Tesla Model Y Juniper Test-Fahrt: Wie viel besser ist das Juniper-Facelift wirklich?

Tesla Model Y Juniper Test-Fahrt
Wie viel besser ist das Juniper-Facelift wirklich?

Veröffentlicht am 07.03.2025

Der große eckige Cybertruck ist das optische Vorbild: Wie das aufgefrischte Model 3, bekommt das Model Y Juniper die durchgehende Lichtleiste an der Front. Die Hauptscheinwerfer sitzen rechts und links darunter – fast ein bisschen versteckt. Dazu gibt es auch neu geformte Außenspiegelkappen mit einer deutlichen Kante und ein frisch gestaltetes Heck.

Die moderne Optik lässt den Luftwiderstandsbeiwert von ohnehin guten 0,23 auf jetzt 0,22 sinken. An technischem Equipment kommt unten an der Mitte der Front eine neue und somit neunte Kamera hinzu. Und damit deren Linse auch bei nasser Fahrbahn oder staubiger Strecke immer sauber bleibt, sitzt über ihr eine eigene Spritzdüse. Nach einem Druck auf das entsprechende Symbol im Infotainment-Bildschirm sorgt ein Sprühwasser-Stoß für klare schlierenfreie Sicht.

Ein Stöpsel für den Frunk

Das Model Y gehört auch zu den Elektroautos, die Platz für einen Frontkofferraum bieten. Diese als Frunk (für Front Trunk) genannte Mulde hat jetzt einen Ablauf mit herausdrehbarem Stöpsel. Hier ist also der richtige Platz für Eis zur Getränkekühlung, einen nassen Neopren- oder Taucheranzug oder verschlammte Wanderschuhe. Die clevere Idee für so eine Ablauf-Wanne hat vorher schon Rivian bei seinem großen Elektro-SUV R1S verwirklicht. Weitere Neuheit unter der Fronthaube: Der Einfüllstutzen für das Wischwasser ist von der Nähe zum linken Fronthauben-Scharnier auf einen deutlich leichter erreichbaren Platz vor der Kofferraummulde gerutscht.

Innenraum: Kein Gangwahl- , aber ein Blinkerhebel

Innen ist endlich der Blinkerhebel zurück. Das Model 3 hatte ihn noch nicht bekommen. Einen Gangwahl-Hebel gibt es nicht mehr, der Fahrer wählt Vorwärtsgang, Parkstellung und Rückwärts oben links im Infotainment-Bildschirm. Das funktioniert ab dem ersten Versuch intuitiv und selbst bei schnellen Wendemanövern problemlos. Als Fallback-Lösung gibt es noch versteckte Gangwahlknöpfe in der kleinen Dachkonsole rechts und links vom Warnblick-Schalter. Ein Tritt auf die Bremse, ein Fingerdruck neben den besagten Warnblink-Schalter – schon leuchten die vorher unsichtbaren Knöpfe für die einzelnen Fahrstufen auf.

Tesla Model Y Juniper
Thomas Starck

Leise – aber nicht still

Die Vordersitze jetzt nicht nur heiz- sondern auch belüftbar. Für Insassen mit langen Beinen könnte die Beinauflagefläche etwas größer sein. Im Fond sitzt jetzt ein 8-Zoll-Bildschirm, über den die Insassen der zweiten Reihe die Klimaanlage und das Entertainment-System steuern. Zum Anschluss von mobilen Endgeräten gibt es unter dem Bildschirm zwei USB-C-Steckplätze. Die Seitenfenster sind mehrlagig und sollen jetzt 22 Prozent weniger Straßengeräusche und je 20 Prozent weniger Fahrwerks- und Windgeräusche in den Innenraum lassen. In der Tat rauscht man im neuen Model Y angenehm leise durch den Verkehr. Die 19-Zoll-Räder poltern allerdings weiter hörbar über Gullydeckel und Schlaglöcher – insgesamt ist das entspannte Innenraum-Geräuschniveau mit dem älterer Oberklassemodelle vergleichbar. Und apropos Oberklasse: Zumindest der Testwagen wirkt qualitativ hochwertig und top verarbeitet.

Die Lehnen der Rückbank sind per Knopfdruck elektrisch umklappbar. Schick: Beim Umklappen zu einer ebenen Ladefläche fahren die Vordersitze kurz vor und zurück, damit die Kopfstützen der Rückbank auf ihrem Weg nach unten (und auch wieder zurück) genügend Platz haben. Ein cleveres Detail wartet unter dem Kofferraumboden: Eine spezielle Aussparung über der Mulde, in der oft die Ladekabel liegen, nimmt jetzt die Gepäckraum-Abdeckung auf. Diese nimmt somit keinen Platz mehr im Hauptkofferraum weg, wenn sie nicht benötigt wird.

