das Auto wird wohl nie auf den Markt kommen.

Als Automobilhersteller ist Saab bereits seit dem Jahreswechsel 2011/12 Geschichte. Doch die Firma lebte weiter. Nicht nur in den Herzen ihrer treuen Fans, sondern irgendwie auch ganz real. Am ehemaligen Saab-Stammsitz in Trollhättan baute und entwickelte das Nachfolgeunternehmen National Electric Vehicle Sweden AB – kurz NEVS – einfach weiter, und das meist im Stillen. Doch kürzlich preschten die Schweden vor und zeigten einem kleinen Kreis Journalisten einen Prototyp namens Emily GT, von dem uns die Kollegen von auto motor & sport Sverige detailliertes Informations- und Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben.

Das Technikpaket der Elektro-Limousine kommt ungewöhnlich daher. Der NEVS Emily GT verfügt über vier in den Rädern positionierte Elektromotoren des auf diese Antriebe spezialisierten Zulieferers Protean aus Großbritannien. Einer von ihnen leistet 90 kW; macht in Summe 360 kW oder – in alter Währung – 489 PS. Damit bietet der Emily GT sowohl Allradantrieb als auch Torque Vectoring und eine besonders effektive Rekuperation. Die Fahrleistungen: Null auf Hundert in 4,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von elektronisch gedeckelten 200 km/h.

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Frühes Prototyp-Stadium nach zehn Monaten

Tief in seinem Innern nimmt der Prototyp ein nur 53 Kilowattstunden (kWh) großes Akkupaket auf. Überschaubar sind die Ladezeiten: Da Gleichstrom-Tanken nur mit maximal 50 kW möglich ist, dauert eine Ladung von 20 bis 80 Prozent der Akkukapazität etwa 45 Minuten. Zieht der Emily GT Wechselstrom, dann nur mit elf kW – das aber dafür bei Bedarf kabellos. Um per Induktion laden zu können, soll es eine eigens entwickelte Wallbox mit Bodenteil geben, über dem das Auto geparkt wird.

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Doch beim derart spezifizierten Prototyp handelt es sich nur um ein Zwischenstadium. Ein mögliches Serienauto soll bis zu 480 kW (653 PS), 3,2 Sekunden von null auf 100 km/h und einen Topspeed von 250 km/h erreichen. Auch bei den Akkukapazitäten soll es noch große Fortschritte geben: Geplant sind 105, 140 oder 175 Kilowattstunden. Der letzte Wert würde eine NEFZ-Reichweite von 1.130 Kilometern erlauben, wobei NEVS von einer realen Reichweite von bis zu 700 Kilometern ausgeht. Das 800-Volt-System soll zu einer höchstmöglichen Ladeleistung von 350 kW führen, womit eine Schnellladung nur noch etwa 22 Minuten dauern würde.

Oberklasse-Dimensionen

Ein technisches Highlight ist das aktive Fahrwerk mit Luftfederung und adaptiven Stoßdämpfern, das den Fahrkomfort optimieren und die Bodenfreiheit stets im idealen Bereich halten soll. Das Antriebs-Layout mit den vier am Rad montierten Motoren soll zudem eine Gewichtsverteilung im perfekten 50:50-Verhältnis gewährleisten. An beiden Achsen rotieren aerodynamisch gestaltete 20-Zoll-Räder, die vorn mit 235/50er- und hinten mit 255/45er-Reifen ummantelt sind.

NEVS Emily GT Elektro-Limousine Prototyp
auto motor & sport Sverige / Magnus Fröderberg
Mit ein bisschen Fantasie ist im Design des NEVS Emily GT der alte Saab-Genpool zu entdecken.

Mit seinen Dimensionen siedelt sich der NEVS Emily GT in der Oberen Mittel- respektive Oberklasse an. Sobald er näher an eine mögliche Serienfertigung rückt, soll er in der Länge von 4,86 auf knapp fünf Meter wachsen. Der Radstand beträgt exakt drei Meter, die Höhe liegt bei fast 1,40 Meter. Klammert man die Halterungen der Spiegelkameras aus, beträgt die Fahrzeugbreite knapp 1,93 Meter. Als Leergewicht visiert NEVS maximal 2.375 Kilogramm an.

