Xiaomi: So gelang im Eiltempo der Aufstieg vom Smartphone- zum Auto-Giganten

Wie sich Xiaomi in der Autoindustrie etabliert
Im Eiltempo vom Smartphone- zum Auto-Giganten

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.12.2025
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Was heute kaum mehr überraschen mag, ist 2021 noch eine große Wette: Xiaomi kündigt im März 2021 seinen Einstieg in den Automobilbereich an. Zu diesem Zeitpunkt ist das Unternehmen gerade einmal zehn Jahre alt. Und es kommt aus einem völlig anderen Geschäftsfeld: Xiaomi hat sich in der kurzen Zeit seiner Existenz zu einem Elektronik- und Smartphone-Giganten entwickelt.

Start mit Smartphones und Betriebssystem

Alles beginnt im April 2010. Mit sieben Mitstreitern gründet der heutige CEO Lei Jun die Firma Xiaomi, was übersetzt "kleiner Reis" oder "Hirse" bedeutet. Der Start gelingt mit einem eigenen Android-basierten Betriebssystem namens "MIUI". Dieses erweist sich als besonders nutzerfreundlich und anpassungsfähig, weshalb es in China schnell an Popularität gewinnt. Im August 2011 folgt mit dem Mi 1 das erste Xiaomi-Smartphone. Das erfolgreiche Konzept: High-End-Spezifikationen zu einem Preis, der auf deutlich niedrigerem Niveau liegt als bei den damaligen Platzhirschen Apple und Samsung.

Das legt den Grundstein für ein enormes Wachstum – nicht nur in der Heimat China, sondern ebenso international. In der Folge weitet Xiaomi sein Portfolio kontinuierlich aus und bietet bald Smart-Home-Produkte, Wearables und IoT-Technologien ("Internet of Things") an.

Da ist es fast schon folgerichtig, dass sich Xiaomi irgendwann auch mit dem Automarkt beschäftigt. Vom anhaltenden Erfolg beflügelt, fassen Lei Jun und Co. schließlich den Entschluss, ins E-Auto-Business einzusteigen. Und das mit aller Macht: Über die ersten zehn Jahre will Xiaomi insgesamt bis zu zehn Milliarden US-Dollar (über 8,6 Milliarden Euro) in sein neues Geschäftsfeld "intelligente Elektrofahrzeuge" stecken.

Marktstart nur drei Jahre nach Gründung

Nur wenige Monate später, am 1. September 2021, wird die Tochterfirma Xiaomi Automobile Co., Ltd. in Peking gegründet. Damit gibt Xiaomi den selbstbewussten Kurs vor und signalisiert: Man will kein bloßer Zulieferer sein, sondern ein vollwertiger Autohersteller mit eigener Produktion und Technologie. Schnell beginnt Xiaomi, massiv Personal zu rekrutieren – vom Designer bis zum Automobilingenieur. Die Belegschaft wächst schnell und umfasst Ende 2023 bereits mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allein in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Parallel zieht der Hersteller seine Fabrik hoch, die schon jetzt eine Kapazität von über 300.000 Fahrzeugen pro Jahr erreichen kann.

Am 28. Dezember 2023 präsentierte Xiaomi mit dem SU7 sein erstes eigenes Elektroauto (siehe Fotoshow über dem Artikel). Nur drei Monate später folgte der offizielle Marktstart in Peking. Ab diesem Tag konnten Kundinnen und Kunden das Fahrzeug bestellen, schon wenige Tage später wurden die ersten Exemplare ausgeliefert. Damit hat Xiaomi faktisch den Schritt zum Automobilhersteller vollzogen. Offiziell erlangte Xiaomi jedoch erst im Sommer 2024 die Zulassung als unabhängiger Fahrzeughersteller – ein Status, der vorher über Partner realisiert werden musste.

Start mit Limousine und SUV

Der SU7 kombiniert Elektroantrieb mit einem für Xiaomi typischen Fokus auf Technologie und Konnektivität und positioniert sich so klar gegen etablierte Wettbewerber wie Tesla oder BYD. Ähnliches gilt für den YU7, einen Elektro-SUV, der dieselbe Technik wie der SU7 nutzt. Das Modell, das optisch dem Ferrari Purosangue ähnelt, wurde im Mai 2025 vorgestellt und hat seitdem bereits mit einem Reichweitenrekord auf sich aufmerksam gemacht. Eine Attacke auf eine Nordschleifen-Bestzeit dürfte demnächst folgen. Eine solche hat sich der SU7 bereits gesichert: Im Juni 2025 brannte ein Prototyp die drittschnellste je auf dem Nürburgring gemessene Zeit in den Eifel-Asphalt (siehe Video nach dem dritten Absatz).

Die Strategie, mit der Xiaomi die Autowelt erobern will, ähnelt sehr dem früheren Erfolgsrezept bei den Smartphones. Aktuelle und ausgeklügelte Technik kombiniert mit einem hochwertigen Design und zu Preisen, die teils weit unter denen vergleichbarer Konkurrenten liegen. Entsprechend zeigt sich bereits seit 2024, dass der Markt Lust auf Xiaomi-Autos hat. Sowohl bei SU7 als auch beim YU7 war die Resonanz von Beginn an enorm und übertrafen die Bestellungen sowohl die Erwartungen als auch die Produktionskapazitäten.

Tesla als Messlatte

Mit dem beeindruckenden Start in China ist Xiaomi nicht zufrieden. Lei Jun schwört seine Truppe darauf ein, sich auch in der Autowelt nur an den besten und erfolgreichsten Herstellern zu orientieren. Erst im Herbst 2025 hatte er enthüllt, einst drei Tesla Model Y komplett zerlegt und jedes Einzelteil analysiert zu haben. "Wir wollen zeigen, dass wir mithalten können – und in manchen Bereichen vielleicht sogar besser sind", sagte der Xiaomi-CEO damals.

Zudem sind bereits Pläne bekannt, das Geschäft international auszuweiten: Ein erstes Zeichen dafür ist die Eröffnung eines Forschungs-, Entwicklungs-und Design-Zentrums für Elektrofahrzeuge in München. Damit will Xiaomi frühzeitig Kompetenzen auf dem globalen Automarkt aufbauen, 2027 soll der Markteintritt in Deutschland erfolgen. Nun fragt sich, wie nachhaltig sich Xiaomis Aufstieg in der Autobranche entwickelt. Wenn es so läuft wie mit den Smartphones, dürften sich Lei Jun und seine Mitstreiter hier anschicken, einen Global Player zu erschaffen, der schon bald auf Augenhöhe mit den etablierten Autoherstellern agiert.

Fazit