Infotainment: Der Bildschirm bleibt fest

Zwei weitere Änderungen bleiben auch mit dem Facelift ein Wunsch: Der unfassbar klar ablesbare Infotainment-Bildschirm ist nach wie vor fest montiert und somit in keine Richtung neigbar. Und für den Fahrer gibt es weiterhin keine eigenen Instrumente – auch nicht in Form eines aufpreispflichtigen Head-up-Displays. Die Konkurrenz setzt verstärkt auf diese super ergonomische und beim Nutzer beliebte Displaytechnik – so BMW beispielsweise mit einem besonders großen Head-up-Display-Bereich bei seiner Neuen Klasse.

Tesla Model Y Juniper
Thomas Starck

Effizienz und Komfort verbessert Tesla seit jeher auch signifikant über seine Software. Hinsichtlich Komfort kann der Fahrer jetzt die Bremsstärke für das One Pedal Driving, also das Fahren nur mit dem Fahrpedal unter äußerst seltenem Einsatz der mechanischen Bremse, zwischen "reduziert" und "Standard" einstellen. Bei "reduziert" bremst das Fahrzeug etwas entspannter, was zudem auf die Rekuperation, also die Rückgewinnung von Energie, keinen Einfluss hat – das betont Tesla mit einem Hinweis direkt im Bildschirmmenü.

Ladeplanung beim Model Y: Restkapazität festlegen

Bei der Ladeplanung kann der Fahrer jetzt einstellen, welche Restkapazität die Batterie am Zielort haben soll. Das ist zum Beispiel hilfreich, wenn es am Ziel keine Lademöglichkeit gibt. Das Erkennen von Stimmen und Verkehrszeichen könnte beim neuen Model Y noch etwas besser funktionieren. "Navigiere nach Lindenberg" hat das System bei unserem Versuch als "Nürnberg" interpretiert. Beim zweiten Versuch hat es Lindenberg verstanden, aber ein Lindenberg im Allgäu ausgewählt und nicht die Liste sämtlicher Lindenbergs in Deutschland angezeigt. Andere Sprachbefehle, wie beispielsweise die Wahl bestimmter Spotify-Beiträge, hat das System hingegen auf Anhieb richtig aufgenommen. Bei Verkehrszeichen erkennt die Technik zeitliche Einschränkungen nicht – das ist in der Software noch nicht vorgesehen. Bei unserer 50-km/h-Fahrt um 15:00 Uhr auf einer Tempo-50-Strecke, auf der von 22:00 bis 6:00 Uhr Tempo 30 gilt, hat uns das System öfter mit einem freundlich unaufgeregten Gong auf unsere vermeintliche Geschwindigkeits-Überschreitung hingewiesen. Aktuell einzige Abhilfe: Deaktivieren der Warnung über das Menü.

Das Fahrwerk haben die Ingenieure auch überarbeitet – das des Vorgängers gilt als sehr straff. Und jetzt? Es ist immer noch straff. Also gibt es in engen schnellen Kurven kaum Wanken, der zwei Tonnen schwere Wagen ist richtig agil. Und er meistert dicht beieinander liegende Querrillen und andere kleine Unebenheiten deutlich besser als bisher. Große Schlaglöcher, tief sitzende Gullydeckel und weiter voneinander entfernte Querrisse ruckeln aber weiter heftig zu den Insassen durch.

Antrieb des neuen Model Y: Ssst – 100 km/h

Auf guten Straßen ist das Fahren mit dem neuen Model Y eine entspannte Angelegenheit: Sanft und leise gleitet das SUV durch den Verkehr, die Energieannahme ist direkt und wer es krachen lassen möchte, tritt das Fahrpedal kickdownmäßig zum Boden durch. Dann drücken die Rücken der Insassen kräftig gegen die Lehnen, der Antriebsstrang schickt ein futuristisches Surren in den Innenraum – und nach 4,3 Sekunden zeigt der Infotainment-Bildschirm 100 km/h an. Wer dann mit einem kräftigen Tritt die mechanische Bremse nutzt, spürt das Gewicht des Model Y. Aber es gibt einen klaren Bremspunkt und das Bremsgefühl ist nicht synthetisch. Die Lenkung haben die Ingenieure anscheinend nicht angefasst: Direkt und nur mit minimalem Spiel in der Mittellage passt sie zur nach wie vor sportlichen Auslegung des Fahrwerks und zum im Vergleich zum Vorgänger noch sportlicheren Antrieb.