Design mit Saab-Genpool

Die beiden Kameras senden ihre Bilder auf zwei kleine, jeweils vorn an der Türbrüstung positionierte und in Richtung Fahrerplatz geneigte Monitore. Ein weiterer Bildschirm sitzt als Fahrer-Informations-Display hinter dem Lenkrad, während zentral im Cockpit ein 15 Zoll großer, vertikal ausgerichteter Infotainment-Touchscreen untergebracht ist. Die Inneneinrichtung der Prototypen wirkt hell und freundlich, die vier oder fünf Sitzplätze tragen Stoffbezüge. Der hintere Kofferraum fasst 540 Liter, während der vordere ("Frunk") 150 weitere Liter beisteuert.

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Im Design des NEVS Emily GT mit seinem cW-Wert von 0,23 bis 0,25 glaubt man, den alten Saab-Genpool wiederzuerkennen. Statt Schnörkel oder übermäßiger lichtbrechender Sicken und Kanten präsentiert die E-Limousine eine klare Linienführung und ein klassisches Drei-Box-Outfit mit kurzem Stufenheck. Ein Blickfang ist jenes Styling-Element in den vorderen Kotflügeln, das die Radhäuser optisch nach hinten zieht. Die Fensterflächen wirken klein; im Dach befindet sich ein großes Fensterglas.

Design-Basis von Evergrande

In der glattflächigen Front sitzen niedrige Scheinwerfer, deren Tagfahrleuchten ein weiteres zentrales, unter Glas positioniertes Lichtelement miteinander verbindet. An den äußeren Enden der Schürze sind zwei weitere Leuchten untergebracht. Auch hinten zieht sich ein Lichtband über die gesamte Fahrzeugbreite. Allerdings sind die LED hier als einzelne Lichtpunkte dargestellt.

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Den Startschuss für die Entwicklung des NEVS Emily GT gab Xu Jiayin Mitte November 2019. Der Milliardär war Gründer und damaliger Boss des chinesischen Mischkonzerns Evergrande, der NEVS im Januar 2019 übernahm, und er erklomm auch beim Autohersteller den Chefsessel. Das Basis-Design lieferte Evergrande bereits im Dezember 2019. In nur zehn Monaten Entwicklungszeit stellten die schwedischen Ingenieure mehrere fahrfähige Prototypen auf die Räder.

NEVS Emily GT – eine Totgeburt?

Doch seitdem stockt das Projekt. Evergrande geriet in große finanzielle Schwierigkeiten; Xu Jiayin trat dort im Sommer 2022 als für das Tagesgeschäft zuständiger Chef zurück. Da die Investorensuche für NEVS bislang erfolglos bleibt und sich der Autohersteller derzeit nach Angaben auf seiner Website im "Winterschlaf" befindet, ist es höchst unklar, was aus dem Emily GT wird. Sollte es je eine Serienversion geben, wäre das eine Riesenüberraschung. Erst recht, sollten es die ebenfalls angedachten Ableitungen in Form eines Shooting Brakes, Coupés und viersitzigen Cabrios je auf den Markt schaffen.

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Fazit

Es sieht ganz danach aus, als gehe uns hier ein spannendes Elektroauto durch die Lappen. Ob NEVS oder Saab finanziell je wieder derart stabil auf die Beine kommen, dass der Emily GT in Serie gebaut werden kann, erscheint derzeit unrealistisch bis ausgeschlossen; ein entsprechender Investor ist nicht in Sicht. Doch wer weiß, vielleicht übernimmt ja ein anderer Hersteller die schwedisch-chinesische Entwicklung und der Emily GT kommt irgendwann mit einem anderen Markenlogo auf den Markt.

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