Nach dem Marktstart des neuen Outlander Plug-in Hybrid stehen weitere neue Modelle der Marke Mitsubishi in den Startlöchern. Bevor im Herbst der neue Eclipse Cross mit Elektroantrieb gezeigt wird, dürfen wir jetzt erste Blicke auf den Mitsubishi Grandis werfen und uns zudem ans Steuer setzen.
Fans der Marke erinnern sich: Diese Modellbezeichnung wurde einst für einen Mittelklasse-Van als Nachfolger des Space Wagon genutzt. Der erste Mitsubishi Grandis wurde bei uns von 2004 bis 2010 verkauft. Auch das neue Modell soll die Bedürfnisse von Familien und Menschen mit großem Platzbedarf befriedigen. Dem Zeitgeist entsprechend aber nicht mehr als Van, sondern mit einer SUV-Karosserie. Wie alle aktuellen Mitsubishi-Modelle für Europa unterhalb des Outlander entsteht der Grandis in Kooperation mit Allianzpartner Renault. Dort wird der Captur zum Symbioz verlängert. Genauso stellt der Grandis ein Derivat des ASX mit größerem Kofferraum dar.
So fährt sich der Grandis Hybrid
Zum ersten Kennenlernen steht der neue Mitsubishi Grandis als Hybrid mit 114 kW (158 PS) Systemleistung auf der Urlaubsinsel Mallorca bereit. Tempolimitierte Autobahnen und leere Landstraßen bei spätsommerlichen Temperaturen schmeicheln dem elektrifizierten Antrieb. Das kompakte Format des SUV passt gut auch auf enge Bergstrecken und schmale Nebenstraßen in Ortschaften.
Der von Renault-Tochter Horse entwickelte Antrieb gefällt auch im Grandis mit guten Manieren. Bei entspannter Fahrweise gelingt das Zusammenspiel von Verbrenner und Elektromotor ohne Rucke. Außer einem leicht brummigen Unterton ist vom 1,8 Liter großen Vierzylinder wenig zu hören. Die Geräuschkulisse ändert sich beim starken Beschleunigen. Hohe Drehzahlen meldet die Maschine in den Innenraum.
Passendes Getriebe, komfortables Fahrwerk
Das aufwendige Multi-Mode-Getriebe macht einen guten Job, verkneift sich ein Ruckeln oder unpassende Zahnradpaare für die Übersetzung. Mit einem Zug am kleinen Wähl-Knubbel lässt sich eine Fahrstufe mit höherer Energie-Rekuperation aktivieren. Vor allem im Stadtverkehr kann man damit prima vor Abbiegungen oder Kreuzungen verzögern, muss dann erst für die letzten Meter das Bremspedal betätigen. Eine Stufe für die Rekuperation bis zum Stillstand bietet der Hybrid nicht. Offizielle Norm-Verbrauchswerte nennt Mitsubishi Motors noch nicht, der baugleiche Renault Symbioz verbraucht laut Prospekt 4,5 l/100 km. Am Ende unseres Testtages meldet die Bordcomputer-Anzeige im Grandis einen Wert von knapp über sechs Litern. Im Flachland-Alltag sollten Werte um fünf Liter ohne große Anstrengung möglich sein.
Die Abstimmung des Fahrwerks gefällt mit gutem Komfort, der beim Überfahren von Wurzelaufbrüchen und gröberen Querfugen einzig durch die großen 19-Zoll-Felgen der höheren Ausstattungslinien geschmälert wird. Über die Wahl des Fahrmodus im 10,4 Zoll großen Infotainment-Display, die auch die Konfiguration einer persönlichen Abstimmung erlaubt, kann man das Ansprechverhalten des Antriebs und die Kennlinie der Lenkung beeinflussen, garniert mit Änderungen der Ambiente-Beleuchtung und der Display-Farben. Dabei verkneift sich die Software aber eine allzu große Spreizung. Zudem ist man in den Modi "Eco" oder "Comfort" im hybridisierten Familien-SUV am besten unterwegs.
