Zumindest ist es eine Frage des eigenen Standpunktes. Also ganz geografisch gesehen. Denn Renault begrenzt die Ladeleistung (AC) des Basismodells für manche Märkte (z.B. in Frankreich) auf 6,6 kW und das ist weniger, als der aktuelle Dacia Spring saugt. Die gute Nachricht: Deutschland glimmt nicht in dieser Lade-Sparflamme. Egal welches Modell des neuen Renault Twingo E-Tech Electric vor der Bude parkt, an einer Wallbox wird immer mit 11 kW geladen. Und es kommt noch besser, aber der Reihe nach.
Die Neuauflage des kultigen Kleinwagens aus den 90ern wird schon seit einigen Monaten mit Spannung erwartet. Nach der gelungenen Elektro-Renaissance von R5 und R4 steht mit einem E-Twingo im Retro-Style des Urvaters nicht nur ein weiteres Designstück in den Startlöchern, sondern auch dieses erschwingliche kleine Elektroauto, das die ganze Welt ja offenbar haben möchte. Et voilà: Ein vernetztes Fahrzeug mit modernem Infotainment, zahlreichen Assistenzsystemen, cleverem Raumkonzept und rein elektrischem Antrieb zu einem Startgebot von weniger als 20.000 Euro – für ein in Europa gebautes Elektroauto wohlgemerkt (Werk Novo Mesto, Slowenien). Nimm das, VW!
Raumangebot und Maße
Mit einem leicht anzüglichen Augenzwinkern galt der erste Twingo als das perfekte Auto fürs erste Date. Denn wenn alles gut läuft, lässt sich der Innenraum durch ein einfaches Umlegen der Sitzlehnen direkt in eine Art Schlafzimmer verwandeln. Pour l'amour toujours quasi. Ganz so verrucht tritt der neue Stromer nicht an, aber er hat auch ein paar Tricks auf Lager.
Sind vier Erwachsene an Bord, fasst der Kofferraum immerhin 360 Liter, davon 50 Liter in einem Staufach im Boden, etwa für das Ladekabel. Die hinteren Sitze lassen sich einzeln um bis zu 17 Zentimeter längs verschieben und was die Umlegbarkeit der Lehnen betrifft, so beherrscht in der ersten Reihe immerhin der Beifahrersitz diesen Move noch heute. Das Ergebnis: Sperrgepäck mit bis zu zwei Meter Länge passt in das kleine Elektroauto. Legt man die Rücksitze um, ist Platz für 1.000 Liter Gepäck.
Der A-Segment-Twingo misst in der Länge gerade mal 3,79 Meter. Damit ist er nur 16 Zentimeter länger als ein Fiat 500. In der Breite bringt es der Twingo E-Tech auf 1,72 Meter und in der Höhe auf 1,49 Meter. Den Wendekreis gibt Renault mit wendigen 9,87 Meter an. Kleine Autos mit viel Platz im Innenraum – das können sie bei Renault. Der alte R4 lässt schön grüßen. Und apropos: Vier Türen hat der neue Twingo ebenfalls und bei einem Radstand von 2,50 Meter können hinten auch zwei echte Erwachsene problemlos Platz nehmen.
Antrieb und Akku
In puncto Batterie auf einen LFP-Akku zu setzen, ist naheliegend. Schließlich soll der Preis attraktiv bleiben und lange Strecken stehen nicht im Lastenheft des Stadtautos. Dafür sind LFP-Akkus besonders zyklenfest, ressourcenschonend und robust. Dass sie eine geringere Energiedichte als NMC-Batterien haben, ist für ein Stadtauto mit schon konzeptionell begrenztem Radius zweitrangig. Nutzbar stecken im Twingo 27,5 kWh – gut genug für bis zu 263 Kilometer nach WLTP. Geladen wird einphasig mit 11 kW (AC) und optional mit dem "Advanced Charge"-Paket mit bis zu 50 kW (DC). Keine Rekordwerte, aber dem Nutzungsgedanken des Twingo angemessen. Mit Gleichstrom geht es in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent SoC, an der Wallbox dauert der Ladevorgang von 10 auf 100 Prozent insgesamt 2:35 Stunden. Übrigens: Mit dem Advanced-Charge-Paket wird der Twingo auch V2L-fähig.
