Der Techart GT Street R auf Basis des Porsche 911 Turbo beziehungsweise Turbo S ist ausverkauft. Zeit, eine noch extremere Version aufzulegen: den Flyweight.
Der Techart GT Street R auf Basis des Porsche 911 Turbo beziehungsweise Turbo S ist ausverkauft. Zeit, eine noch extremere Version aufzulegen: den Flyweight.
Lediglich auf 87 Exemplare limitiert, war der Techart GT Street R in der Normalversion nach 20 Monaten ausverkauft. "Dies ist eine Bestätigung für die unglaubliche Handwerks- und Ingenieurskunst, die in jedem von Techart veredelten Fahrzeug steckt", sagte Geschäftsführer Tobias Beyer, als die Leonberger diese Nachricht verbreitet haben. Im gleichen Atemzug kündigte er eine Weltpremiere für Mitte März an, bei der es sich eigentlich nur um einen neuen GT Street R handeln konnte. Oder besser: eine noch extremere Version.
Diese hat Techart nun mit dem GT Street R Flyweight vorgestellt. Der Name deutet es an: Bei dieser Variante geht es in erster Linie um ein möglichst niedriges Gewicht. Deshalb hat der Flyweight Schnellverschlüsse an den aus Carbon gefertigten Hauben vorn und hinten sowie eine Heckscheibe aus Polycarbonat, die am Rand zudem vielfach das eigens gestaltete Logo präsentiert: eine stilisierte Fliege. Dieses Motiv findet sich auch mehrfach auf der Karosserie, die in puncto Lackierung und Farbdesign selbstverständlich rundum individualisierbar ist.
Das Flyweight-Bodykit, das in mattem oder glänzendem Carbon erhältlich ist, hat Techart im Vergleich zum Standard-GT-Street-R modifiziert. Unter der Frontschürze sitzt ein neuer Splitter, der seitlich weitere Luftleit-Elemente und im Souterrain Schleifplatten aufweist sowie dort aerodynamisch optimiert in den Kohlefaser-Unterboden verläuft. Die Kotflügel samt Radhausverbreiterungen zeigen veränderte Luftauslässe. Das Bodykit-Highlight ist jedoch der Heckflügel mit seinem dreifach manuell verstellbaren oberen Flügelblatt.
Innen geht es asketisch weiter. Beispiel Sitze: Die pro Exemplar nur 4,9 Kilogramm schweren Recaro-Podium-CF-Schalen versieht Techart mit im 3D-Drucker hergestellten Sitzpads, die speziell an die Körperform der Kundinnen und Kunden angepasst werden. Obendrein verpasst der Tuner den Sitzen von Hand lackierte Dekore sowie spezifische Bestickungen und Prägungen. Sechs-Punkt-Gurte mit FIA-Homologation, Vorbereitungen für die Nutzung des Head-and-Neck-Support-Systems und ein Handfeuerlöscher sorgen für die nötige Sicherheit.
Doch auch das Interieur trägt seinen Teil zur Gewichtsersparnis von etwa 60 Kilogramm im Vergleich zum normalen Techart GT Street R bei. Wo sich sonst die Rücksitze befinden, kreuzen sich nun die Rohre des Überrollkäfigs. Die Hutablage trägt einen Carbon-Einsatz, die Teppiche bestehen aus Leichtbau-Werkstoff und das Dämmmaterial hat Techart beim Flyweight ebenfalls reduziert. Schick geht es hier dank Nähten in Kontrastfarbe, hexagonalen Mustern, diversen Stickereien und eines Lenkrads mit Zwölf-Uhr-Markierung natürlich trotzdem zu.
Gewichtsdisziplin auch bei den Rädern: Die eigens entwickelten Formula-VI-Race-Flyweight-Schmiedefelgen wiegen pro Stück nur 9,8 (vorne; 9,5 x 20 Zoll) beziehungsweise 11,2 Kilogramm (hinten; 12 x 21 Zoll). Die passenden Reifen stammen aus dem Michelin-Regal und gehören der Serie Pilot Sport Cup 2 R an. Beim in Höhe sowie in Zug- und Druckstufe einstellbaren Gewindefahrwerk arbeitet Techart mit Öhlins zusammen. Zu guter Letzt verfügt der Flyweight über eine handgeschweißte Sportabgasanlage mit elektrisch verstellbaren Abgasklappen, die im Vergleich zum GT-Street-R-Auspuff weitere 2,8 Kilogramm Gewicht spart.
