Porsche bereitet möglicherweise den nächsten Schritt in der Entwicklung seiner Hochleistungs-Hybride vor. Ein aktuelles Patent, das bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) eingereicht wurde, beschreibt ein neuartiges System, das den klassischen Verbrennungsmotor mit einem extrem flachen Axialfluss-Elektromotor kombiniert. Das soll nicht nur einen kompakteren Aufbau, sondern auch erhebliche Leistungssteigerungen bringen.
Enormer Leistungssprung möglich
Der Axialflussmotor, den Porsche in dem Patent beschreibt, unterscheidet sich deutlich von einem bislang üblichen radial aufgebauten Elektromotor, wie er beispielsweise im Porsche 911 Carrera GTS Hybrid (398 kW/541 PS) eingesetzt wird. Statt um eine zentrale Achse herum gewickelte Spulen zu verwenden, verlaufen die magnetischen Felder parallel zur Rotationsachse. Dadurch kann der Motor extrem flach konstruiert werden und wirkt wie eine Scheibe. In aktuellen Anwendungen messen solche Aggregate weniger als acht Zentimeter in der Tiefe und sind dennoch in der Lage, hohe Drehmomente zu erzeugen.
In Porsches Konzept wird dieser Elektromotor direkt zwischen dem Verbrenner und dem Doppelkupplungsgetriebe angeordnet. Der Motor sitzt dort, wo sich normalerweise das Zweimassenschwungrad befindet, und wird in die mechanische Verbindung zwischen den beiden Komponenten integriert. Durch diese Positionierung bleibt die Einbaulänge des gesamten Antriebsstrangs nahezu unverändert – ein entscheidender Vorteil bei Fahrzeugen mit Heck- oder Mittelmotor, bei denen jeder Zentimeter Raum zählt.
Hauptsache längs eingebaut
Laut der Patentschrift ist die Lösung sowohl für längs eingebaute Mittel- als auch Heckmotoren vorgesehen. Damit könnte sie in Modellen wie dem 911 oder künftigen GT-Varianten Verwendung finden. Der Verbrennungsmotor treibt weiterhin die Hinterachse an, während der Elektromotor zusätzliche Leistung beisteuert oder beim Verzögern Energie zurückgewinnt. Die Kraftübertragung erfolgt über ein automatisiertes Doppelkupplungsgetriebe.
Ein weiterer Vorteil der kompakten Bauweise liegt in der thermischen Stabilität. Porsche beschreibt im Patent ein sogenanntes "becherförmiges" Gehäuse, das eine verbesserte Kühlung des Motors ermöglicht. Dadurch können sowohl der Elektromotor als auch der Verbrenner effizienter arbeiten, ohne dass die Temperatur im Verbundsystem kritisch ansteigt.
Prototyp mit über 1.000 PS
Die verwendeten Axialflussmotoren stammen vom britischen Spezialisten Yasa, dessen Technologie bereits bei Ferrari und Lamborghini eingesetzt wird. Yasa-Motoren sind bekannt für ihr geringes Gewicht und ihr hohes Drehmoment. In ihrer stärksten Ausführung in Serienanwendungen erreichen sie Leistungen von über 470 PS und Drehmomente bis zu 800 Newtonmetern. Doch das ist erst der Anfang: Ende Oktober 2025 hatte Yasa bekannt gegeben, dass ein nur 12,7 Kilogramm wiegender Axialflussmotor auf dem Prüfstand 750 kW Leistung erzielte – das sind rund 1.020 PS!
Zum Vergleich: Im aktuellen 911 Carrera GTS Hybrid arbeitet ein konventioneller Elektromotor mit rund 54 PS und 150 Newtonmetern Drehmoment. In Kombination mit dem Sechszylinder-Boxer ergibt sich eine Systemleistung von 541 PS. Mit dem neuen Axialflussmotor ließe sich diese Zahl deutlich übertreffen, ohne dass das Fahrzeug schwerer würde. Ein solches System in Verbindung mit einem aufgeladenen 3,6-Liter-Boxermotor könnte durchaus Leistungen von 800 bis 900 PS erreichen.
Hohe Serien-Chance
Noch handelt es sich lediglich um eine Patentbeschreibung, nicht um ein Serienprojekt. Doch im Gegensatz zu vielen, nicht selten skurrilen Patentschriften aus der Automobilindustrie zeugen die Ausführungen in der Patentschrift davon, dass dieses Projekt sehr nah an einer künftigen Serienfertigung ist. Dafür sind auch die herausragenden Leistungswerte der Axialflussmotoren zu verlockend, um diesen Vorteil nicht zu nutzen.