Weitere Änderungen am Model Y

Im Zuge des Facelifts führt Tesla zwei neue Farbtöne für das Model Y ein. Der Mehrschichtlack "Ultra Red" soll durch seine Tiefenwirkung bestechen, während "Stealth Grey" eine kräftige und dynamische dunkelgraue Metallic-Farbe darstellt. Die genauen Abmessungen des neuen Tesla Model Y "Juniper" betragen 4.797 mm in der Länge, 1.920 mm in der Breite und 1.624 mm in der Höhe, mit einem Radstand von 2.890 mm. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist das Fahrzeug um 47 mm länger geworden und 1 mm schmaler.

Interieur mit Ambiete-Beleuchtung und "Mario Kart"

Der überarbeitete Innenraum bringt zahlreiche Neuerungen mit sich, die sich ebenfalls am neuen Model 3 orientieren. Darunter die mit Aluminium verblendete Mittelkonsole, die nun über Becherhalter und Ablagefächer mit Schiebeblenden verfügt. Das Model-Y-Interieur setzt jedoch auch eigenständige Akzente. Besonders auffällig ist die Einführung eines programmierbaren Ambientebeleuchtungsstreifens, der das gesamte Interieur umrahmt und eine Licht-Atmosphäre schafft. Für die Passagiere im Fond steht nun ein Acht-Zoll-Touchscreen-Display zur Verfügung, das nicht nur für Unterhaltung sorgt, sondern auch Gaming-Funktionen bietet – darunter ein Rennspiel im Stil von "Mario Kart". Die vorderen Sitze lassen sich nun nicht nur heizen, sondern auch belüften. Jene im Fond sollen dank längerer Sitzpolster und tieferer Flankenpolster nicht nur bequemer als bisher sein, sondern sind zudem elektrisch verstellbar und klappen flacher als bisher zusammen, wenn mehr Gepäckraum benötigt wird.

Ein weiterer Fokus des neuen Innenraum-Designs liegt auf verbesserter Komfort- und Geräuschdämmung. Tesla hat zusätzliche Lärm- und Wärmedämmungen integriert, darunter eine neue Rundum-Akustikverglasung, um die bekannten NVH-Probleme (Noise, Vibration, Harshness) des Model Y zu reduzieren. Das neue Glas bietet zudem einen besseren Wärmeschutz und die Klimaanlage arbeitet fortan effizienter und leiser.

Die zentrale Bedienoberfläche bleibt mit einem 15,4-Zoll-Infotainment-Display unverändert, das auf einem minimalistisch gestalteten Armaturenbrett sitzt. Die Türverkleidungen wurden jedoch dezent überarbeitet, sodass die Zierelemente Fahrer und Beifahrer etwas stärker umschließen und so ein verbessertes Raumgefühl vermitteln sollen. Interessanter: Das neue Model Y behält im Gegensatz zum Model 3 seinen konventionellen Blinkerhebel. Ergänzt wird das Cockpit durch ein optionales Soundsystem mit 17 teils unsichtbaren Lautsprechern, zwei Subwoofern und zwei Verstärkern. Das Infotainment-System hat Tesla per neuer Hardware ebenfalls verbessert. Der Hersteller verspricht schnellere Mobilfunk- und WLAN-Verbindungen, besser verständliche Telefongespräche dank optimierter Mikrofone und eine größere Reichweite für den Handyschlüssel.

Tesla hat mit der Highland-Version des Model 3 bereits Verbesserungen an der Fahrwerksabstimmung vorgenommen, die das Fahrverhalten komfortabler und kontrollierbarer machen. Derlei Updates gönnt der Hersteller dem Model Y ebenfalls. Der Elektro-SUV soll komfortabler dämpfen, direkter lenken und generell leiser fahren. Auf eine Steer-by-wire-Lenkung wie beim Cybertruck verzichtet das Modell allerdings. Eine verbesserte Rundumsicht soll die neue Frontkamera gewährleisten. Eine Flüssigkeitswaschanlage und ein integriertes Heizelement sollen das Beschlagen und Vereisen bei kaltem Wetter verhindern.

Was tut sich bei Antrieb und Akku?