Umstieg in den Grandis mit 140 PS starkem Mildhybrid-Benziner, der beim Testwagen mit dem optionalen DCT-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert wurde. Der 1,3 große Vierzylinder mit Turboaufladung und 12-Volt-Elektrounterstützung reagiert etwas direkter auf Bewegungen des Gaspedals, zudem wirkt der Grandis mit diesem Antrieb in Kurven eine Nuance leichtfüßiger. Die Automatik schaltet ohne Hektik, was zum insgesamt entspannten Charakter des Autos passt. Auf ähnlichen Strecken meldet der Bordcomputer im Mildhybrid einen Verbrauch von 6,7 l/100 km, erneut ist der Testwagen mit zwei Personen und Reisegepäck beladen. Je mehr Stadtverkehr den Fahralltag der Grandis-Kunden bestimmt, desto stärker dürfte ein Verbrauchsvorteil des Vollhybrid-Modells zur Geltung kommen.
Dimensionen und Gepäckvolumen
Der Fünfsitzer ist 4,41 Meter lang, 1,79 Meter breit und 1,58 Meter hoch. Mit seinem Format dürfte er auch Kunden ansprechen, die sonst auf der Suche nach einem klassischen Kompakten sind. Vorteil für den Grandis: Hinter seiner (ausstattungsabhängig) elektrischen Kofferraumklappe steht ein üppiger Laderaum zur Verfügung. Je nach Position der um 16 Zentimeter längs verschiebbaren Rücksitzbank kann man im Mildhybrid-Benziner zwischen 576 und 708 Liter einräumen, beim Vollhybriden sind es 492 bis 624 Liter. Bei umgeklappten Lehnenteilen bietet das Gepäckabteil eine 1,68 Meter lange Fläche für sperriges Transportgut. Die Werte stammen aus dem Datenblatt des Renault Symbioz, da finale Werte von Mitsubishi noch ausstehen.
Erster Check (Sitzprobe)
Bei der ersten Sitzprobe gefällt das üppige Raumangebot im Fond. Die hoch positionierte Sitzfläche sorgt für eine bequeme Beinhaltung, Kopf- und Kniefreiheit sind auch für große Passagiere üppig dimensioniert – zumindest bei ganz zurückgestellter Sitzbank. So dürfte es im Familienalltag mit dem Langheck-SUV meist der Fall sein. Mit Lüftungsdüsen in der Mittelkonsole und einer Stromversorgung über USB-C-Anschlüsse sowie einer 12-Volt-Steckdose beweist der Grandis Praxisnutzen. Leider fehlen Haltegriffe im Dach.
Auch die Vordersitze sind bequem, hinter dem verstellbaren Lenkrad findet man schnell eine gute Position. Das vertikal angeordnete Touchscreen-Display ist leicht in Richtung Fahrer geneigt, was die Bedienung erleichtert. Die Infotainment-Software nutzt Google-Technologie für das Betriebssystem und Anwendungsprogramme. Die Routenführung mitsamt Echtzeit-Verkehrsdaten übernimmt Google Maps. Die Kartendarstellung kann man auch im Zehn-Zoll-Kombiinstrument der höheren Ausstattungslinien aufrufen. Die Rolle der Sprachsteuerung übernimmt der Google Assistant, über den Play Store lassen sich weitere Apps laden. Inhalte des eigenen Smartphones können ebenfalls angezeigt werden. Apple Carplay und Android Auto lassen sich ohne Kabelverbindung nutzen.
Teile der Klimabedienung sind als feststehende Symbol-Leiste am unteren Rand des Touchscreens in die Bedienoberfläche integriert. Sitz- und Lenkradheizung lassen sich auf Finderdruck aktivieren. Funktionen wie die Änderung der Innenraumtemperatur oder die Aktivierung der Innenluft-Umwälzung sind außerdem intuitiv über Kippschalter unter dem Display ansteuerbar.
Etwas vertrackter ist die Audio-Bedienung, zumindest für Neueinsteiger ohne Erfahrung mit Renault-Modellen oder den neueren Europa-Mitsubishis. Der Bediensatellit zur Änderung der Audio-Lautstärke und des Radiosenders bzw. des Musikstücks liegt rechts hinter dem Multifunktionslenkrad. Die Bedienstruktur dürfte man im täglichen Umgang mit dem Auto aber schnell verinnerlicht haben, wie auch den doppelten Druck auf die "My Safety Switch"-Taste links im Cockpit. Sie erlaubt den direkten Zugriff auf eine vorab konfigurierte Einstellung der Assistenzsysteme – und damit die Ruhigstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Tempowarnung schon bei minimaler Überschreitung des Limits.
