Im Hause von Red Bull will aktuell keine Ruhe einkehren. Nach dem Rauswurf von Sergio Perez in der Winterpause und der Degradierung von Liam Lawson nach nur zwei Rennen versucht sich gerade Yuki Tsunoda mehr schlecht als recht, im zweiten Auto gegen Teamkollege Max Verstappen zu beweisen.
Mit sieben Punkten in neun Rennen konnte der Japaner die Erwartungen der Teamleitung aber nicht annähernd erfüllen. Aktuell ist auch kein positiver Trend zu erkennen. In Spielberg rollte der kleinste Fahrer im Feld auf dem letzten Platz ins Ziel. "Ihm fehlt aktuell das Selbstvertrauen. Wir müssen ihn irgendwie aufbauen, damit er wenigstens ein paar Punkte holt", erklärte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko nach der Pleite.
Ein erneuter Wechsel kommt aktuell nicht in Frage. Ewig können sich die Verantwortlichen das Drama aber nicht mehr tatenlos anschauen. Mercedes und Ferrari sind in der Teamwertung schon ein gutes Stück entfernt. Jeder Platz weiter hinten kostet Millionen bei der Ausschüttung der Erfolgsprämien.
Sollte Tsunoda das Cockpit doch irgendwann verlieren, wäre Isack Hadjar wohl der erste Anwärter auf den zweiten Platz. Der Franzose ist eine der Entdeckungen der Saison. Mit 21 Punkten liegt er in der Tabelle deutlich vor seinen Red-Bull-Konkurrenten Lawson (12) und Tsunoda (10). Obwohl der 20-Jährige die wenigste Erfahrung hat, macht er kaum Fehler.

Red-Bull-Sportchef Helmut Marko ist voll des Lobes für Isack Hadjar.
Lob von Helmut Marko an Hadjar
Helmut Marko lobt vor allem die mentale Stärke seines Schützlings. Ohne eine gewisse Abgebrühtheit hätte er wohl auch nicht so einfach den peinlichen Crash in der Aufwärmrunde von Melbourne abgeschüttelt.
Die aktuelle Situation bei Red Bull verfolgt Hadjar ganz genau: "Ich weiß aber auch nicht, was da abgeht. Ich kann nur sagen, dass Yuki sehr schnell ist." Auf die Frage, ob er selbst einen besseren Job abliefern würde, zuckte der Youngster nur mit den Schultern: "Keine Ahnung."
Das heißt aber nicht, dass er eine Beförderung ablehnen würde: "Als ich vor vier Jahren den Vertrag mit Red Bull unterschrieben habe, war es das Ziel, irgendwann den Red Bull zu fahren. Daran hat sich nichts geändert. Die Situation dort finde ich interessant. Einfach aus Neugier würde ich gerne mal in dem Auto sitzen und es selbst ausprobieren."
Aktuell gibt es aber keine Pläne bei Red Bull, die Fähigkeiten des Toro-Rosso-Piloten auszutesten. Für Hadjar ist das kein Problem. Der Pilot sieht sich selbst noch in der Lernphase. "Ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht alles unter Kontrolle habe. Ich versuche einfach nur, jedes Wochenende zu punkten. Da ergibt es sicher mehr Sinn, da zu bleiben, wo ich gerade bin."
Einige Experten glauben, dass der Toro Rosso im Vergleich zum Red Bull sogar das bessere Auto ist. Dem widerspricht Hadjar jedoch: "Max zusammen mit dem Red Bull ist eine starke Kombination. Er fährt dieses Auto am absoluten Limit. Im Vergleich zu unserem Auto ist der Red Bull schneller, vor allem in schnellen Kurven. Es scheint nur schwierig zu sein, das volle Potenzial abzurufen."

Bald Teamkollegen? Isack Hadjar (rechts) lauscht den Worten von Max Verstappen (links).
F1-Rookie schwärmt von Vestappen
Hadjar würde aber nicht unvorbereitet in die Aufgabe gehen, sollte ihn die Red-Bull-Leitung irgendwann doch noch befördern. Der Junior-Fahrer hat sich schon genau ausgemalt, wie es sein würde, gegen einen Gegner vom Kaliber eines Max Verstappen zu kämpfen. Dafür verfolgt er die Leistungen des amtierenden Champions ganz genau.
Der Rookie erklärt, was es bedeutet, Verstappen zum Gegner zu haben: "Man startet jedes Rennwochenende automatisch mit einem Rückstand. Er ist sehr explosiv und findet schnell seinen Rhythmus. Er macht einfach keine Fehler. Im Q3 liefert er immer ab. Man muss ständig versuchen, mit ihm mitzuhalten. Das verändert natürlich die Herangehensweise. So etwas habe ich selbst noch nie erlebt. Ich hatte ja noch nie einen vierfachen Weltmeister als Teamkollegen."
Marko erklärte, dass die meisten Piloten nicht mit diesem Druck umgehen können. Aus Verzweiflung überfahren sie irgendwann das Auto und machen Fehler. Damit geht das Selbstvertrauen flöten. Hadjar glaubt hingegen, dass er diesem Druck standhalten würde: "Ich fühle mich mental in der Lage dazu. Das ist meine Stärke. Die Frage lautet nur, ob ich auch die nötigen Fähigkeiten besitze. Das kann ich jetzt leider noch nicht sagen."