Nur geringe Änderungen gibt es bei den Antrieben und Batterien des Model Y. Dennoch vermeldet Tesla Fortschritte bei den Reichweiten, die von den Detailänderungen bei Aerodynamik, Antriebs- und Batterieelektronik und Reifen hervorgerufen werden. So legt das Basismodell Model Y Hinterradantrieb von 455 auf 500 Kilometer zu, während sich gleichzeitig das Sprintvermögen verbessert (5,9 statt 6,9 Sekunden von Null auf Hundert). Etwas geringer fällt das Aktionsradius-Plus bei der Modellversion "Maximale Reichweite Hinterradantrieb" aus, die mit 622 statt 600 WLTP-Kilometern jedoch weiterhin der Dauerläufer im Angebot ist. Die Allradversion kommt mit der gleichen Akku-Spezifikation nach dem Facelift 586 statt 565 Kilometer weit.

Die größte Antriebs-Änderung beim Limousinenbruder betraf beim Modellwechsel die Performance-Version. Fraglich ist, ob das beim Model Y auch der Fall sein wird, schließlich war diese Variante mit 393 kW (534 PS) bereits mit Vor-Facelift-Status deutlich stärker als das Model 3 Performance mit offiziell "mehr als 460 PS" Systemleistung. Die konkreten Daten des neuen Model Y Performance bleibt uns Tesla bislang allerdings schuldig. Und die "alte" Performance-Version haben die Amerikaner vorerst auf ihrem Deutschland-Portfolio entfernt.

Sondermodell "Launch Series" zum Start

In Deutschland startet das Model-Y-Facelift mit einer "Launch Series", die auf der Modellversion "Maximale Reichweite Allradantrieb" basiert. Im Vergleich zum Vor-Facelift steigt die WLTP-Reichweite von 533 auf 568 Kilometer. Während die Höchstgeschwindigkeit von 217 auf 201 km/h sinkt, zeigt der Elektro-SUV fortan ein deutlich besseres Spurtvermögen (4,3 (Boost-Modus) statt 5,0 Sekunden von Null auf Hundert). In Sachen Ausstattung unterscheidet sich die "Launch Series" durch ein Heckklappen-Emblem, Schriftzüge auf Einstiegsleisten und Mittelkonsole, hochwertige Teppiche und vegane Wildleder-Überzüge in manchen Bereichen des schwarzen Interieurs vom Standard-Model-Y. Zudem projizieren die vorderen Türen das Launch-Series-Symbol auf den Boden. Mit "Solid Black" und "Quicksilver" stehen nur zwei Lackierungen zur Wahl.

In China plant Tesla neben den regulären Modellversionen, die aufgrund anderer Normvorgaben leicht abweichende Daten aufweisen, die Einführung einer sechssitzigen Version des Model Y, die speziell für den dortigen Markt entwickelt wurde und voraussichtlich Ende 2025 in der Gigafactory Shanghai in Produktion gehen wird. Das neue Modell wird voraussichtlich eine 2-2-2-Sitzanordnung haben, ähnlich dem Tesla Model X, und könnte in der zweiten Reihe mit Einzelsitzen ausgestattet sein. Die Entscheidung für eine sechssitzige Variante zielt speziell auf die Vorlieben chinesischer Verbraucher ab. In China werden sechssitzige Konfigurationen bei Premium-SUVs als hochwertiger wahrgenommen.

Preise des neuen Tesla Model Y

Alle in Europa verkauften Model Y werden in der Gigafactory Berlin-Brandenburg in Grünheide gebaut. Tesla bietet zuerst die "Launch Series" des aufgefrischten Model Y an, die ab März 2025 zu einem Einstiegspreis von 60.990 Euro verfügbar ist. Damit ist sie 6.000 Euro teurer als die ihr zugrundeliegende Modellversion "Maximale Reichweite Allradantrieb" im Vor-Facelift-Trimm. Selbst das Performance-Topmodell war vor seinem Verschwinden aus dem Angebot 1.000 Euro günstiger.

Bei den regulären Modellversionen gibt es – typisch Tesla – ein preisliches Auf und Ab. Das Basismodell mit kleinerem Akku und Hinterradantrieb verharrt bei mindestens 44.990 Euro. Teurer wird dagegen die beliebte Variante "Maximale Reichweite Hinterradantrieb", die von 48.990 auf 49.990 Euro springt. Das Allrad-Pendant mit großem Energiespeicher wird dagegen günstiger. Dessen Preis sinkt von 54.990 auf 52.990 Euro. Zudem ist es als erstes reguläres Juniper-Modell in Deutschland verfügbar. Die Auslieferungen sollen noch im März starten, während es bei den günstigeren Modellbrüdern erst im Mai und Juni so weit ist.