China-Motor mit Effizienz-Rekord: 4-Zylinder mit extrem hoher Verdichtung

Neuer 4-Zylinder mit extrem hoher Verdichtung
China-Motor mit Effizienz-Rekord

ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.11.2025
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Für den chinesischen Autokonzern Chery liegt die Zukunft nicht nur im Elektroantrieb, das Thema Verbrenner in Form von Plug-in-Hybrid-Antriebssträngen bleibt weiter auf der Agenda. Hierzu melden die Chinesen einen neuen Effizienz-Rekord. Auf dem "Chery International User Summit" in Wuhu/China präsentierte der Konzern ein neues Benziner-Motorkonzept mit einem thermischen Wirkungsgrad von 48 Prozent.

Rekord beim Wirkungsgrad

Zum Vergleich: Moderne Benzinmotoren erreichen einen thermischen Wirkungsgrad von rund 40 Prozent, der jüngst vorgestellte Nissan-Dreizylinder ZR15DDTe liegt mit 42 Prozent an der Spitze der aktuellen Benzinmotoren-Technologie. Jeder zusätzliche Prozentpunkt bedeutet etwa 2,5 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch und entsprechend geringere CO₂-Emissionen. Und mit den versprochenen 48 Prozent käme der neue Chery-Motor auf die Effizienz moderner Dieselmotoren.

Was bedeutet "Thermischer Wirkungsgrad"?Der thermische Wirkungsgrad gibt an, wie effizient ein Motor die im Kraftstoff enthaltene Energie in Antriebsleistung umwandelt. Beim Verbrennen von Benzin oder Diesel entsteht Wärme, aus der der Motor Kraft erzeugt – ein großer Teil dieser Energie geht jedoch als Abwärme über Kühler und Abgase verloren. Ein Wirkungsgrad von 40 Prozent bedeutet, dass nur 40 Prozent der im Kraftstoff gespeicherten Energie tatsächlich für den Vortrieb genutzt werden, während 60 Prozent ungenutzt in Form von Wärme entweichen.

Um diese Werte zu erreichen, arbeitet das Forschungs- und Entwicklungsteam des Chery-Konzerns an mehreren technischen Kniffen. Der Motor soll mit einer außergewöhnlich hohen Verdichtung von 26:1 arbeiten, was die Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Gemischs effizienter macht. Ein derart hohes Verdichtungsverhältnis haben bislang vor allem Dieselmotoren, auch als Selbstzünder bezeichnet, weil sich das Gemisch bei derart hohem Druck so stark erwärmt, dass es auch ohne Zündfunken explodiert.

Vom Chery-Motor ist dergleichen nicht bekannt, auf dem Bild sind zwar Kerzen zwischen den Ventilen erkennbar. Rein theoretisch könnten das aber auch so genannte Glühkerzen sein, wie sie bei Dieselmotoren zur Erwärmung des Brennraums zum Einsatz kommen. Motoren mit besonders hoher, dieseltypischer Verdichtung waren immer mal wieder in Entwicklung. So etwa bei Mercedes’ Forschungsauto F700 mit einem als "Diesotto" bezeichneten Vierzylinder. Auch Mazda arbeitet bei seinen Skyaktiv-X-Motoren mit einer für Benziner hohen Verdichtung und einem gestuften, teils selbstzündenden Verbrennungsverfahren. Wie das funktioniert und wie Mazda das zum Skyaktiv Z weiterentwickelt, lesen Sie hier oder sehen es hier im Video.

Chery arbeitet bei seinem Motor mit einer besonders präzisen Ansteuerung der Kolben über "hyperbolische Dreifach-Koppelmechanismen", die Reibungsverluste minimieren sollen.

Was sind hyperbolische Koppelmechanismen?In einem Motor sorgt das Zusammenspiel von Kurbelwelle und Pleuel dafür, dass die Auf-und-ab-Bewegung der Kolben in eine Drehbewegung umgesetzt wird. Dabei entstehen an den Kolben seitlich wirkende Kräfte, die an den Zylinderwänden Reibung verursachen und Energie kosten. Spezielle Mehrfach-Koppelmechanismen erweitern dieses Prinzip um zusätzliche Hebel und Gelenke, die die Bewegung der Teile präziser steuern. Dadurch werden Seitbewegungen reduziert, Reibung verringert und der Motor läuft effizienter, ruhiger und verschleißärmer.

Auch die Abgasrückführung (EGR) wurde mit einer besonders hohen Rückführquote von 35 Prozent neu ausgelegt, um die Abgastemperaturen zu senken und die Verbrennung weiter zu optimieren. Ein weiterer Schlüssel liegt in der thermischen Isolation. Fortschrittliche Beschichtungen sollen die Wärmeverluste in den Brennräumen deutlich verringern und die Energieausbeute pro Verbrennungstakt erhöhen.

Zusammengenommen ermöglichen diese Maßnahmen eine stabilere Temperaturführung und eine gleichmäßigere Leistungsentfaltung. Der Motor wird dabei voraussichtlich im Miller-Zyklus arbeiten – einem optimierten Verbrennungsverfahren, das eine längere Expansionsphase und geringere Drosselverluste bietet.

Bei der Maschine handelt es sich um die Weiterentwicklung eines bereits in Omoda- und Jaecoo-Fahrzeugen eingesetzten Antriebs. Der 1.5 TDGI-Motor erreicht bereits heute eine thermische Effizienz von 44,5 Prozent. Verfügbar ist dieser Motor zum Beispiel im Familien–SUV Jaecoo 7 Super Hybrid, der in einigen europäischen Ländern bereits auf dem Markt ist und auch nach Deutschland kommen soll.

Fazit