Die Antriebe: Mild- oder Vollhybrid
Der Mitsubishi Grandis kommt in zwei Motorvarianten. Die Basis stellt ein 1,3 Liter großer Mildhybrid-Benziner mit 103 kW / 140 PS dar. Er lässt sich wahlweise mit manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe oder mit Sieben-Gang-Doppelkupplungsautomatik koppeln. Vor allem diese Kombination dürfte für Zulauf im Mitsubishi-Autohaus sorgen. Das Schwestermodell von Renault ist – zumindest aktuell – als Mildhybrid ausschließlich mit Schaltgetriebe zu haben.
Drei Maschinen arbeiten im Vollhybrid, dessen 1,4 kWh großer Akku während der Fahrt beim Bremsen und durch Rekuperation aufgeladen wird. Der 1,8 Liter große Vierzylinder-Saugbenziner leistet 90 kW / 109 PS. Sein Teamkollege und primärer E-Antriebsmotor kommt auf 36 kW (49 PS). Ein Startergenerator mit 15 kW (20 PS) kümmert sich beim Zusammenspiel der Komponenten um den Übergang zwischen Verbrenner und Elektroantrieb. Bis zu einer Geschwindigkeit von 70 km/h erlaubt der Hybrid elektrisches Fahren. Die Systemleistung wird mit 114 kW / 155 PS angegeben. Eine Information zum WLTP-Normverbrauch gibt es noch nicht; der technisch identische Renault Symbioz E-Tech Hybrid 160 wird mit 4,5 l/100 km angegeben. Er dürfte höher ausfallen, wenn man die "E-Save"-Funktion nutzt. Sie hält den Füllstand des Akkus bei mindestens 40 Prozent, um stets die genannte Systemleistung für Überholvorgänge und andere längsdynamische Ambitionen des Grandis-Piloten zu unterstützen.
Marktstart, Preise und Garantie
Der Mitsubishi Grandis startet zu Preisen ab 28.990 Euro in der Basis-Linie Diamant mit 140 PS starkem Mildhybrid-Benziner und manuellem Getriebe. Die Doppelkupplungs-Automatik ist ab dem zweiten Ausstattungsniveau namens Diamant Plus für 2.000 Euro Aufpreis zu bekommen, der Vollhybrid startet hier bei 33.990 Euro. Er liegt somit lediglich 1.000 Euro über dem Mildhybrid mit DCT-Getriebe. Alle mit einer Neuwagengarantie von fünf Jahren bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern, die sich bei regelmäßiger Wartung im Autohaus auf acht Jahre bis 160.000 Kilometer verlängern lässt. Renault belässt es bei einer Garantie für zwei Jahre ab Erstzulassung ohne Kilometerbegrenzung.
Die Preise liegen in etwa auf dem Niveau des Renault Symbioz. Für einen genauen Vergleich sollte man die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse als Schablone über die Preislisten beider Modelle legen, da es leichte Unterschiede in den Ausstattungsumfängen und Paketierungen gibt. Ein Beispiel: Lederbezüge für die Sitze gibt es im Mitsubishi Grandis Diamant Top serienmäßig, im Renault Symbioz sind die gar nicht zu haben. Dafür bringt er nicht erst in den Topmodellen die Google-Software für das Infotainment-System mit.
Zum Marktstart des Grandis bringt Mitsubishi nicht nur die Sonderserie Intro Edition, sondern gleichzeitig auch einen Aktions-Rabatt in Höhe von 1.000 Euro für alle Varianten. Das Grundmodell kostet somit ab 27.990 Euro. Einen Vorteil bietet der SUV mit den drei Diamanten im Logo bei der Neuwagen-Garantie. Sie läuft über einen Zeitraum von fünf Jahren und kann, bei regelmäßiger Wartung in der Vertragswerkstatt, auf bis zu acht Jahre und 160.000 Kilometer verlängert werden. Renault belässt es bei einer Garantie für zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung.












