Rheinmetall Ladebordstein: Kante wird Steckdose

Rheinmetall präsentiert neue Ladelösung
E-Auto laden am Bordstein - in Köln geht’s schon

Zuletzt aktualisiert am 12.05.2025

Diese Innovation hat zwar mehr mit Stein als Metall zu tun. Und es handelt sich dabei auch nicht um militärisches Gerät, sondern um eine Anwendung, die potenziell jeder Zivilist und jede Zivilistin nutzen kann. Trotzdem stammt sie vom Rüstungs- und Technologiekonzern Rheinmetall: Der Ladebordstein, der in den vergangenen Monaten im Technology Center des Düsseldorfer Unternehmens erdacht und im November 2022 vorgestellt wurde.

Ladebordstein lädt mit Wechselstrom

Das Prinzip ist so einfach, wie es der Begriff suggeriert: Es handelt sich um einen Bordstein, in den die nötige Technik integriert wird, um daran ein Elektroauto mit frischer Energie zu versorgen. Und das gar nicht mal so langsam: Per Wechselstrom (AC) lässt sich mit einer Leistung von bis zu 22 kW nachladen. Die nötige Ladeelektronik ist ebenfalls bereits eingebaut, und per Open Charge Point Protocol (OCPP) kann der Ladebordstein in bestehende Backend-Systeme oder bereits vorhandene Ladesystem-Strukturen eingefügt werden.

Rheinmetall hat seine Ladebordsteine jedoch nicht nur als Komplettlösung erdacht. Wo aktuell vonseiten der Kommunen noch kein Bedarf besteht, Ladeinfrastruktur bereitzustellen, dies aber perspektivisch der Fall sein könnte, ließen sich "Dummy-Bordsteine" installieren. Das Elektronikmodul lässt sich dem Düsseldorfer Konzern zufolge in wenigen Minuten nachrüsten. Ähnlich unaufwändig soll die Wartung der Ladebordsteine vonstattengehen. Zudem verspricht Rheinmetall eine lange Lebensdauer. Um diese und die nötige Sicherheit zu garantieren, unterzieht sie das Unternehmen umfangreichen Langzeittests.

Seit April 2024 hat sich die neue Ladetechnik in einem Pilotprojekt im öffentlichen Raum bewährt. Rheinmetall hatte dazu mit der Stadt Köln und dem Ladeinfrastrukturbetreiber TankE GmbH eine Zusammenarbeit vereinbart. Die Ladebordsteine wurden an zwei unterschiedlichen Standorten im Kölner Stadtteil Lindenthal montiert. Die Bilanz an den insgesamt vier Ladepunkten: Über 2.800 erfolgreiche Ladevorgänge – durchschnittlich mehr als zwei pro Tag und Ladepunkt – und eine technische Verfügbarkeit von über 99 Prozent. Dabei zeigte sich, dass der Ladebordstein auch bei schlechter Witterung zuverlässig Strom liefert. Insgesamt wurden 50 Megawattstunden (MWh) Energie abgegeben, was 19 Kilowattstunden (kWh) pro Ladevorgang entspricht.

"Serienreifes Produkt"

Nun werden die vier Kölner Ladepunkte in den Regelbetrieb überführt. "Mit dem von uns entwickelten Ladebordstein steht ein serienreifes Produkt zur Verfügung, das urbane Ladeinfrastruktur neu denkt", sagt Christoph Müller, CEO der Rheinmetall-Division Power Systems. Das System sei platzsparend, robust sowie barrierearm und lasse sich gut in bestehende Stadtstrukturen integrieren.

Der Hintergrund für die überraschend anmutende, beim genaueren Nachdenken aber doch naheliegende Lade-Lösung liegt auf der Hand: Im urbanen Raum sind die Flächen für die bald dringend benötigte Ladeinfrastruktur für E-Autos jetzt schon knapp. So steht es auch im Masterplan Ladeinfrastruktur II der Bundesregierung, der im Oktober 2022 veröffentlicht wurde.

Ladelösung mit Charme

Ideen, dieses Problem zu lösen, gibt es bereits. Zum Beispiel, Ladeanschlüsse in Straßenlaternen zu integrieren (siehe Fotoshow). Doch diese stehen nicht immer dort, wo die passende Parkfläche vorhanden ist. Bordsteine gibt es dagegen überall oder lassen sich vielerorts mit relativ geringem Aufwand installieren, was der Rheinmetall-Lösung durchaus Charme verleiht. Zumal der Weg vom Ladebordstein zum Anschluss am Auto besonders kurz ist, was verhindert, dass beispielsweise die Kabel über Gehwege gelegt werden müssen.