Beim Flyweight-Motor greift Techart auf die stärkere Spezifikation zurück, die auch für den normalen GT Street R erhältlich war. Hauptverantwortlich für den Leistungssprung von 650 auf 800 PS und das Drehmoment-Wachstum von 800 auf 950 Newtonmeter ist ein neues Set Turbolader. Damit sprintet der Techart GT Street R Flyweight in 2,5 Sekunden von null auf 100 km/h (Serie: 2,7), in 7,5 Sekunden von null auf 200 km/h (8,9) und auf einen Topspeed von mehr als 350 km/h (330). Den normalen GT Street R bot Techart auch in einer etwas zahmeren Variante an. Das motorische Basispaket stellte eine optimierte Motorsteuerung dar, mit der die Leistung auf 710 PS sowie das maximale Drehmoment auf 900 Newtonmeter anstiegen.
Etwas massenkompatibler – freilich ohne wirklich massenkompatibel zu sein – als beim Flyweight sieht das Kohlefaser-Aero-Paket des Standard-GT-Street-R aus. Es soll für höhere Kurvengeschwindigkeiten und ein verbessertes Fahrverhalten sorgen. Das Paket ermöglicht ab 140 km/h viermal mehr Abtrieb an der Hinterachse und 45 Prozent weniger Auftrieb an der Vorderachse. Trotz der umfangreich optimierten Karosserieelemente blieb die aktive Aerodynamik des Basismodells mit variablem Bug- und Heckspoiler erhalten.
In Sachen Fahrdynamik bot Techart mit Tieferlegungs- und Gewindefedern zwei Möglichkeiten, den Porsche 911 Turbo S anzupassen. Der Sportfedernsatz senkt die Karosserie um 25 Millimeter ab, das Gewindefahrwerk ist im Bereich 15 bis 25 Millimeter einstellbar. Wer noch mehr Rennsport-Feeling haben wollte, konnte später als Alternative ein Performance-Fahrwerk als Teil des Clubsport-Pakets wählen.
Den Kontakt zur Straße halten auch beim bisherigen Techart GT Street R bereits Michelin-Pilot-Sport-Cup 2-Reifen der Größe 325/30 ZR21 an der Hinterachse und 265/35 ZR20 an der Vorderhand. Sie sind auf Schmiederädern aufgezogen, die über Aeroringe aus Sichtkarbon für einen geringeren Luftwiderstand gut sind. Die Serienbremsanlage individualisiert Techart in Wunschfarbe.
Auch für den Innenraum sah Techart Optimierungsbedarf beim 911 Turbo S. Mehrere Karbon-Pakete sowie eine Alcantara-Vollausstattung für Sitzanlage, Türverkleidungen, Armaturentafel, Einstiegsleisten und Aluminium-Sportpedale waren verfügbar. Ein Hingucker ist die Leder-Perforierung im Zielflaggen-Design auf Brustleisten, den hinteren Seitenverkleidungen und Armaturenbrett sowie eine in Kontrastfarbe unterlegte Nummer 87 auf dem Sitzmittelteil.
Der Fahrer oder die Fahrerin greift in ein in Handarbeit gefertigtes Sportlenkrad mit Mittelmarkierung. Auch hier dürfen sich die Kunden bei Nähten, Schrauben, Schaltern und Blenden individuell austoben. Die Serienfunktionen des Basislenkrads wie Multifunktion, Schaltpaddles oder Lenkradheizung bleiben erhalten.
Erhältlich war das GT-Street-R-Programm ab 73.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Basisfahrzeug. In Anlehnung an das Techart-Gründungsjahr 1987 legte Techart die anfangs erwähnte Kleinserie von 87 Einheiten auf. Mit der Flyweight-Version machen die Schwaben die Jahreszahl komplett: Davon wird es nur 19 Exemplare geben. Einen Preis nennt der Tuner noch nicht, aber ab sofort kann bestellt werden. Übrigens startet Techart mit dem Flyweight eine neue gleichnamige Performance-Sparte, die künftig weitere Porsche-Modelle noch rennstreckentauglicher machen will.
Techart hatte ja schon immer ein Herz für all diejenigen, die den Hals einfach nicht voll kriegen. Mit einem Serien-Output von 650 PS hat Porsche dem Elfer Turbo S bereits kräftig Feuer gemacht. Mit den 800 PS des GT Street R darf sich manch gestandener Supersportwagen warm anziehen. Und mit dem Flyweight dürfte auf der Rennstrecke das ein oder andere Hypercar seine Grenzen aufgezeigt bekommen.