Der Frontalangriff aus China auf den deutschen Automarkt wird seit Jahren beschworen. Die Furcht vor Dumpingpreisen einerseits und die Hoffnung auf richtig günstige Auto-Schnäppchen andererseits prägen die Debatte. Doch beides ist bislang nicht eingetroffen, was besonders deshalb verwundert, weil chinesische Marken auf dem Heimatmarkt durchaus mit bemerkenswerten Discount-Preisen antreten.
Wo sind die Schnäppchen?
Das nehmen wir zum Anlass, um das derzeitige Angebot von Marken aus China zu durchleuchten. Dort findet sich, so viel vorweg, nur ein einziges Elektro-Modell unter 20.000 Euro. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Hersteller aus China sich auf die profitableren Segmente konzentrieren und ganz offensichtlich überhaupt kein Interesse an richtigen "Billigheimern" für den Export haben, während in China viele Modelle für umgerechnet unter 10.000 Euro angeboten werden.
Insgesamt finden sich in unserer Marktanalyse für Deutschland sogar nur ganze vier China-Modelle, die unter der 25.000–Euro-Marke bleiben. Hierbei konzentrieren wir uns auf Marken, die einen offiziellen Deutschland-Vertrieb etabliert haben, nicht auf von freien Importeuren angebotene Nischenmodelle.
Selbst VW ist billiger
Ein paar Beispiele zum Vergleich: Fiat bietet den Pandina aktuell ab 12.990 Euro an, einen Kia Picanto können Sie ab 17.850 Euro erwerben und selbst der VW Polo startet bereits bei 20.135 Euro. Der Blick zu China-Marken: Das günstigste chinesische Verbrenner-Auto auf dem deutschen Markt ist derzeit der Kleinwagen MG3 mit 116-PS-Benziner für 17.990 Euro; der 95 PS leistende Elektro-Kleinwagen Leapmotor T03 aus dem Stellantis-Imperium steht für 90 Euro weniger in der Liste. Bei allen anderen China-Angeboten sind Preise ab 21.000 Euro fällig.
Bemerkenswert ist vor allem, dass bei den günstigeren Modellen aus China die Varianten mit Verbrenner-Motor oder Hybrid-Antrieb dominieren. Richtig preiswerte Elektroautos sind dagegen (außer der erwähnte Leapmotor) Mangelware, hier geht es mit dem 3,99 Meter kurzen BYD Dolphin Surf (ab 22.990 Euro) los. Auffällig außerdem: Es gibt genau drei chinesische Marken, die überhaupt Autos unterhalb der Preisgrenze von 35.000 Euro – da haben wir für diesen Beitrag das Limit gesetzt – anbieten. Das sind BYD, Leapmotor und MG (siehe Tabelle unten).
Um auch das einzuordnen: Für weniger als 35.000 Euro, das ist für Durchschnittsfamilien schon eine echte Hausnummer, können Sie beispielsweise einen Audi A3, einen BMW 1er oder einen VW ID.3 erwerben. Bei Toyota bekommen Sie sechs Modellreihen unterhalb der 35k-Marke, bei Renault zehn, bei Hyundai sieben inklusive des durchaus beeindruckenden Elektro-Kleinwagens Inster für 23.900 Euro Startpreis. All das wertfreie und willkürlich gewählte Beispiele zur Marktsituation, bei anderen Marken sieht es ähnlich aus.
Was bedeutet das? Die chinesischen Hersteller müssen sich auf dem deutschen Markt etwas einfallen lassen, um die etablierten Marken wirklich herauszufordern. Das zeigen auch die Zulassungszahlen, trotz zum Teil prozentual starker Zuwächse. In den ersten drei Quartalen des Jahres lagen die Neuzulassungen aller chinesischen Marken gemeinsam bei unter 40.000 Fahrzeugen, der Gesamtmarkt in Deutschland verzeichnete in diesem Zeitraum über 2,1 Millionen Neuzulassungen.