Die Permanentmagnetmaschine leistet 82 PS (60 kW) und beschleunigt den 1.200 Kilogramm schweren Twingo in 12,1 Sekunden auf Tempo 100. Viel flinker wird es nicht, denn bei 130 km/h ist Schluss. Damit dürften auch die letzten Zweifel ausgeräumt sein: Die Autobahn ist nicht sein Terrain. Für die Stadt der wichtigere Wert: die Beschleunigung von null auf 50 km/h. Das gelingt in 3,85 Sekunden.
Technologie und Assistenten
Der Twingo ist zwar ein günstiges, mit Blick auf die verbauten Features dennoch ein vollwertiges Elektroauto. Das Cockpit setzt sich aus zwei Displays (7 Zoll für Instrumente und 10-Zoll-Zentral-Touchscreen) zusammen. Smartphones von Apple oder Android-Geräte spiegelt das Auto kabellos. Das Multimedia-System mit "Open R Link" inklusive Google Maps mit EV-Routenplaner und Batteriekonditionierung sowie dem Google Assistant gibt es auch – allerdings nur in der Topausstattung. Doch dazu mehr im nächsten Kapitel. Was immer geht, sind Ladeplanung und Vorkonditionierung des Innenraums per Renault-App.
Bei den Assistenzsystemen unterstützen Parksensoren hinten, ein automatischer Notbremsassistent und ein Spurhalteassistent. Dazu gibt es Verkehrszeichenerkennung, Totwinkelwarner, adaptive ACC mit Stop&Go-Funktion, einen Tempomat, One-Pedal-Driving, einen Regensensor, Fernlichtautomatik, eine Rückfahrkamera, Ausstiegswarner, Querverkehrswarner und eine Segment-Premiere: Denn der Twingo kann auch selbstständig einparken.
Design und Ausstattung
Die Angebotsstruktur ist denkbar einfach. Es gibt den Twingo als Evolution (Basis) und als Techno (Topversion). Stahlfelgen mit Zierblenden (16 Zoll) sind die Standardausführung. Optional montiert Renault 18-Zoll-Leichtmetallfelgen. Vier Farben gibt es zum Start: Absolut Grün, Mango Gelb, Absolut Rot und Black Pearl Schwarz. Aufpreisfrei ist nur das Gelb. Gratis gibt’s aber immer das freundliche Gesicht mit den halbmondförmigen LED-Scheinwerfern.
Auch der große rote Warnblinker-Button im Cockpit zitiert den Urahn. Ansonsten geht es aber modern zu. Isofix-Halterungen finden sich an beiden Rücksitzen. Das Mobiliar ist immer stoffbezogen, ansonsten kommt natürlich viel Hartplastik zum Einsatz. Wer den virtuellen Avatar "Reno" ins Auto holen will, muss zur Techno-Ausstattung greifen. Da gibt's dann auch eine Klimaautomatik statt der manuellen Klimaanlage sowie die oben erwähnten Google-built-in-Features. Die Assistenz-Armada sowie das bereits erwähnte DC-Laden packt Renault in die beiden einzigen Zusatzpakete "Advanced Charge" und "Parken & Sicherheit".
Serienmäßig in der Techno-Ausstattung sind Außenspiegel mit Einklapp-Automatik, ein Arkamys-Soundsystem mit sechs Lautsprechern, getönte Scheiben hinten sowie das One-Pedal-Driving, der adaptive Tempomat, Licht- und Regensensorik und die Rückfahrkamera.
Preise und Marktstart
Die Zielmarke für das Basismodell liegt unterhalb der 20.000-Euro-Marke. Eine echte Ansage für ein in Europa gebautes Elektroauto. Die vollständige Preisliste will Renault im Januar 2026 liefern, die Autos gehen zum Ende des ersten Quartals in den Handel.












