Künftig müssen Türen innen wie außen über mechanische Notfreigaben verfügen, die auch bei Stromausfall oder schweren Unfallschäden funktionieren.
Die Regelung ist Teil eines neuen Entwurfs des Ministry of Industry and Information Technology, der Mitte Dezember 2025 veröffentlicht wurde. Ziel ist es, den Zugang zu Fahrzeuginsassen nach Unfällen zu beschleunigen und Abhängigkeiten von der Bordelektrik zu reduzieren. Der Entwurf definiert zugleich Anforderungen an Griffposition, Betätigungskräfte, Kennzeichnung und das Verhalten der Systeme bei Spannungsverlust.
Nach Angaben der Behörden gab es wiederholt Unfälle, bei denen elektrisch betriebene Türgriffe nach einem Aufprall nicht mehr ausfuhren. Rettungskräfte berichteten von Verzögerungen beim Öffnen der Türen, insbesondere wenn Hochvoltsysteme oder 12-Volt-Netze ausgefallen waren. Die neue Vorgabe soll diese Risiken systematisch ausschließen.
Welche Türgriffsysteme betroffen sind
Unterschieden werden zwei Konstruktionsprinzipien. Rein mechanische Lösungen liegen flächenbündig in der Karosserie und lassen sich durch Druck oder Zug manuell ausklappen und betätigen. Sie kommen ohne Motoren, Sensorik und Software aus. Elektrische Pop-out-Griffe fahren dagegen automatisch aus, sobald das Fahrzeug entriegelt wird oder der Schlüssel erkannt ist; sie benötigen Strom, Stellmotoren und eine entsprechende Steuerung.
Die neue chinesische Regel untersagt nicht jede Form versenkter Griffe. Zulässig bleiben Ausführungen, sofern eine jederzeit funktionierende mechanische Notentriegelung vorhanden ist. Diese muss von innen und außen erreichbar sein und unabhängig von der Fahrzeugelektrik arbeiten. Halbversenkte oder konventionelle Griffe sind ebenfalls erlaubt, wenn sie die Anforderungen erfüllen.
Technische Begründung und Erfahrungswerte
Als technische Begründung nennen die Behörden neben Rettungsaspekten auch Zuverlässigkeit. Marktbeobachtungen aus China weisen auf höhere Ausfallraten elektrischer Türgriffe hin, insbesondere bei Kälte, Feuchtigkeit und Verschmutzung. Elektrische Systeme erfordern aufwendige Abdichtungen, zusätzliche Bauteile und Softwareabstimmungen; Defekte führen häufig zum Austausch kompletter Baugruppen.
Demgegenüber gelten mechanische Lösungen als robuster, weil sie mit weniger Komponenten auskommen und ohne Energieversorgung funktionieren. In Notsituationen lassen sie sich unmittelbar betätigen. Für Hersteller bedeutet die Vorgabe, Redundanzen konstruktiv fest einzuplanen und die Notbedienung eindeutig zu kennzeichnen.
Auswirkungen auf Hersteller und Plattformen
Die Regel gilt für in China verkaufte Neufahrzeuge ab 2027 und betrifft damit sowohl heimische als auch internationale Hersteller. China ist der größte Einzelmarkt für Elektrofahrzeuge und zugleich einer der wichtigsten Exportstandorte. Anpassungen an Türgriffsystemen dürften daher plattformweit erfolgen, um Entwicklungs- und Produktionsaufwand zu begrenzen.
Mehrere Hersteller hatten bereits begonnen, zusätzliche mechanische Notlösungen zu integrieren. In China eingesetzte Konzepte reichen von verdeckten Innenhebeln bis zu externen mechanischen Zugmechanismen für Rettungskräfte. Künftig müssen diese Lösungen den neuen Standard erfüllen und serienmäßig vorhanden sein.





