Als BMW auf der IAA 2013 neben dem Elektro-Kompakten i3 auch die Serienversion des i8 vorstellte, gab der Autohersteller ein großes Versprechen ab. Mit dem Sportwagen, seines Zeichens das erste Plug-in-Hybrid-Modell der BMW-Group, wollten die Münchner demonstrieren, dass selbst ein Sportwagen über einen nachhaltigen Antrieb verfügen kann. 2014 kam der Zweisitzer mit dem markanten Design samt Flügeltüren auf den Markt. Bis zum Produktionsende 2020 entstanden in Leipzig etwas mehr als 20.000 Exemplare als Coupé und Roadster. Offensichtlich nicht genug, um einen Nachfolger zu entwickeln; ein waschechter Sportwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb fehlt weiterhin im BMW-Portfolio.
"Enge Zusammenarbeit zwischen BMW und Alpina"
Was damals weitgehend verborgen blieb: Alpina nahm sich seinerzeit ebenfalls des Hybridsportlers an und war offenbar nicht abgeneigt, eine eigene i8-Version zu entwickeln. Anfangs hatte das Geheimprojekt sogar den Segen aus der Münchner Konzernzentrale. Aus Buchloe heißt es, dass Andreas Bovensiepen aus der Alpina-Geschäftsleitung die Idee zum i8-Ableger zusammen mit dem damaligen BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Frühlich gehabt habe. Das war gegen Jahresende 2015. Im Jahr darauf starteten die Entwicklungsarbeiten am Alpina i8 unter dem Codenamen "Tiger" – wie es heißt, "in enger Zusammenarbeit zwischen BMW und Alpina".
Nach Art des Hauses widmete der BMW-Veredler aus dem Allgäu sein Hauptaugenmerk dem Antrieb. Und offenbar erkannten die Alpina-Ingenieure früh, dass ein Dreizylinder-Benzinmotor als Verbrenner-Part im komplexen PHEV-Antriebsstrang auf Dauer mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben könnte. Erst recht in einem Sportwagen mit BMW-Emblem, der in der absoluten Basisausstattung bei seiner Markteinführung 126.000 Euro kostete.
Vier- statt Dreizylinder, 462 statt 362 PS
Also tauschten sie das wahrlich nicht schwächliche 1,5-Liter-Turbotriebwerk gegen einen modifizierten Vierzylinder-Turbobenziner aus dem BMW-Regal, der zwei Liter Hubraum aufwies. Damit stieg die Leistung des Verbrenners, der allein die Hinterräder antrieb, von 231 auf 326 PS; dessen maximales Drehmoment wuchs von 320 auf 450 Newtonmeter. Sogar die Leistung des für die Vorderachse zuständigen Elektromotors erhöhte sich von 131 auf 136 PS. Damit stand fortan eine Systemleistung von 340 kW (462 PS) statt 266 kW (362 PS) im i8-Datenblatt. Das höchstmögliche Drehmoment stieg von 570 auf 700 Newtonmeter. Zum Vergleich: Der damalige Porsche 911 GT3 (Generation 991) kam auf 475 PS und höchstens 440 Newtonmeter.
Das Design des BMW i8 passten die Allgäuer auf die behutsame Alpina-Art an. Der Hybrid-Sportwagen erhielt einen neuen Frontsplitter mit sogenannten "Dive Planes"; also kleinen Flügelchen an den nun durchströmten Seiten der Frontschürze, um die Haftung an der Vorderachse zu optimieren. Um hinten Ähnliches zu erreichen, verpassten die Alpina-Designer dem Heck einen zusätzlichen Carbon-Flügel sowie eine neue Schürzenblende mit Diffusor. Aus dieser treten zudem gut sichtbar zwei Doppelendrohre der Abgasanlage heraus; der Original-i8 versteckte seine Abgasanlage komplett.
BMW stellte wohl seine Unterstützung ein
In den leicht verbreiterten Radhäusern rotierten nun 20-Zoll-Schmiederäder im Alpina-Classic-Design, die mit Pirelli-P-Zero-Breitreifen statt der sehr schmalen Serien-Pneus ummantelt waren. Das Fahrwerk hat Alpina zudem rundum überarbeitet; auch die Kühlung zeigte sich verbessert. Das grundlegende Technik-Konzept mit einer Fahrgastzelle aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) und einem Aluminium-Chassis blieb aber ebenso unangetastet wie das generelle Erscheinungsbild des BMW i8, der auch mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Markteinführung noch sehr modern aussieht.
Alpina soll damals nicht abgeneigt gewesen sein, auf Basis der Tiger-Studie eine Kleinserie aufzulegen, die womöglich als Alpina Bi8 auf den Markt gekommen wäre. Doch an irgendeinem Punkt im Entwicklungsprozess ging die Unterstützung aus München verloren und BMW verwehrte dem Projekt schließlich seinen Segen. Offenbar waren die Entscheider im Vierzylinder-Hochhaus am Petuelring irgendwann doch zu der Erkenntnis gelangt, dass der Claim der Submarke BMW i ("Born electric") weder mit echten Sportwagen noch mit zur Schau gestellten Auspuffrohren harmoniert. Und die Auftragsbücher in Buchloe waren seinerzeit so gut gefüllt, dass sie sich in Buchloe mit dieser Entscheidung schnell abgefunden haben.












